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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman
Autoren: Josie Litton
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bereits gut genug kennen, um über solche Dinge zu reden.«
    Hastig mischte sich Kassandra ein, um die Wogen zu glätten. »So ein faszinierender Abend … Jahrelang habe ich mir gewünscht, andere Welten und Kulturkreise kennen zu lernen. Was das betrifft, ist meine Reise schon jetzt ein voller Erfolg.«
    »Und wie beurteilen Sie den Prinzregenten?«
    »Er verblüfft mich. Das gebe ich zu. Aber Sie müssen verstehen – die einzigen Herrscher, die ich jemals kannte, waren mein Großvater – und nach seinem Tod mein Bruder Atreus. Der Vanax ist einfach – anders als der Prinzregent.«
    »Meinen Sie, er würde niemals vor einem größeren Publikum singen?«
    »Hat Atreus jemals gesungen, Alex?«, fragte Kassandra.
    »Gelegentlich, im engsten Freundeskreis. Übrigens, eins solltest du bedenken – die Position des Prinzregenten ist erblich.«
    Verwundert runzelte Royce die Stirn. »Gilt das nicht auch für den Vanax?«
    »Nein«, erwiderte Alex. »Atreus wurde nicht zum Vanax ernannt, weil er nach dem Tod unseres Großvaters der älteste Atreide war. Er wurde gewählt.«
    »Von wem?«
    »Nicht von wem , Royce«, entgegnete Kassandra leise. »Atreus unterzog sich einer Prüfung, einem uralten akoranischen Ritual. Hoffentlich sind Sie nicht beleidigt, wenn wir uns weigern, darüber zu sprechen.«
    »Natürlich nicht«, versicherte Royce.
    Mittlerweile näherten sie sich dem schmiedeeisernen Doppeltor vor Alex und Joannas Mayfair-Residenz. Zwei Männer hielten Wache, mit Knüppeln bewaffnet. In ihren breiten Gürteln steckten Pistolen. Während die Kutsche zum Haus fuhr, sah Kassandra weitere Männer an der Mauer patrouillieren.
    »Lass dich nach Hause fahren, Royce«, sagte Alex, nachdem er ausgestiegen war, und den beiden Frauen aus dem Wagen geholfen hatte.
    »Obwohl ich nur eine Viertelmeile entfernt wohne?«
    »Über meinen Rücken zieht sich immer noch die lange Narbe, die ich mir bei einer Wanderung durch das zivilisierte London eingehandelt habe. Das war sträflicher Leichtsinn.« Ehe Royce erneut protestieren konnte, schloss Alex den Wagenschlag.
    Die Räder begannen zu rollen, und Joanna rief: »Oh Royce, hör zu – Kassandra muss tanzen lernen! Würdest du uns morgen besuchen und ihr beibringen, wie man Walzer tanzt?«
    »Walzer?«, wiederholte Alex. »Ich sehe keinen Grund, warum Kassandra …«
    Zu Royces Genugtuung ersparte ihm der knirschende Kies, die nächsten Worte seines Freundes zu hören. Den Kopf an die Lederpolsterung gelehnt, erinnerte er sich, wie oft sein Herz in den letzten Stunden höher geschlagen hatte.
    Kassandra war – schön. Gewiss, das würde niemandem entgehen. Aber sie war auch unerwartet – weltgewandt? Nein, so konnte man sie nicht beschreiben. Mit ihrer Natürlichkeit und Spontaneität unterschied sie sich himmelweit von den affektierten jungen Damen in seinem Bekanntenkreis. Außerdem erschien sie ihm sehr ernsthaft und zielstrebig für ihre Jahre – und ungewöhnlich gebildet. Das verblüffte ihn, weil sie im abgeschiedenen Akora aufgewachsen war, behütet und abgeschirmt gegen den Rest der Welt.
    Aber was wusste er schon über ihre Erziehung – oder über Akora? Eine Gefängniszelle war nicht besonders aufschlussreich. Und wenn man beinahe verhungerte, fehlte einem die Kraft für neugierige Fragen.
    Manchmal musste er sich immer noch in den Arm kneifen, um zu erkennen, dass er die Qualen überstanden hatte.
    Vielleicht würde er diese Nacht nicht im Freien, sondern im Haus schlafen. Und morgen … Zweifellos ein verlockender Gedanke, Kassandra zu zeigen, wie man Walzer tanzte.
    Gedanken und Herzen vereinen sich …
    Selbstvergessen summte er das Lied vor sich hin. Als er sich dabei ertappte, verstummte er abrupt. Aber die Melodie verfolgte ihn noch lange, nachdem er vor seiner Tür aus der Kutsche gestiegen war.

3
    Aber am nächsten Tag wurde Royce aufgehalten, bevor er die Londoner Residenz seiner Schwester und seines Schwagers besuchen konnte. Stattdessen ging er ins Carlton House. Der Prinzregent hatte ihn dorthin bestellt, überraschend früh für einen Mann, der den Großteil seiner Tage verschlief, weil er die Nächte möglichst intensiv genießen wollte.
    Noch erstaunlicher war die mangelnde Eleganz des Prinzregenten, der normalerweise großen Wert auf seine äußere Erscheinung legte. Er trug immer noch dieselbe Hose und dasselbe Hemd wie am vorigen Abend. Jetzt wirkte seine Kleidung zerknittert und fleckig, und sein Haar erweckte den Anschein, als wäre es
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