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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Autoren: Emilie Richards
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Ideen und Plänen für den Grundbesitz war der Papierkram eher dürftig ausgefallen, als C J die Häuschen vermietet hatte. Mit einer Kündigungsfrist von nur dreißig Tagen konnte der Vertrag von beiden Parteien gelöst werden, und alle Reparaturen lagen im Ermessen des Besitzers. Und Besitzer war nun Tracy, da C J augenblicklich mit seinen eigenen Problemen mehr als ausgelastet war.
    Das Gesicht des kleinen Mädchens wirkte hinter dem Fliegengitter – einem altmodischen Ding, das vor sich hin rostete – ganz verschwommen. Durch das Fliegengitter hindurch war es schwer zu sagen, wie alt die Kleine sein mochte oder wie sie sonst aussah, doch Tracy nahm an, dass sie noch keine Jugendliche war. Ehe Tracy auf ihre Frage antworten konnte, erklang aus dem hinteren Teil des Hauses die Stimme eines Mannes.
    „Olivia …“
    „Haben Sie?“, wiederholte das Mädchen etwas leiser. „Jemanden, mit dem ich spielen kann?“
    Tracy stellte sich vor, wie ihr Leben aussehen würde, wenn sie und C J zu ihrer persönlichen Gleichung noch ein Kind hinzugefügt hätten.
    „Nein, niemanden“, erwiderte sie mit echter Dankbarkeit. „Tut mir leid. Ich habe nicht einmal einen Sittich.“
    „Olivia …“ Die Stimme des Mannes klang freundlich, aber die Wiederholung erfüllte ihren Zweck. Olivia drehte sich um und wurde zu einem schemenhaften Umriss. Dann verschwand sie im Innern des Hauses.
    „Lee stellt sie aus“, sagte Alice.
    Tracy wandte sich wieder der alten Dame zu. „Entschuldigen Sie. Was meinten Sie?“
    „Schecks. Lee stellt sie aus.“
    „Ihr Schwiegersohn?“
    Alice wirkte zufrieden, weil Tracy sie offenbar verstand. „Er wird ihn ausstellen.“
    „Großartig. Würden Sie ihn bitten, dass er es jetzt sofort macht? Währenddessen kann ich es ja noch mal bei Herb versuchen. Sein Auto ist da, aber als ich vorhin geklopft habe, hat er nicht aufgemacht.“
    „Habe ihn nicht gesehen.“
    Tracy nahm das zur Kenntnis. War Herb weg? Oder war er etwa umgezogen? Ohne zu zahlen.
    „Lee kümmert sich um … alles“, fuhr Alice fort.
    Tracy interessierte sich eigentlich nicht für Alices Lebensumstände – solange sie nur ihre Miete pünktlich bezahlte und ohne zu murren das Häuschen räumte, wenn sie darum gebeten wurde. Aber im Moment musste Tracy sie noch bei Laune halten, deshalb zwang sie sich wieder zu einem Lächeln.
    „Ich bin froh, dass Sie eine Familie haben, die Ihnen hilft. Das ist so wichtig.“
    Alice wirkte zwar nicht wie ein Mensch, der schlurfte, aber nun zog sie ihre Füße, die in Slippern steckten, doch hinter sich her. Sie trat ins Haus. Ehe sie die Tür hinter sich schloss, bemerkte Tracy den sehnsüchtigen Blick auf den Besen.
    Während sie zurück zu Herb Krauses Haus lief, musste Tracy zugeben, dass es im Notfall tatsächlich wichtig war, eine Familie zu haben. Sie sprach da aus eigener Erfahrung, denn sie selbst hatte niemanden. Sie war frisch geschieden, ihre Eltern hatten sie verlassen und der Großteil ihrer Freunde ebenso. Um die ganze Sache noch schlimmer zu machen, war sie in dieses moskitoverseuchte Sumpfgebiet gebracht worden und nun gezwungen, um Geld zu betteln, damit sie sich Lebensmittel kaufen konnte.
    C J, der sich vermutlich auf einem Gefängnishof in Victorville sonnte, wusste wenigstens, woher seine nächste Mahlzeit kam. Dass sein Frühstück aus Rühreiern aus Eipulver, altbackenem Toast und wässrigem Kaffee bestand – und wenn schon? Egal, in welche Schwierigkeiten er in den kommenden zwanzig Jahren geraten würde: Die Vollzugsbeamten würden trotzdem immer sicherstellen, dass er keinen Hunger leiden musste.
    Das war immerhin etwas. Sie hoffte, dass C J dieses Glück zu schätzen wusste. Denn in den vor ihm liegenden Jahrzehnten würde er sich mit solchen Kleinigkeiten zufriedengeben müssen.
    „Da kommt sie.“
    Wanda Gray legte Die Piratenbraut neben ihre bequeme Polsterliege unter dem Jacarandabaum und beobachtete, wie ihre neue Vermieterin den Schotterweg zu ihrem Haus heraufkam.
    „Kenny …“, rief sie in Richtung der Fliegengittertür und ihres Mannes. „Es ist diese Deloche. Sie kommt, um den Scheck für die Miete zu holen. Misch dich jetzt nicht ein. Ich kümmere mich darum.“
    Sie dachte, ein Grunzen gehört zu haben, doch sicher war sie sich nicht. Ein Grunzen war so ziemlich das Einzige, was sie dieser Tage noch von Ken zu hören bekam. Sie bedauerte, sich den Tag, an dem sie zum letzten Mal miteinander gesprochen hatten, nicht rot im Kalender markiert zu
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