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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Autoren: Emilie Richards
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den Umschlag. „Ich werde tun, was ich kann. Aber erwarten Sie keine Wunder.“
    Wanda sah zu, wie Tracy den Weg zu dem Häuschen entlangging, in dem die Inder sich eingerichtet hatten. Wanda hielt sie nicht davon ab, obwohl sie wusste, dass die beiden nicht zu Hause waren. Vor einer Stunde hatte sie beobachtet, wie sie das Haus verlassen hatten. Wenigstens sprach das junge dunkelhäutige Paar am Ende der Straße ihre Sprache, falls Tracy sie jemals antreffen sollte. Das musste Wanda ihnen zugutehalten. Eine gute Sache an Indern war, dass sie die Landessprache beherrschten und immer gute Manieren hatten. Dass sie jedoch keine fünfzig Meter von ihnen entfernt wohnten, war nur ein weiteres Zeichen, dass dieser Ort, an den Ken sie gebracht hatte, eine vollkommen fremde Welt war. Es würde niemals ihr Zuhause werden.
    „Happiness Key, so ein Quatsch.“
    Mürrisch betrachtete sie, wie Tracy Deloches fester kleiner Po entschlossen hin und her wackelte, bis die junge Frau schließlich aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Sie musste nicht einmal ins Haus rufen, um Ken Bescheid zu geben, dass sie sich um das Problem gekümmert hatte. Wanda wusste, dass es vergebene Liebesmüh war.

2. KAPITEL
    Z um Frühstück aß Rishi am liebsten Cornflakes. Die Marke war ihm egal. Meist nahm Janya im Laden die Sorte, die gerade im Angebot war. Ihr Ehemann mochte Cornflakes, die möglichst süß und leicht wie eine Wolke waren. Dann tränkte er sie mit viel Milch, bis alles zu einer dickflüssigen Masse wurde. Doch vielleicht war das – wie so vieles andere – ihre Schuld. Vielleicht würde Rishi ein nahrhafteres Frühstück zu sich nehmen, wenn sie sich die Mühe machen würde, einige der Speisen zuzubereiten, die schon ihre Mutter morgens serviert hatte.
    Janya träumte von den Morgen, als sie noch ein Kind gewesen war. Dampfende, mit masala gewürzte Milch und poha, ein Gericht aus geschlagenem Reis, serviert mit Kokosnussraspeln. Sie sehnte sich nach idli, den leckeren Reisküchlein, die man in sambar, eine feurige Soße, tauchte. Und sie wünschte sich die würzigen Omelettes ihres Kochs, zu denen eine Auswahl von Broten gereicht wurde, die entweder gegrillt oder gebacken waren. Manchmal stellte sie sich vor, morgens eine Platte mit verschiedenen Obstsorten zu genießen. Mangos und Papayas, Granatäpfel und besonders chikku mit dem süßen Fruchtfleisch, das nach Karamell schmeckte. Leider hatte sie diese Früchte in Florida noch nie gesehen.
    Doch Rishi war solche Speisen nicht gewohnt, also vermisste er sie auch nicht. Die Tante in Massachusetts, bei der er aufgewachsen war, hatte solche Köstlichkeiten für ihre eigene Familie nur selten zubereitet – und noch seltener für Rishi. Rishi war der verwaiste Neffe ihres Ehemannes gewesen, und seine Tante war verpflichtet gewesen, ihm ein Heim zu bieten. Doch sie war nicht verpflichtet gewesen, ihn zu lieben wie ihre eigenen Söhne.
    Jetzt war Janya für Rishi verantwortlich, und auch sie musste ihm ein Heim bieten. Aber sie musste ihn nicht lieben, wie sie den Mann geliebt hatte, den sie einst verloren hatte. Janya erfüllte lediglich das, was laut ihres Ehevertrages absolut notwendig war. Sie teilte die Wohnung mit Rishi, hielt sie sauber und sorgte für warme Mahlzeiten. Sie teilte sogar das Bett mit Rishi, doch sie konnte ihr Herz nicht mit ihm teilen. Und sie konnte auch sein Herz nicht annehmen, obwohl sie wusste, dass er sich das wünschte.
    An diesem Morgen war Rishi früh zur Arbeit gegangen, ohne sich die Zeit zu nehmen, seine Cornflakes zu essen oder sich eine Tasse Kaffee zu kochen. Als sie von ihrem frühmorgendlichen Spaziergang in das ruhige kleine Haus zurückkehrte, das ein wenig nach Weihrauch und verrottendem Holz roch, war er bereits aufgestanden und weggefahren. Erleichtert, dass sie keine nichtssagende Konversation betreiben musste, duschte sie. Dann zog sie sich einen gemütlichen salwar kamiz an, eine bestickte lange Baumwollbluse mit einer Hose, die an den Knöcheln eng geschnitten war. Und bevor sie es sich noch einmal anders überlegte, warf sie einen Blick auf den Busfahrplan, schloss dann die Tür ab und ging die Straße entlang, die die Halbinsel teilte, auf der ihre Häuser standen.
    Janya war froh, dass sie an keinem der Nachbarhäuser vorbeigehen musste, auch wenn es unwahrscheinlich war, dass einer ihrer Nachbarn sie auf einen Plausch anhielt – bis auf Mr. Krause vielleicht. Der Weg zur Bushaltestelle war lang und anstrengend, und wenn sie
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