Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume
Autoren: Josie Litton
Vom Netzwerk:
hatte sie die Einladung abgelehnt und auch ihre Töchter dazu veranlasst.
    Und der König befand sich wieder einmal in der Gewalt des Wahnsinns, der ihn in gewissen Abständen schon vier Mal befallen hatte. Diesmal kündigte sich keine Genesung an, und so würde sein ältester Sohn und Erbe die Regentschaft übernehmen müssen. Früher hatten Prinny und seine Brüder das sinnlose Gefasel und die fahrigen Gesten des Vaters imitiert, um sich zu amüsieren. Ob sie auch diesmal so tief sanken, wusste man nicht, und Joanna hoffte, sie würden auf dieses fragwürdige Vergnügen verzichten.
    Trotz alledem - oder vielleicht gerade deshalb - trugen die meisten Gäste eine geradezu euphorische Fröhlichkeit zur Schau. Darcourt bildete eine Ausnahme, denn er wirkte - nicht direkt gelangweilt, aber resigniert. Ja, dachte Joanna, genau das richtige Wort. Resigniert. Warum, konnte sie sich nicht vorstellen. Unentwegt wurde er von seinen Tischgefährten, Prinny eingeschlossen, hofiert. Und Lady Lampert schien ihm äußerst liebenswürdig zu begegnen.
    Wie schön für ihn, dass er solche Privilegien genoss und in einer so angenehmen Atmosphäre tafelte, bewundert und geachtet, während sie vor Sorge um Royce fast verging... Nein, sie wollte sich nicht ausmalen, wo sich ihr Bruder in diesem Moment aufhalten mochte, was er womöglich erleiden musste. Mühsam kämpfte sie mit heißen Tränen. Wenn sie fließen würden - es wäre zu beschämend.
    Ihr Stolz rettete sie. Irgendwann würde dieses alberne, protzige Fest ein Ende finden. Darcourt würde gehen. Und sie würde ihm auf den Fersen bleiben, die personifizierte strafende Gerechtigkeit, unnachgiebig und gnadenlos. Falls er glaubte, er könnte ihr entrinnen, täuschte er sich.
    Allmählich verendeten die Fische. Alex beobachtete, wie wieder einmal ein goldener Leib zur Wasseroberfläche in der Tischmitte emporglitt, das klaffende Maul unbewegt, die Augen glasig. Anscheinend gab es nichts, was die Verschwendungssucht des Prinzregenten zu zügeln vermochte. Die Speisen wurden in so reichlicher Fülle aufgetragen, dass sogar der unmäßige Appetit seiner Gäste kapitulieren musste. Vermutlich würden die Delikatessen verderben, bevor das Dienstbotenheer darüber herfallen durfte. Und obwohl die Zecher ihr Bestes taten, um sich sinnlos zu betrinken, würde der Champagnerstrom nicht einmal annähernd versiegen. Schließlich würde man den schalen Rest, eine gewaltige Menge, einfach wegschütten. Die Blumen, die mehrere Gärten füllen würden, fingen zu welken an. Noch ein Fisch starb im lächerlichen Miniaturfluss.
    In der Tat, an vulgärer Prunksucht übertraf dieser Abend Alex’ schlimmste Erwartungen.
    Lady Lampert saß ihm gegenüber. Trotz ihres beträchtlichen Charmes würde er sie nicht als besonders feinfühlige Seele bezeichnen. Aber nun erblasste sie und schob ihren Teller beiseite. »Oh Gott«, murmelte sie und wandte ihren Blick von dem gewundenen Flüsschen ab. Das Drama der sterbenden Fische erregte auch die Aufmerksamkeit der anderen Gäste. Abrupt verstummte die lebhafte Konversation.
    Inmitten eines langwierigen Berichts über seine imaginären militärischen Leistungen erkannte der Prinzregent etwas zu spät die Ursache der Störung. Die Stirn gerunzelt, zog er schlaffe Fleischfalten zwischen seinen Brauen zusammen und hob eine dicke, mit mehreren Ringen geschmückte Hand, als könnte er mit dieser Geste verscheuchen, was ihm missfiel.
    Das gelang ihm nicht. In der Wärme des Wintergartens begannen die toten Fische zu stinken. Die Gesichter einiger Gäste, die zu viel gegessen und getrunken hatten, nahmen eine beängstigende aschgraue Färbung an.
    Zum ersten Mal seit Stunden besserte sich Alex’ Laune. Es war fast fünf Uhr morgens. Bald würde der neue Tag heraufdämmern, der traditionelle Zeitpunkt, der glanzvollen Festen ein Ende bereitete. Offensichtlich stellte die Eröffnung des Carlton House einen ganz besonderen Triumph dar, von den übel riechenden Fischen abgesehen.
    Alex beugte sich vor und schaute eindringlich in Prinnys blutunterlaufene Augen. »Sire, sicher könnten Sie Ihren Gästen im Gartenzelt keine größere Freude machen, als ihnen zum Abschluss der Party Ihre Gesellschaft zu gönnen.«
    Nachdem der Prinzregent ein paar Mal geblinzelt hatte, drang der Sinn dieser Worte durch den Alkoholnebel in seinem Gehirn. Geschmeichelt nickte er. Sein Kopf schien nur lose am Hals zu sitzen. »Da haben Sie völlig Recht, Darcourt. Wie nett von Ihnen, daran zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher