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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens
Autoren: Josie Litton
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nicht?«
    »Diese feurige Lava fließt schon seit Jahrtausenden unter der Erde dahin. Ein paar Jahrzehnte nach der Katastrophe tauchte sie auf. Darüber wird nicht gesprochen, sonst würde das Volk die gleiche unnötige Angst empfinden, die dich jetzt bewegt. Jeder Vanax – seit meinem Ahnherrn, der sie damals entdeckt hat – behält den Lavastrom gewissenhaft im Auge. Diese Pflicht erfülle auch ich. Das Feuer schwillt an und verebbt. Manchmal lodern Flammenstrahlen höher empor als jene, die du beobachtet hast, oder sie flackern nur kurz auf. Jedenfalls bleibt alles im Gleichgewicht. So wie ganz Akora.«
    Maßlos erleichtert seufzte sie. »Das hätte ich mir denken können«, gestand sie leise.
    »Was denn? Dass ich eine so gewaltige Bedrohung unseres Landes nicht verheimlichen würde? Dass ich alles tun würde, um unser Volk zu schützen? Ja, das hättest du wissen müssen.«
    »Tut mir so Leid, Atreus...« Nun kam sie sich wie eine Närrin vor. Deilos hatte die Lava benutzt, um leichtgläubigen Menschen wie ihrem Bruder einzureden, Akora würde über Atreus’ Politik zürnen. Natürlich hätte sie das nie geglaubt, aber angenommen, die Gefahr wäre real.
    »Deshalb musst du dich nicht entschuldigen, Brianna.« Großzügig ging Atreus über ihre Zerknirschung hinweg. »Und nun will ich dir erklären, warum ich dich gesucht habe – weil ich mich bei dir entschuldigen will.« Nach einem tiefen Atemzug fuhr er fort: »Was deinen Eltern zugestoßen ist, bedauere ich von ganzem Herzen.«
    »Du hast nur deine Pflicht getan. Das weiß ich inzwischen.« Zu dieser Erkenntnis war sie tatsächlich gelangt. So grausam konnte das Leben sein. Manchmal verursachten die ehrenwertesten Menschen Tragödien, obwohl sie nur das Gute anstrebten.
    »Ja«, bestätigte er. »Aber das spricht mich nicht von jeder Schuld frei. Oder von meinem Versäumnis, dir die ganze Wahrheit zu gestehen. Dass ich die Kanone abfeuerte, die das französische Schiff zerstörte...«
    Die schreckliche Tatsache, von Atreus in Worte gefasst – das peinigte Brianna viel schmerzlicher, als jene Ereignisse allein zu verarbeiten.
    »Auch das war deine Pflicht«, flüsterte sie.
    »Gewiss, die Pflicht, die mir Akora auferlegte – an die ich unentwegt denke, seit ich zum Vanax erwählt wurde. Weil sich meine Seele so sehr gegen das Amt sträubte, muss ich mich ganz besonders bemühen, um ihm zu genügen.«
    »Du bist ein guter Regent, Atreus.«
    »Vielleicht. Aber ich möchte auch ein guter Mann sein. Das finde ich genauso wichtig.« Eine Zeit lang schwieg er. Als er wieder sprach, klang seine Stimme tief und sanft, und eine seltsame Sorge schwang darin mit, die Brianna nicht verstand. »Ohne deine Hilfe hätte ich Deilos nicht besiegt.«
    »Das ist nicht wahr. Sicher hättest du Mittel und Wege gefunden.« Immer würde er wissen, was er tun musste, um Akora zu schützen, immer die richtige Entscheidung treffen. Darauf vertraute das ganze Volk. Niemals würde er irgendjemanden im Stich lassen. Das wäre unvorstellbar.
    Anscheinend sah er das anders. »Wohl kaum. Die Vision, in der ich dich beim Ritus meiner Wahl sah, diente einem ganz bestimmten Zweck. Um Deilos zu besiegen, mussten wir beide unsere Kräfte vereinen. Obwohl wir nicht geheiratet hatten, taten wir, was nötig war.«
    Wie meinte er das? Um solche Worte zu hören, hatte sie ihn nicht gesucht – eindeutig nicht. »Was nötig war?«
    Schweigend nickte er. Im Sternenlicht sah sie seinen stolzen Kopf zustimmend geneigt. Trotzdem musste er es aussprechen.
    »Heißt das – unsere Heirat ist überflüssig geworden?«
    Wieder einmal stärkte er sich mit einem tiefen Atemzug. »Es sei denn, du erwartest ein Kind.«
    »Nein«, entgegnete sie und bekämpfte ein verräterisches Bedauern.
    »Dann bist du frei. Wenn Polonus genesen ist, soll er dich in England besuchen. Es wird ihm gut tun, einige Zeit fern von Akora zu verbringen, mehr von der Welt zu sehen. Und du könntest seine Gesellschaft genießen.«
    »Also verbannst du ihn.«
    »Sonst müsste ich ihn ins Gefängnis schicken. Und ich denke, ein Exil wäre vorzuziehen.«
    »Vielleicht für ihn. Und was wird aus mir?«
    Mit dieser Frage überraschte sie ihn. »Wann immer du willst, kannst du nach Akora zurückkehren. Doch das musst du selbst entscheiden – falls du die Schatten der Vergangenheit jemals bezwingen wirst.«
    Er stand auf und berührte ihre Schulter, nur ganz leicht.
    »In England kam ich gar nicht auf den Gedanken, deine Wünsche zu
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