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Insel meiner Traeume

Titel: Insel meiner Traeume
Autoren: Josie Litton
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zurück und musterte sie aufmerksam. »Bist du unverletzt?«
    »Nur ein paar blaue Flecken. Irgendwelche Nachrichten von...?«
    »Einige Leichen, die man für Akoraner hält, wurden mit der Morgenflut an Land gespült, nicht weit von hier. Von Deilos keine Spur. Nun, das überrascht mich nicht. Die Strömungen...«
    »Ja, ich verstehe.« Joanna wusste, dass der Kanal viele seiner Opfer für sich behielt, wenn wilde Stürme über dem Gewässer tobten.
    »Hoffentlich finde ich eines Tages eine Gelegenheit, mich beim Vanax zu entschuldigen, weil ich ihm die Schuld an meiner Gefangenschaft gab.«
    »Gewiss wird mein Bruder Ihnen erklären, eine Entschuldigung sei überflüssig«, versicherte Alex. »Umso inständiger muss ich Sie bitten, mir ein Versäumnis zu verzeihen.« Lächelnd schaute er Joanna an. »Da gibt es etwas, das ich mit Royce besprechen will.«
    Royce nickte, ernsthaft und erfreut zugleich. Im Gegensatz zu Joanna schien er zu wissen, worum es ging.
    »Und das wäre?«, fragte sie.
    Die beiden Männer wechselten einen Blick.
    »Was glaubst du wohl?«, spottete Royce gutmütig. »Wenn mich nicht alles täuscht, möchte Alex den Ehevertrag mit mir aushandeln.«
    »Oh... Oh!« Brennend stieg ihr das Blut in die Wangen, was sie verblüffte - so, wie die Dinge lagen. »Also, was das betrifft... Natürlich will ich nicht nörgeln, aber ich habe keinen Antrag erhalten.«
    Wie boshaft sie sich benahm, wusste sie. Trotzdem genoss sie die Situation in vollen Zügen. Die Miene ihres Bruders änderte sich sofort. Statt der eben noch bekundeten heiteren Laune strahlte er die ganze Autorität des Lords of Hawkforte aus. »Du hast tatsächlich keinen Antrag erhalten?«, murmelte er und starrte Alex an, der sich beeilte, seinen Fauxpas wieder gutzumachen.
    In der ehrwürdigen Halle Hawkfortes, wo so viele Generationen gelebt und geliebt hatten, kniete der Prinz von Akora nieder, ergriff Joannas Hand und bat sie, seine Frau zu werden. Ohne ihren Bruder zu beachten, der wohlwollend zuschaute, sank auch sie auf die Knie, vor dem Mann, den sie bis in alle Ewigkeit vergöttern würde. Freudig schenkte sie ihm ihr ganzes Herz.
    Und in diesem Augenblick schienen sich ringsum die Geister aller Menschen zu versammeln, die auf Hawkforte das Glück unsterblicher Liebe gefunden hatten.
    Sehr viel später wanderte Royce allein durch den Garten seines Familiensitzes. Die Sonne ging unter und vergoldete jedes Blatt, jeden Grashalm mit dem letzten Segen des Tages. Während er beobachtete, wie die Nacht hereinbrach, wandte er sich zum Meer, und sein Blick folgte der Silberspur des aufsteigenden Mondes. In der Stille dieses Moments gewann er den Eindruck, er würde vor einer schattenhaften, undefinierbaren und zugleich bezwingenden Macht stehen. So stark war das Gefühl, dass er unwillkürlich eine Hand ausstreckte, um nach dem seltsamen Etwas zu greifen. Der lange Tag hatte ihn ermüdet. Und viel-leicht glaubte er nur deshalb, über dem Salzgeruch des Meeres den Duft von Zitronen wahrzunehmen...
    In der Nachtluft vermischten sich die Aromen von Jasmin, Thymian, Oleander und Zitronen. Diesen Duft hatte Kassandra ihr Leben lang gekannt - hier auf Akora, in ihrer Heimat, ihrem Gefängnis. Wie inbrünstig sie sich danach sehnte, das Inselreich zu verlassen, wie schmerzlich sie es vermissen würde... Sie seufzte, stützte ihr Kinn auf die verschränkten Arme und betrachtete durch ein hohes Fenster des Palastes das Meer, das der aufsteigende Mond versilberte. Schimmernd zeichnete er eine Straße auf das dunkle Wasser. Wohin führte sie? In welche der möglichen künftigen Zeiten, die hinter jedem Atemzug warteten, hinter jedem Augenblick? Ausnahmsweise sah sie nicht und spürte nur, was ihr bestimmt war. Von diesem Gefühl getrieben, streckte sie eine Hand aus. Und da berührte sie für einen Sekundenbruchteil eine andere.
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