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Insel meines Herzens

Insel meines Herzens

Titel: Insel meines Herzens
Autoren: Josie Litton
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die Liebe ebenso. Und damit bin ich am Ende meiner Weisheit.«
    Unter Tränen lächelte sie. Warum brannten sie neuerdings so oft in ihren Augen? »Dann muss ich dir versichern, du bist sehr weise.«
    Gerührt murmelte er etwas Unverständliches und umarmte sie.
    Danach musste sie sich in Geduld fassen. Der Vanax hielt Besprechungen mit seinen Ratsherren ab. Der Vanax traf Helios-Mitglieder. Und Helios-Mitglieder trafen sich mit Ratsherren.
    Offensichtlich wurden durchgreifende Reformen eingeleitet. Es lag in der Luft. Rings um den Palast und in der Stadt bildeten sich kleine Gruppen. Lebhaft diskutierten die Leute, und manchmal kam es sogar zu hitzigen Debatten. Aber Ruhe und Ordnung herrschten vor, denn in den Herzen der Akoraner war die Überzeugung, der Vanax würde die richtigen Entschlüsse fassen, tief verwurzelt.
    Inständig hoffte Brianna, auch sie würde sich richtig entscheiden.
    Am Abend des dritten Tages, nachdem sie dem Höllenfeuer entronnen war, ging sie auf die Suche nach Atreus. In seinem Studio, wo sie ihn zu sehen erwartet hatte, fand sie ihn nicht, ebenso wenig in den Höhlen unter dem Palast. Nirgends ließ er sich blicken.
    Schweren Herzens kehrte sie in den unterirdischen Tempel zurück. Nach kurzem Zögern berührte sie das steinerne, von Moos überwachsene Gesicht. Dass sie nur feuchte Kälte spürte, überraschte sie nicht. Doch sie erinnerte sich deutlich genug an die Wärme, die sie mit Atreus’ Hilfe gefühlt hatte.
    Und an die geteilten Freuden an diesem Ort...
    Leise flüsternd wehte ein Luftzug durch den Tempel und streifte den Rock ihrer Tunika. Eine Zeit lang blieb sie noch hier und staunte über die Zufriedenheit, die allmählich in ihre Seele einkehrte. Dieser Zustand erschien ihr so angenehm, dass sie beinahe die Augen geschlossen hätte, um einzuschlummern, wäre die Suche nach Atreus nicht wichtiger gewesen. Und so verließ sie die Höhlenwelt.
    Würde sie den Mut aufbringen, in seine Privatsuite zu gehen, wie sie es schon einmal gewagt hatte? Statt darüber nachzudenken, betrachtete sie den Glanz des Sternenhimmels. Der Mond, zu einer dünnen Sichel verkleinert, konnte nicht mit den Sternbildern wetteifern. Während sie nach oben schaute, zog ein Meteorit einen weiten Bogen über den Himmel und verschwand aus Briannas Blickfeld.
    Genau die richtige Nacht für Sterngucker, dachte sie. Nun würden sich die akoranischen Astronomen im Observatorium aufhalten – hingebungsvolle Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die tagsüber schliefen und nach Einbruch der Dunkelheit zu arbeiten begannen. Aber sie würde über das restliche Dach des Palastes wandern können, ohne jemanden zu stören.
    Mit flinken Schritten stieg sie die Stufen hinauf. Am Treppenabsatz blieb sie stehen. Kein einziges Licht brannte hier oben, denn das würde die Sicht der Astronomen beeinträchtigen. Nun wartete sie, bis sich ihre Augen an den Sternenschein gewöhnten. Allzu lange dauerte es nicht. Sie fand ihren Weg zu der Seite des Dachs, die einen Ausblick über Ilius bot, und setzte sich. Nach einer Weile merkte sie, dass sie nicht mehr allein war.
    »Ich habe dich gesucht«, sagte Atreus. Im Silberglanz betrachtete sie voller Sehnsucht sein markantes Gesicht, die breiten Schultern, beobachtete seine geschmeidigen Bewegungen. Um den Kampf um ihre Selbstbeherrschung nicht zu verlieren, schaute sie wohlweislich wieder zu den Sternen hinauf. »Und ich habe dich gesucht. Wie sind die Besprechungen verlaufen?«
    Er lachte trocken, nahm neben ihr Platz und streckte die langen Beine aus. »Noch sind sie nicht beendet. Und das ist so ungefähr das Beste, was ich darüber berichten kann.«
    Besorgt musterte sie ihn. »Können sich die Helios-Mitglieder und die Ratsherren nicht einigen?«
    »Oh, doch – jede Partei behauptet, die andere sei arrogant, anmaßend und starrsinnig.«
    »Also wurden keine Fortschritte erzielt?«
    Bevor er antwortete, dachte er kurz nach. »Wenigstens schreien sie nicht mehr so laut. Aber das liegt vielleicht an ihren wunden Kehlen.«
    »Atreus...« Zaudernd hielt sie inne. Aber sie musste die Frage stellen. »Wozu all die Mühe um Reformen auf Akora – wenn die Situation unabänderlich ist?«
    »Welche Situation meinst du?« Seine Überraschung wirkte echt.
    »Nun, der Vulkan...«
    Schweigend und abwartend erwiderte er ihren Blick.
    »Ich weiß, was ich gesehen habe, Atreus.«
    Unfassbarerweise lächelte er. »Und deshalb glaubst du, Akora wäre in Gefahr?«
    »Stimmt es etwa
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