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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Autoren: Emilie Richards
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haben. Egal. Ein so alter Kalender wäre vermutlich schon längst zu billigen Papierservietten verarbeitet worden oder zu hässlichen Büroutensilien, die kein normaler Mensch für seinen Schriftverkehr benutzte.
    „Bitte, bemühe dich nicht“, murmelte sie leise. „Warum solltest du ausgerechnet jetzt damit beginnen, wenn man bedenkt, dass du dich das letzte Mal um das Haus gekümmert hast, als Pluto noch ein Welpe war?“ Das Datum hätte sie sich übrigens auch im Kalender anstreichen sollen.
    Sie hatte nicht vor aufzustehen, um die Deloche zu begrüßen. Sie nahm ihre Brille ab und legte sie neben ihr Buch, bevor sie das Sommerkleid über ihren pummeligen Knien glatt strich. Eine Hand ging unwillkürlich zu ihren mit Haarlack fixierten kupferroten Locken. Der Ansatz war erst vor Kurzem mit ihrer Lieblingsfarbe nachgefärbt worden. Doch das war auch schon alles an Vorbereitungen, die sie für die Begegnung mit dieser Deloche treffen würde. Und wenn Tracy Deloche so mager war wie eines von diesen Mädchen in Sex and the City? Was sollte es? Wanda Gray stand in niemandes Schatten – nicht einmal mit ihren sechsundfünfzig Jahren.
    Worauf bildete diese junge Frau sich überhaupt etwas ein? Sicher, sie war die Besitzerin dieser zehn Hektar Land auf Palmetto Grove Key, auf der anderen Seite der Bucht von Palmetto Grove gelegen, und der Besitz war vermutlich Millionen wert. Doch was genau hatte sie davon? Ms Deloche mochte dieses Land zwar besitzen, aber sie konnte keinerlei Nutzen daraus ziehen. Sie hatte es nicht anders verdient, wenn sie eine Müllkippe wie diesen Grundbesitz ausgerechnet „Happiness Key“ nannte, weil sie glaubte, dass wegen des ausgefallenen Namens Unmengen von Interessierten hierherströmen würden.
    Wandas Ansicht nach würde diese Deloche ziemliche Schwierigkeiten haben, das Land loszuwerden. Die Wirtschaft in Florida lag derzeit am Boden. Und außerdem hatte Wild Florida aufgeschrien, weil das U.S. Army Corps of Engineers Ms Deloches Exmann die Erlaubnis für die Erschließung des Landes gegeben hatte, und war dann vor Gericht gezogen. Hinzu kamen die Leute, die jeden Zentimeter der Mangrovenwälder schützen wollten, und diejenigen, die der Auffassung waren, dass mehr Verkehr und breitere Straßen einen alten indianischen Zeremonien- oder Begräbnishügel stören würden. Ms Deloche befand sich in einer wahrhaft schwierigen Situation. Und Wanda hatte vor, es ihr jetzt noch ein bisschen schwerer zu machen.
    Mit Begeisterung.
    Heute trug die Vermieterin eine lässige Caprihose in Schwarz und ein passendes Bikinioberteil dazu. Darüber hatte sie ein durchscheinendes weißes Hemdchen gezogen, durch das man bis auf die Schultern und Arme alles sehen konnte. Ihre Taille, ihre Brust und der Hals waren straff und sonnengebräunt. Ihr dunkelbraunes Haar fiel ihr schnurgerade bis zu den Schultern. Sie hatte ein Lächeln, das man sich mit Geld offensichtlich doch kaufen konnte, und faltenfreie Haut, die man am besten mit einer dicken Schicht Sunblocker vor schädlichen Strahlungen und der unvermeidlichen Hautalterung schützte. Wanda hoffte, dass sie nicht so weit dachte. Die eine oder andere Falte würde ihr nur recht geschehen.
    Als Tracy endlich zu ihr trat, saß Wanda wartend auf ihrer Liege, die Fingerspitzen aneinandergelegt, und wirkte, als hätte sie alle Zeit der Welt.
    „Hi, Wanda“, sagte Tracy und ließ ihre Zehntausend-Dollar-Zähne aufblitzen. „Sie sehen aus, als hätten Sie es schön kühl und gemütlich.“
    Wanda ließ sich nicht täuschen. Tracy Deloche würde es nicht mal auffallen, wenn Wanda nach einem tödlichen Biss der Korallenschlange in den letzten Zügen liegen und sich auf dem Boden winden würde.
    „Sie sehen auch aus, als hätten Sie es schön kühl und gemütlich.“ Wanda hob eine Augenbraue. „Wegen Ihres Bikinioberteils und so.“
    „Glauben Sie mir, dieses Top hat noch nie einen Tropfen Wasser gesehen. Es würde sich in seine Bestandteile auflösen.“
    „Na, wenn das nichts ist. Ein Badeanzug, den man nicht nass machen darf. Was lassen Sie sich als Nächstes einfallen?“
    Tracy lächelte, als wollte sie sagen, dass die Zeit für belangloses Geplauder hiermit abgelaufen sei. „Ich will Sie nicht lange von Ihrem Buch abhalten.“ Ihr Blick fiel auf das Cover von Wandas Lieblingstaschenbuch und wanderte dann wieder zu Wanda. Doch sie konnte sich ein abschätziges Lächeln nicht verkneifen. „Ich bin nur kurz gekommen, um den Scheck für die Miete
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