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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman
Autoren: Josie Litton
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zu einem Sofa. Die Frauen setzten sich. Aber Royce und Alex zogen es vor, direkt hinter ihnen zu stehen. Kassandra fand, damit hätten sie die bessere Wahl getroffen, denn das Sofa war genauso unbequem wie es aussah. Zu ihrer Verblüffung bestand es aus einem langen Brett mit einer dünnen Polsterung voller Rosshaare, die sich wie Kieselsteine anfühlten. Da es keine Lehne gab, musste sie kerzengerade sitzen – eine vorteilhafte, aber ermüdende Pose. Wehmütig dachte sie an die komfortablen, mit Kissen übersäten Diwane auf Akora und beobachtete die anderen Gäste, die allmählich eintrafen und sich platzierten, so gut sie es vermochten. Prinny war bereits auf ein kleines Podest gestiegen. Jetzt folgten ihm zwei Männer. In gedämpftem Ton hielten sie eine Besprechung mit ihm ab.
    »Ein musikalischer Abend«, murmelte Royce.
    »Ist Seine Hoheit musikalisch?«, fragte Kassandra über ihre Schulter, weil sie wissen wollte, ob ihr neue Qualen drohten.
    »Er spielt recht gut Pianoforte und Cello. Und er hat eine beachtliche Singstimme. Unglücklicherweise ist er derzeit nicht allzu gut in Form, aber der Kunstgenuss müsste halbwegs zu ertragen sein.«
    Nach einem Wink des Prinzregenten klopfte der Majordomus mit der Spitze seines schwarz emaillierten Stabes auf den Boden. Sofort herrschte tiefes Schweigen.
    »Aus lichter Höh ruft der ruhmreiche Apoll nach uns
    Und sucht einen Tempel, zu seinen Ehren errichtet …«
    Ohne Musikbegleitung erhoben sich die drei Stimmen immer lauter. So etwas hatte Kassandra noch nie gehört, und das Lied gefiel ihr.
    »Gedanken und Herzen vereinen sich.
    Harmonisch verbunden, preisen wir Apoll …
    Lang möge unsere Einheit und Freude währen.
    Unsere Einheit und Freude …
    Unsere Einheit und Freude …«
     
    »An diesem Abend ein eher ironischer Text, nicht wahr?«, bemerkte Joanna und applaudierte gemeinsam mit den übrigen Gästen. »Hier scheint keine Einheit zu herrschen – und genauso wenig Freude.«
    Sie wandte sich zu Royce, der ihr zunickte. »Vielleicht wird Apoll den Sängern lauschen und sich ihrer erbarmen.«
    »Auf Akora kennen wir den Gott der Musik und der Dichtkunst. Aber wir trauen ihm nicht, ebenso wenig wie den restlichen olympischen Gottheiten.«
    »Soviel ich weiß, glauben Ihre Landsleute nicht an die griechische Mythologie, sondern üben eine andere Religion aus.«
    »Ja«, bestätigte Kassandra, »sie ist sehr alt. In mancher Hinsicht unterscheidet sie sich vom Christentum. Doch es gibt auch einige Gemeinsamkeiten.«
    »Darüber würde ich gern mehr erfahren.«
    Sie zögerte, schaute in die grüngoldenen Tiefen seiner Augen und dachte an die Türme am schimmernden Meer. »Vielleicht wird sich Ihr Wunsch eines Tages erfüllen.«
    Nun trug das Trio ein paar weitere Lieder vor, die dem ersten glichen – darunter eine Huldigung an Bacchus, den Gott des Weines. Als die Sänger unter donnerndem Applaus das Podium verließen, hatten die meisten Gäste Lust bekommen, noch ein Glas zu trinken – oder mehrere.
    Livrierte Lakaien beeilten sich, den ersehnten Wein einzuschenken.
    »Nun sollten wir gehen«, meinte Alex, reichte seiner Frau eine Hand und half ihr, aufzustehen.
    Auch Kassandra erhob sich bereitwillig. Einen Teil des Abends hatte sie durchaus genossen, aber sie fand, er sollte sich nicht in die Länge ziehen. Sie verabschiedeten sich vom Prinzregenten, der höfliches Verständnis zeigte.
    Was für gute Manieren er hat, dachte Kassandra. Schade, dass er nur wenigen Günstlingen so begegnete. So müsste er sein ganzes Volk behandeln …
    »Welchen Eindruck haben Sie gewonnen?«, fragte Royce, als sie im Landauer saßen.
    Es dauerte eine Weile, bis Kassandra antwortete. Immerhin war sie ein Gast in England, und trotz ihres inoffiziellen Besuchs repräsentiert sie Akora. »Ein Gebäude wie das Carlton House habe ich nie zuvor gesehen.«
    Lachend hob er die Brauen, und sein Blick schien bis in die Tiefe ihrer Seele zu dringen. »Ziehen Sie sich wieder einmal aus der Affäre? So wie bei unserem Gespräch über Byron?«
    »Was hat Byron damit zu tun?«, wollte Alex wissen.
    »Nun, es war sehr schwierig, deiner Schwester zu entlocken, was sie wirklich von Byron hält. Sie ist sehr diplomatisch.«
    Erstaunt beugte sich Alex vor. »Also habt ihr bereits über Poesie diskutiert? Interessant.«
    Joanna stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Hör auf, die beiden zu hänseln!«
    »Das tue ich doch gar nicht«, verteidigte er sich. »Es überrascht mich nur, dass sie sich
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