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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter
Autoren: Jakob M. Soedher
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hatte gemeldet, dass es in der Gartenlaube bei Gommi seltsam laut für eine Observation zugehe.
    Kimmel war außer sich. Schreiend trappte er in den Gang. »Lydia! Lydia, was macht der Kerl da unten. Der bringt mich noch ins Grab. Der soll doch einfach nur still in dieser Holzkiste hocken und warten, dass es Morgen wird!«
    Lydia Naber streckte Schielin die Zunge raus und meinte Kimmel damit. Als der in die Tür trat, hatte sie schon genug Ärger angesammelt. »Was fragst du eigentlich mich!? Fahr doch selber runter und schau nach!«, blaffte sie ihn an, als er in die Türe trat.
    Kimmel wusste selbst nicht, weshalb er ausgerechnet von Lydia Auskunft erwartete.
    Sie setzte nach. »Ich war gleich dagegen … ist doch auch unsinnig … da unten rumhocken.«
    »Ach, unsinnig! Ich treffe also unsinnige Entscheidungen!«, giftete Kimmel ins Büro, »was ist so schwer daran, sich still in ein Gartenhäuschen zu hocken und nichts zu tun, was!? Niemand hat von ihm verlangt, dass er die Bude dort unten zusammenlegt. Und was denken die da drüben, he!?«
    »Ist schon unkommod«, gab Lydia nicht auf, aber schon mit weniger Biss in der Stimme.
    »Unkommod, unkommod! Da hätt er halt zur Stadtverwaltung gehen sollen, oder Feuerwehrkommandant, könnt er schöne Autos fahren und Denkmäler bauen …«
    Kimmel zog wieder ab.
    Zehn Minuten später bekam Lydia Gommi ans Handy. Sie schimpfte tuschelnd mit ihm.

Gartenlaube
    Im Laufe der Nacht hatten sich die Wolken über der Bregenzer Bucht verdichtet. Immer grauer und düsterer war es geworden. Die Berge auf der Schweizer Seite und auch der Pfänder waren im trüben Einerlei völlig verschwunden. Der See hatte mit Unruhe reagiert. Aufgeregt schlugen kurzläufige Wellen ineinander. Erst als mit Tagesanbruch ein sanfter Regen einsetzte, beruhigte sich das Wasser. Grau und träge lag es nun, eins geworden mit den Wolken.
    Zu dieser Zeit und nach einer kurzen Nacht waren alle auf der Dienststelle und bereiteten den Tag vor. Schielin traf Absprachen mit den Kollegen in Königsstein. Robert Funk, Jasmin Gangbacher und Kimmel warteten im Bayerischen Hof, bis Grohm gefrühstückt hatte. Kurz bevor sie ihn festnahmen, gaben sie Schielin Bescheid, der seinerseits den Kollegen in Hessen Bescheid gab zugreifen zu können.
    *
    Grohm nahm die Festnahme mit stillem Zorn entgegen. Er hatte sich in den wenigen Tagen sehr verändert. Seine braune Gesichtshaut, die mit dem weißen Bart so eloquent dahergekommen war, war jetzt ausgeblichen und fahl, wie Wolken und Wasser draußen vor der Insel. Sein Körper hatte an Stolz verloren. Doch er war keineswegs gebrochen. Nach wie vor war ihm die Energie anzumerken, die in seinem Innern wirkte. Seine Augen glühten und jeden, den er eindringlich ansah, bekam seinen Zorn zu spüren. Schielin ließ ihn nach der Belehrung im Vernehmungszimmer warten. Grohm verzichtete auf einen Anwalt und gab an, sich nicht äußern zu wollen. Er hätte dies bereits über die Maßen ausführlich getan. Wenzel saß stumm und müde bei ihm. Kimmel bemühte sich darum, Gahde so schnell wie möglich in die Nähe zu bekommen.

    Mit einem Plastikkasten unter dem Arm betrat Schielin den Vernehmungsraum, gefolgt von Lydia. Grohm wurde nochmals belehrt und sprach lauter als erforderlich und mit brennenden Augen in das Mikrofon: dass er keinen Anwalt brauche und nicht beabsichtige etwas sagen zu wollen.
    Von der neuen Situation wusste er noch nichts.
    Als Lydia Naber daraufhin einen Packen Plastiktüten aus dem Kasten holte und stumm auf dem Tisch ausbreitete, als sie dann noch die in einer durchsichtigen Tüte befindliche Tasche selbst hervorzog und wortlos betrachtete, erstarrte Grohm. Schielin beobachtete es genau und riet ihm nochmals, einen Anwalt hinzuzuziehen.
    Er bekam keine Antwort.
    Lydia Naber nahm Grohm gegenüber Platz und berichtete davon, wie und wo sie die Tasche gefunden hätten. Dass sich auf dem Handy Fingerspuren von ihm befänden, sicher auch DNA-Spuren, die noch auf Bestätigung der Untersuchung warteten. Er lauschte ihren Worten, hing an ihren Lippen und fast konnte man meinen, er wiederhole leise, was er von ihr zu hören bekam, denn seine Lippen bewegten sich, ohne dass ein Laut zu hören war. Als sie ihn aufforderte zu erklären, wie und aus welchem Grund er Agnes Mahler getötet hatte, verlangte er die Hinzuziehung eines Anwalts. So hatte er es formuliert. Dann lehnte er sich mit verschränkten Armen zurück und sah stumm zur Wand.
    Noch vor Mittag betrat Grohms
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