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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume
Autoren: Josie Litton
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denken! So gern ich auch mit Ihnen allen zusammen bin, meine lieben, lieben Freunde - wir dürfen nicht selbstsüchtig sein. Ja, ich sollte mich wirklich auch den anderen zeigen.«
    Von diesem Entschluss beflügelt, stand er so plötzlich auf, dass zwei Lakaien herbeieilen und seinen Stuhl festhalten mussten, der ansonsten umgekippt wäre. Seine Tischgenossen erhoben sich ebenfalls. Hastig entfernten sie sich von den toten Fischen.
    »Dem Himmel sei Dank!«, seufzte Lady Lampert, als Alex zu ihr ging und ihr seinen Arm bot. »Diese Tortur hätte ich keine Minute länger ertragen. Welch ein Wahnwitz! Gibt es denn nichts, was diesen Mann zur Mäßigung bewegen würde?«
    Und diese Worte aus dem Mund einer Frau, die alle Freuden des Lebens hemmungslos genoss... Wenn sich sogar Lady Lampert angewidert fühlte, musste Prinny tatsächlich über die Stränge geschlagen haben.
    »Wohl kaum«, erwiderte Alex. Eine schärfere Kritik an seinem Gastgeber erlaubte er sich nicht. Doch er überlegte, wohin die britische Politik führen würde, wenn der oberflächliche, selbstsüchtige Prinzregent den Thron bestieg. Mit jedem Tag wuchs diese Sorge.
    Während Napoleon über den europäischen Kontinent hinwegstürmte, suchte England Macht und Prestige, wo immer sich beides finden ließ. Australien und Indien genügten den Briten nicht. In absehbarer Zeit würden sie ihren begehrlichen Blick auf das kleine, aber strategisch äußerst günstig gelegene Königreich jenseits der legendären Herkulessäulen werfen, der Vorgebirge zu beiden Seiten der Osteinfahrt in die Straße von Gibraltar. Wenn sie das Inselreich eroberten, würden sie den Zugang zum Mittelmeer kontrollieren.
    Das musste er verhindern. Wie er Grey wahrheitsgemäß erklärt hatte, erledigte er keinen offiziellen diplomatischen Auftrag des Königtums Akora. Trotzdem war er mit einer Mission betraut, und nichts durfte ihm in die Quere kommen.
    Draußen im Garten wurde Prinny sofort von den etwa siebenhundert Gästen umringt, die im vorderen Teil des riesigen Zeltes gesessen hatten und allen anderen den Weg versperrten. Zweifellos glaubte er, sie würden ihn enthusiastisch bejubeln. Diese Meinung teilte Alex, ein geübter Menschenkenner, keineswegs. Den meisten Leuten merkte er die Erleichterung über das Ende der Party an, das der Gastgeber mit seiner Ankunft signalisierte.
    Mit den toten Fischen konnte nichts konkurrieren. Diese Geschichte würde man immer wieder erzählen, das denkwürdigste Ereignis des Abends, allerdings dicht gefolgt vom Zustand des Gartens. Wohin sich Alex auch wandte, überall erblickte er zertrampelte Büsche und Blumen. Sogar ein paar kleine Bäume drohten umzustürzen. Die Gäste sahen nicht viel besser aus. Auf weiblichen und männlichen Gesichtern zerrann die Schminke, Perücken waren verrutscht, kostbare Kleider von Speisen und Getränken befleckt, die man in schweißtreibender Enge und viel zu unmäßig konsumiert hatte. Beglückt genoss der Prinzregent die kriecherische Dankbarkeit der Leute und trat allmählich den Rückzug an. Alex atmete auf. Glücklicherweise entdeckte er eine Lücke im Gedränge und führte Lady Lampert hindurch. Als sie das Ende des Gartens erreichten, drehte sich Prinny um und schenkte den Gästen ein letztes majestätisches Lächeln, bevor er im Haus verschwand.
    Erst jetzt durfte Alex mit seiner Begleiterin das Weite suchen. »Hier hindurch«, murmelte er. Eine praktische schmale Öffnung zwischen der Hecke und der Mauer, die das An-wesen des Carlton House umschloss, bot ihnen einen angenehmen direkten Zugang zur Straße.
    Wie er Sekunden später merkte, hatte er den richtigen Fluchtweg gewählt, denn seine Kutsche stand genau dort, wo er es erwartet hatte, fern vom Getümmel der anderen Leute, die zum Ausgang strebten. Während weniger weitsichtige Gäste bis zur Morgendämmerung im dichten Verkehr festsaßen, konnten Lord Darcourt und Lady Lampert ungehindert aufbrechen.
    Er nickte dem Fahrer zu, der bereits auf dem Kutschbock saß, die Zügel in der Hand. Dann öffnete er den Wagenschlag, half der Lady einzusteigen und folgte ihr blitzschnell. Noch bevor er Platz nahm, wurde das Gespann des glänzenden schwarzen Landauers angespornt.

2
    Mit grimmiger Genugtuung schaute Joanna dem Landauer nach. Sie hatte vermutet, Darcourt würde in aller Eile die Flucht ergreifen, und sich nicht getäuscht. Wie gut, dass sie sich vor der Party die Mühe gemacht hatte, den Standort des Wagens festzustellen... Das war ihr nicht
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