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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes
Autoren: Carter Brown
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ich
eingehen .« Sie gähnte leicht.
    »Sie meinen — Danny Boyd war
entbehrlich ?«
    »Ach, ich war überzeugt, daß es
sich nicht so abspielen würde .« Sie wandte mir den
Kopf zu. In ihren Augen lag ein fragender, beinahe gieriger Ausdruck. »So,
Danny, jetzt haben Sie Ihren Spaß gehabt. Ich kann nicht länger warten. Rücken
Sie raus mit der Sprache !«
    »Wieso?«
    »Wer hat es getan ?«
    »Was getan?«
    »Hören Sie auf, mich zu
necken«, fuhr sie mich an. »Sagen Sie mir, wer meinen Vater getötet hat !«
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen ?«
    Leila starrte mir
verständnislos ins Gesicht. Dann breitete sich auf ihren Zügen langsam die
Erkenntnis aus, daß ich die Wahrheit sprach.
    »Aber ist denn nicht alles
vorüber ?« flüsterte sie. »Weshalb wären Sie denn sonst
hier ?«
    »Ich hatte genug davon, den
Köder zu spielen .« Ich grinste. »Deshalb hielt ich es
nur für recht und billig, mal mit der Dame den Platz zu tauschen, die mich den
Tigern zum Fraß vorwerfen wollte .«
    Sie schüttelte langsam den
Kopf.
    »Sie sagten aber doch, Jack und
die anderen würden bald hier sein ?« wandte sie ein.
    »Ja, bald, jeden Augenblick«,
stimmte ich zu. »Was Romney vorhat, weiß ich nicht, aber die anderen kommen mit
der Vorstellung hierher, daß sie in einer einsamen Gegend, wo kein Hahn nach
mir krähen wird, Romney von meiner bedrückenden Gegenwart befreien werden .«
    »Vielleicht wird Jack schon
wissen, wer es getan hat, wenn sie hier ankommen«, meinte sie zuversichtlich.
»Aber wenn das nicht zutrifft und sie mich hier entdecken — lebend?«
    »Vielleicht kommen sie dann zu
dem Schluß, es sei besser, wenn Sie tot bleiben«, versetzte ich. »Ich dachte,
diese Folgerung würden Sie früher oder später selbst ziehen .«
    Mit einer unvermittelten,
wütenden Bewegung sprang sie auf und starrte auf mich nieder. Ihr Körper
zitterte vor Zorn.
    »Sie!« Ihre Pupillen waren von
einem Schleier mörderischen Hasses überzogen. Sie erstickte fast an ihren
Worten. »Ein schäbiger kleiner Privatdetektiv! Sie haben mich in eine Falle
gelockt !«
    »Sie besitzen eine rasche
Auffassungsgabe, Leila«, stellte ich fest. »Die weitere Entwicklung wird
hochinteressant werden, meinen Sie nicht ?«
    Sie stürzte sich auf mich. Ihre
Fingernägel krallten sich in mein Gesicht. Ich pachte ihre Handgelenke und zog
mit aller Gewalt in der Richtung, in der ihr eigener Schwung sie trieb, so daß
sie bäuchlings in den Sand fiel. Die Wucht des Sturzes benahm ihr den Atem.
Eine Zeitlang blieb sie reglos liegen und schnappte krampfhaft nach Luft.
    »So schlimm ist es auch wieder
nicht«, erklärte ich. »Wir sitzen beide im selben Boot, denn ich bin ja auch
hier auf der Insel. Wenn die anderen Sie töten wollen, dann müssen sie auch
mich umbringen. Zeugen sind ein Luxus, den sie sich nicht gestatten können .«
    Ich hob die Achtunddreißiger
auf, die ich neben mich gelegt hatte, und wog die Waffe in der Hand.
    »Wir haben genug Schutz .«
    In dem Augenblick, als ich die
Worte aussprach, rann ein plötzlicher Schauder meinen Rücken entlang. Die ganze
Zeit hatte ich ungerührt von Fallen und von Ködern gesprochen — Leila hatte
mich zum Köder ausersehen, ich wiederum hatte mit ihr den Platz getauscht,
hatte mich dann aber freiwillig in die Falle begeben, indem ich auf die Insel
kam — wie aber war es, wenn mir jemand anderer eine Falle gestellt hatte, noch
ehe ich mich auf den Weg zur Insel machte?
    »Was ist los ?« fragte Leila gedämpft. »Sie machen so ein komisches Gesicht, als ob Ihnen
jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hätte !«
    Langsam richtete sie sich auf.
    »Was ist, Danny ?«
    Ich blickte hinunter auf die
Achtunddreißiger in meiner Hand.
    »Das ist ja lächerlich !« erklärte ich laut. »Erst — hm, ja, es war gestern abend — , erst gestern abend hab’ ich sie überprüft. Allerdings lag sie
die ganze Zeit in meinem Zimmer herum .«
    »Sagen Sie etwas !« schrie Leila mich an.
    Ich hob die rechte Hand und
richtete die Waffe auf den knorrigen Stamm eines Baumes, der etwa fünfzehn
Meter entfernt stand. Dann drückte ich ab. Es knackte metallisch. Ich senkte
die Waffe und öffnete das Magazin, um das bestätigt zu sehen, was ich schon
wußte. Es war leer.
    »Na, ist das nicht ein
seltsamer Zufall, Leila ?« Ich lächelte sie blöde an.
»Sie haben mich zum Köder gemacht, ich habe Sie zum Köder gemacht, und jetzt stelle
ich fest, daß mich inzwischen längst ein anderer aufs Glatteis
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