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Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)

Titel: Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Autoren: Emilie Richards
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gering, und sie hätte die Möglichkeit, andere junge Frauen zu treffen, junge Frauen, die auch viel Zeit und wenig Geld hätten. Er hatte darauf bestanden, dass es gut sei, das Haus zu verlassen und die Amerikaner besser kennenzulernen. Eines Tages wäre sie selbst eine von ihnen.
    Das war etwas, auf das sie sich nicht unbedingt freute. In Janyas Augen wirkten alle Amerikaner einsam. So viel Platz um sie herum. So wenig Familie. Alte Menschen wie Herbert Krause und Alice Brooks lebten allein und mussten sich ohne Hilfe um ihre Angelegenheiten kümmern. Wo waren denn ihre Kinder, ihre Enkel, die Nichten und Neffen, die sie versorgten?
    Natürlich gab es Fälle, in denen die Familie schlimmer war, als niemanden zu haben. Sie wusste das.
    Eine Stunde später war Janya im Besitz eines Büchereiausweises und hatte zwei Bücher ausgeliehen. Außerdem hatte sie rote und gelbe Linsen gekauft, Asant, Bockshornkleesamen und sechs Dosen mit kubanischem Fruchtnektar. Nachdem sie überlegt hatte, ob es nicht an der Zeit war, nach Hause zu fahren, machte sie sich auf den Weg zum Freizeitzentrum, ihrem letzten Stopp an diesem Morgen.
    Das Henrietta-Claiborne-Freizeitzentrum war ein Geschenk an die Stadt Palmetto Grove gewesen. Die exzentrische Erbin eines Fleischerei-Imperiums, deren Auto vor vier Jahren kurz vor der Stadt den Geist aufgegeben hatte, war die edle Spenderin gewesen. Sie war allein und inkognito auf einer Reise kreuz und quer durch den Staat gewesen – von ihrem Anwesen in Palm Beach zu dem Gegenstück in Newport, Rhode Island. Also hatte sie in einem örtlichen Café gesessen und darauf gewartet, dass jemand nach Tampa fuhr, um ein Ersatzteil für ihren Jaguar zu besorgen – so inkognito war sie nun auch wieder nicht gewesen. Und währenddessen hatte Henrietta eine Unterhaltung darüber mitbekommen, wie dringend die Stadt ein Freizeitzentrum brauchte, damit die ständigen Bewohner einen Ort hatten, um soziale Kontakte zu knüpfen, und damit die Kinder und Teenager ihren Hobbys nachgehen konnten.
    Henrietta war von der Höflichkeit und Hilfsbereitschaft der Einwohner von Palmetto Grove so beeindruckt gewesen, dass sie stehenden Fußes einen Scheck ausgestellt hatte. Sie hatte dem Bürgermeister die Spende in die Hand gedrückt und war kurz darauf mit ihrem reparierten Jaguar wieder davongefahren. Der Schatzmeister hatte über eine Woche gewartet, um den Scheck zur Bank zu bringen, weil er geglaubt hatte, dass die seltsame alte Dame im Wahn gehandelt hatte. Er und der Bürgermeister hatten ihr einen Vorsprung geben wollen, damit niemand sie finden konnte, wenn die Bank sie anzeigte.
    Wenn Rishi ihr diese Geschichte nicht en detail erzählt hätte, hätte sie sie nun auf einer Tafel neben der Eingangstür des Zentrums nachlesen können.
    Im Innern roch das Gebäude noch immer neu. Die Wände waren in zarten Pastelltönen gestrichen. Ein gedecktes Rosa für einen Flur, der vom Empfangsbereich abging, Blau für den Korridor auf der gegenüberliegenden Seite. Der Empfangsbereich wurde von bodentiefen Fenstern eingerahmt, und die Wände, die die Fenster umgaben, waren in Buttergelb gestrichen. Wenn Ferien waren, wimmelte es hier nur so von Kindern und Teenagern, aber heute waren nur ein paar Leute zu sehen. Eine Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm las Nachrichten am Schwarzen Brett. Ein Mann stand auf der einen Seite des langen Empfangstresens und trug sich in eine Liste ein. Die Frau, die auf der anderen Seite saß und genauso schlicht und steif wirkte wie die Nonnen, die Janya als Kind unterrichtet hatten, lächelte ihr zur Begrüßung zu.
    „Wenn Sie wissen, wohin Sie wollen, beachten Sie mich einfach gar nicht“, sagte sie zu Janya. „Aber wenn ich helfen kann, sagen Sie Bescheid.“
    Janya fühlte sich ermutigt. „Ich bin hier, um mal zu schauen, welche Kurse Sie hier anbieten.“
    Wieder lächelte die Frau. „Wo liegen denn Ihre Interessen? Es gibt noch einige Kurse, die Plätze frei haben. Sportkurse, Computerkurse, spanische Konversation, die Auswahl geeigneter Kinderbücher …“
    „Sportkurse?“ Wenn Janya sich entschloss, hierherzukommen, wollte sie etwas Spannenderes als einen Sprachkurs – sie beherrschte bereits drei Sprachen fließend und konnte in zwei weiteren lesen und sich verständlich machen. Und sie brauchte keinen Kurs, in dem man ihr beibrachte, welche Bücher man seinen Kindern zu lesen gab.
    „Wir haben einen Volleyballverein, der noch Mitglieder sucht.“
    Janya schüttelte den
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