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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens
Autoren: Josie Litton
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berücksichtigen – obwohl ich wusste, dass ich teilweise für den Tod deiner Eltern verantwortlich bin. Wegen meines Amtes hast du an meiner Menschlichkeit gezweifelt. In gewisser Weise muss ich dir Recht geben.«
    »Damals sprach ich unüberlegt.« Dumm und vorschnell...
    »Oh nein, du hast die Wahrheit gesagt – und außerdem gegen die Lüge des Schweigens protestiert. Was verheimlicht oder unterlassen wird, kann genauso schmerzhaft sein wie Worte oder Taten. Zwischen uns beiden soll nichts mehr im Unklaren bleiben. Du bist frei, und du wirst dein Schicksal selbst bestimmen.«
    Wie edel von ihm... Brianna schüttelte seine Hand von ihrer Schulter. Dann erhob sie sich im kalten Sternenlicht. »Und du, Atreus? Die freie Entscheidung, die du mir zubilligst – befreit sie nicht auch dich?«
    »Ich bin der Vanax. Für mich gibt es keine Freiheit.«
    Ein paar Sekunden lang schaute er sie noch an, bevor er in den Schatten verschwand. Allein und reglos stand sie unter dem Sternenmeer.
    Hatte sie sich nicht Flügel gewünscht, um Akora zu verlassen? Atreus hatte sie ihr geschenkt.

Kapitel 20
    N un war es vollbracht. Brianna freizugeben, hatte ihn größere seelische Kräfte gekostet als alles andere in seinem bisherigen Leben. Das verdiente sie, und mehr konnte er ihr nicht bieten. Durch seine Mitschuld hatten ihre Eltern das Leben verloren. Ihr eigenes sollte sie selbst gestalten.
    Doch der Preis, den er dafür zahlte... Verdammt, es tat so weh. Natürlich würden Herzen niemals brechen, nicht buchstäblich.
    Trotzdem fühlte sich sein Herz so an.
    Mit möglichst schnellen Schritten ging er davon. Wenn er auch nur sekundenlang zögerte, würde sein Entschluss ins Wanken geraten. Und er warf keinen Blick zurück. Er hatte schon zu viele Fehler begangen. Noch einen würde er nicht hinzufügen.
    Wohin sollte er sich wenden? Kein Ort lag weit genug von Brianna entfernt, selbst wenn sie sich in der entlegensten Region der Schöpfung befände. Diese Nacht würden sie nicht unter einem Dach verbringen, mochte der Palast auch noch so groß sein.
    Nur selten nahm er sich Zeit für seine persönlichen Bedürfnisse. Aber unter diesen Umständen hielt er das für sein gutes Recht, und er fand es am vernünftigsten. Die Ratsherren und die Helios-Leute konnten einander auch in seiner Abwesenheit anschreien, die sie vermutlich gar nicht bemerken würden.
    Irgendwann wollte er in den Sitzungssaal zurückkehren und versuchen, einen Kompromiss auszuhandeln. Obwohl keine Partei alle ihre Wünsche erfüllt sehen würde, wäre jeder immerhin ein teilweiser Erfolg beschieden. Und für Akora würde das einen wichtigen Fortschritt bedeuten.
    Wie er Brianna erklärt hatte, waren sie dank seiner Vision zusammengeführt worden, um Deilos zu besiegen. Daran zweifelte er nicht. Und genauso stimmte es, dass sie ihm die Augen für die Dringlichkeit einschneidender Reformen geöffnet hatte – in einem größeren Ausmaß, als es ihm zuvor nötig erschienen war. Helios oder »Sonnenschein« propagierte gar keine so schlechten Ideen – vorausgesetzt, die Bewegung gestand ihren Gegnern einen gewissen Spielraum zu.
    Doch das alles hatte Zeit bis später. Er ging in seine Suite, hinterlegte eine kurze schriftliche Nachricht, ergriff seinen Lieblingsbogen und einen Köcher mit Pfeilen. Dann verließ er den Palast.
    Blicklos starrte Brianna den Sternenhimmel an. Sie blieb noch sehr lange auf dem Dach, weil sie hoffte, das würde ihr helfen, klar zu denken. Bedauerlicherweise irrte sie sich. Das Leben ist kostbar, die Liebe ebenso , hatte ihr Vater betont. Diese Worte nahm sie sich zu Herzen. Um Delphine und Edward würde sie immer trauern. Aber sie durfte Atreus den Tod ihrer leiblichen Eltern ebenso wenig anlasten, wie sie ihre Liebe zu ihm verleugnen konnte.
    Also war alles schön und gut gewesen. Und jetzt das...
    Er musste sie nicht mehr heiraten. Mochten sich seine Worte auch verschieden deuten lassen – ihr vordergründiger Sinn stand an erster Stelle. Atreus war nach England gereist, hatte Brianna für sich beansprucht und zur Rückkehr nach Akora bewogen – in der festen Überzeugung, sie sollten eine schicksalhafte Ehe eingehen. Von diesem Standpunkt brachte ihn nicht einmal die Rolle ab, die er beim Tod ihrer Eltern gespielt hatte.
    Und doch – er hätte ihr die Wahrheit bis nach der Hochzeit verschweigen können...
    ... um sich eine Ehefrau aufzuhalsen, die ihn womöglich verabscheuen würde?
    Stattdessen hatte er ihr die Freiheit geschenkt.
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