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Insel meiner Sehnsucht Roman

Insel meiner Sehnsucht Roman

Titel: Insel meiner Sehnsucht Roman
Autoren: Josie Litton
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Royce sie zum ersten Mal – durch das hohe Fenster nahe der Haustür, schimmernd hinter den Musselin-vorhängen, die im Wind flatterten. Abrupt hielt er inne und starrte sie an. Kassandra, Prinzessin von Akora – dem starken Königreich hinter den Herkulessäulen – , die Tochter des königlichen Atreidenhauses, Trägerin eines Namens aus blutigen Legenden, tanzte fröhlich, als würde sie an einem wolkenlosen Frühlingstag um einen Maibaum herumspringen.
    Natürlich erkannte er sie sofort. Selbst wenn er nicht von ihrer Ankunft gewusst hätte, würde er ihren Namen erraten. Ihre dichten, langen, ebenholzschwarzen Locken und die geröteten, von der Sonne geküssten Wangen strahlten eine exotische Aura aus. Zudem ähnelte sie seinem Schwager – kein Wunder, denn Alex war ihr Bruder. Dank ihres Vaters floss nicht nur akoranisches, sondern auch britisches Blut in den Adern der Geschwister. Aber obwohl Kassandra modisch gekleidet war, verkörperte sie das Mysterium, das ihn seit seiner Kindheit faszinierte.
    Akora … Für lange Zeit hatten die Menschen das Inselreich für einen Mythos gehalten und trotzdem danach gesucht. Viele kehrten unverrichteter Dinge und bitter enttäuscht zurück. Und andere, vielleicht zum Erfolg verdammt, wurden nie mehr gesehen. Zahlreiche Geschichten beschrieben das kämpferische Königreich, wo wilde Krieger jeden Fremden töteten, der sich in die Nähe ihrer Küsten wagte. Auf Akora lebte das ruhmreiche Volk, das einst die Mauern des sagenhaften Troja gestürmt hatte, und es hütete unvorstellbaren Reichtum und große Weisheit. Eines Tages würde es aus dem Nebel der Legende auftauchen, um die Welt herauszufordern.
    Nur wenig hatte man über Akora gewusst, nur dass es wirklich existierte. Von unüberwindlichen Klippen geschützt, von Kriegern bewacht, die in der Tat zu den tüchtigsten auf Erden zählten, war das Königreich unangetastet geblieben. Oder beinahe. In der Bibliothek von Hawkforte, Royces Familiensitz, befanden sich akoranische Kunstgegenstände. Angeblich hatte sie ein jüngerer Hawkforte-Sohn, der zur Zeit des ersten Kreuzzugs in das Inselreich geraten war, nach Hause geschickt. Man behauptete sogar, noch Jahre später habe eine Verbindung zwischen dem Königshaus der Atreiden und Royces Ahnen bestanden.
    Im Vorjahr war der Kontakt erneuert worden, durch die Heirat Alexandros, des Prinzen von Akora, der auch den Titel des Marquess of Boswick trug, mit Lady Joanna Hawkforte, der Tochter einer alten englischen Familie und Royces Schwester. Diese Eheschließung hatte die Londoner Gesellschaft begeistert. Monatelang war über nichts anderes geredet worden. Wären die Begleiterscheinungen der Hochzeit bekannt geworden, hätten die Leute noch eifriger getratscht. Aber nur wenige ahnten die Wahrheit. Und nicht einmal sie konnten sich sicher sein.
    Dass die näheren Umstände geheim blieben, fand Royce sehr angenehm. Er zog es vor, im Verborgenen zu agieren. Aber jetzt stand er im Licht der aufsteigenden Sonne, eine Gestalt männlicher Vollkommenheit. Als Kassandra ihn entdeckte, erstarrte sie mitten in der Bewegung und betrachtete ihn halb abgewandt über ihre Schulter.
    Der Lord of Hawkforte. Obwohl sie ihn nur ein einziges Mal gesehen hatte, erkannte sie ihn sofort. Hawkforte – und doch nicht Hawkforte … Denn der Mann, an den sie sich erinnerte, hatte während des vergangenen Jahres eine Gefangenschaft überlebt, in der die meisten anderen gestorben wären. Diese Tortur hatte deutliche Spuren hinterlassen.
    Wie sah er jetzt aus? Wie die Sonne, entschied Kassandra – von magischer Anziehungskraft und doch so gefährlich, dass man nicht direkt in dieses Licht schauen durfte. Sein dichtes goldblondes Haar, im Gegensatz zur Mode nicht mit Puder bestäubt, streifte den Kragen seines Morgenjacketts und umrahmte bezwingende, kraftvolle Züge. Er war so hoch gewachsen wie ihr überdurchschnittlich großer Bruder und hatte die gleichen breiten Schultern. In lässiger Haltung stand er da. Wahrscheinlich wusste er gar nichts von den perfekt ausgewogenen Proportionen seines Kör pers. Umso deutlicher nahm er sie wahr, und der Bann des Augenblicks fesselte alle beide.
    Eine unverheiratete junge Frau, allein in der Eingangshalle eines Hauses, das ihr nicht gehörte, sah sich zu unchristlicher Stunde mit der Ankunft eines Mannes konfrontiert, dem sie nicht offiziell vorgestellt worden war. Nach den Anstandsregeln müsste sie sich zurückziehen und einen Dienstboten zur Haustür
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