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Inselwaechter

Inselwaechter

Titel: Inselwaechter
Autoren: Jakob M. Soedher
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Morgen festgenommen werden. Das war mit den hessischen Kollegen, die für Gahde zuständig waren, noch zu besprechen.

    In einer der benachbarten Gartenlauben bezog Gommi mit Einbruch der Dunkelheit Position. Er brauchte eine Weile, um mit zitternden Händen das Magazin seiner Waffe zu laden. Leise jammerte er, dass es immer ihn mit den gefährlichsten Aufträgen erwischte. Eine Videokamera hatte den verlassenen Schrebergarten im Infrarotblick – falls jemand käme, in der Nacht. Ein Funkgerät und ein Handy waren seine Kontakte zur Außenwelt. Lydia Naber hätte den Dienst gerne für ihn übernommen, doch sie war mit Wenzel damit beschäftigt, den Inhalt Agnes Mahlers Tasche auszuwerten und Robert Funk hatte den Auftrag, Grohm im Blick zu behalten. Schielin war mit Ermittlungen beschäftigt. Lange telefonierte er mit den Kollegen in Hessen und erläuterte die Umstände und den Inhalt des Haftbefehls für Frederic Gahde. Telefone mussten überwacht werden.
    Es war schon Nacht geworden, als Lydia Naber mit Wenzel ins Büro kam. In einer Plastikwanne lagen Gegenstände und Papiere beisammen, die in der Tasche gefunden worden waren – ordentlich verpackt, nummeriert und beschriftet. Schielin entdeckte auch ein Handy. Es war die Tasche von Agnes Mahler. Und noch etwas hatten die beiden herausgefunden. Auf dem Handy befanden sich Fingerspuren – die von Helmut Grohm.
    Viel Papierkram war zudem vorhanden: Kopien, Notizzettel, ausgeschnittene Zeitungsberichte und amtliche Dokumente. Auf einem dieser Dokumente las Schielin den Namen der Stiftung.
    Lydia ließ sich müde in ihren Bürostuhl sinken. Wenzel nahm eine der Plastikfolien mit Unterlagen aus der Wanne. »Sie hat Grohms Vergangenheit durchforscht und ist auf diese Stiftung getroffen, die sie wohl näher unter die Lupe genommen hat. Es gibt auch Fotos. Sie muss vor Kurzem erst in einigen der Heime gewesen sein, die Grohm und Gahde … benutzen – so muss man es wohl nennen.«
    »Das ist gut möglich. Ihre Freundin, diese Anwältin, hat mir erzählt, dass sie erst neulich im Osten gewesen sei. Ich habe mir aber nichts dabei gedacht.«
    »Es scheint sicher zu sein, dass sie die Menschen dort für Medikamententests missbraucht haben.«
    »Ich befürchte, sie hat Grohm und Gahde unter Druck gesetzt. Sie wollte den Kerl loswerden, und zwar ohne jegliche finanzielle Abfindung. Die Sache mit dem Doktortitel und dann noch illegale Medikamententests … da geht es nicht mehr nur um den Verlust von Ehre und Ansehen – da ging es um die blanke Existenz, um Freiheit oder Knast. Wenn das kein Motiv ist.«
    »Was Gahde angeht, haben wir bis jetzt überhaupt keine Spur«, meinte Wenzel.
    »Aber Grohm, den können wir schon mal an die Wand nageln«, kam es von Lydia, die gerade zum Telefonhörer griff. Sie machte sich Sorgen um Gommi, der alleine drunten in der Gartenlaube hockte. Sie hielt das für eine unsinnige Maßnahme, aber Kimmel hatte es sich in den Kopf gesetzt. Sie selbst hatte das Handy, das Gommi dabeihatte, selbst auf stummen Klingelton gestellt und das Funksprechgerät auf leiseste Lautstärke.
    *
    Erich Gommert erschrak zu Tode, als das Handy, das neben dem Funkgerät auf einem alten Blechtisch lag, hässliche Geräusche von sich gab. Da er der Konspiration wegen auf Licht verzichtete, griff er im Dunkeln in die Richtung des Geräusches. Das Handy bewegte sich, angetrieben von Vibration und leichtem Schrägstand des Tisches, mit jedem neuen Impuls zur Tischkante hin. Als Gommi seinen Schrecken überwunden hatte und in hektischer Eile nach dem kleinen, leuchtenden Ding griff und gleichzeitig dabei aufstand, kippte der Blechtisch mit lautem Geklapper um. Das wenige, bläuliche Licht vom Handydisplay war nun auch verschwunden und er stand im Dunkel. Langsam tastete er am Boden entlang. Sein Herz raste, Schweiß drang aus allen Poren.

    Lydia Naber drückte den Anruf weg, als sich die Mailbox meldete. »Gommi geht nicht ran. Ich versuch es mal über Funk.«

    Inzwischen hatte Erich Gommert das Funkgerät finden und die Orientierung an den Tasten auch im Dunkel herstellen können. Bewegen traute er sich nicht. Der Lautstärkeregler klackte so angenehm beim Drehen.
    Mit lautem Blechton drang Lydias Stimme durch die nächtliche Stille der Schrebergärten. »Gommi, ist alles in Ordnung bei dir? Gommi?«
    Bei Gommi war nicht alles in Ordnung.
    Auf der Dienststelle klingelte Kimmels Telefon. Der Dienstgruppenleiter von gegenüber war dran. Der in der Nähe postierte Kollege
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