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Insel der Traumpfade Roman

Insel der Traumpfade Roman

Titel: Insel der Traumpfade Roman
Autoren: Tamara McKinley Marion Balkenhol
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geladenen und gespannten Waffen bereit. Es konnte losgehen. »Aufsitzen!« Edward nahm die Zügel seines Pferdes und schwang sich in den Sattel. »Im Schritt.«
    Die Reihe rückte in geübter Präzision vor, bis die Männer fast in Sichtweite des Lagers waren. Die Erregung war beinahe greifbar. Edward hob seinen Säbel. Die ersten Sonnenstrahlen ließendie Klinge aufblitzen. Er hielt den Säbel erhoben und kostete den Moment aus.
    »Attacke!«
    Gleichzeitig trieben sie die Pferde zum Galopp an. Die Tiere spannten sich an, die Nüstern gebläht, die Ohren flach an den Kopf gelegt, während die Reiter johlten, schrien und ihnen die Sporen gaben.
    Lowitja war vom Erscheinen des Geistvolkes wie gebannt. In den mehr als dreißig Jahren, die sie nun lebte, hatte sie es noch nie so deutlich gesehen. Zuerst dachte sie, der ferne Donner stamme von einem Sommergewitter. Sie zog sich aus ihren Visionen zurück, und ihre Hände griffen mechanisch nach Mandawuy, denn ihr fiel auf, dass sich den Hunden das Fell sträubte, und sie vernahm den warnenden Aufschrei der Vögel, die mit rauschendem Flügelschlag von den Bäumen aufflogen.
    Als der Donner lauter wurde, schrak der Rest des Stammes aus dem Schlaf. Säuglinge und kleine Kinder weinten, als ihre Mütter sie aufnahmen. Die Krieger schnappten sich Speere und Keulen, und die Älteren erstarrten. Die Hunde kläfften wütend.
    Der Donner kam näher und erfüllte die Luft. Die Angst brachte Lowitja auf die Beine. Die Erde unter ihren Füßen bebte. Jetzt begriff sie, warum die Geister zu ihr gekommen waren und sie gewarnt hatten. Sie musste Mandawuy retten. Lowitja zwang all ihre Kraft in Beine und Arme, packte ihren Enkel und rannte los.
    Dornen stachen, Äste peitschten sie, Wurzeln drohten sie zu Fall zu bringen, aber sie lief weiter durch den Busch. Trommelnder Hufschlag und Gewehrschüsse zerrissen hinter ihr die Luft, doch sie schaute sich nicht um und rannte.
    Mandawuy gab keinen Laut von sich. Er klammerte sich an seine Großmutter, Arme und Beine um sie geschlungen, Tränen des Entsetzens fielen heiß auf ihre Haut. Schreie, Rufe und Schüsse hallten von der Lichtung wider.
    Lowitjas Herz hämmerte, ihre Brust schmerzte, Beine und Arme wurden schwer wie Blei, während sie sich mit dem einzigen lebenden Kind ihres Sohnes durch den Busch kämpfte und einem ungewissen Ort der Sicherheit entgegenstrebte.
    Sie preschten durch die leichten gunyahs und die schwelenden Feuer, so dass ein Funkenregen aufstob. Die erste volle Bleiladung hatte Männer, Frauen und Kinder blutig zu Boden geworfen, wo sie von den Pferden der Angreifer zertrampelt wurden. Schreie zerrissen die Luft. Die Flinkeren rannten davon. Jetzt ging der Spaß erst richtig los.
    Die Hunde liefen in alle Richtungen, während Frauen Kinder packten und Männer mühsam nach ihren Speeren und ihrem nulla nulla , einer Holzkeule, suchten. Die Älteren versuchten auf allen vieren zu entkommen oder setzten sich einfach hin, die Hände über dem Kopf verschränkt in dem erbärmlichen Glauben, damit die Säbel abzuwehren. Kleine Kinder standen vor Entsetzen erstarrt, als die Pferde auf sie zupreschten, um sie in die dunkelrote Erde zu stampfen. Einige der jüngeren stärkeren Männer wollten ihre flüchtenden Familien verteidigen, doch sie hatten keine Zeit, ihre Speere zu werfen und die schweren Keulen zu schwingen, ehe sie in Stücke zerhackt wurden.
    Edwards Blutrunst war erwacht; er drehte sein Pferd in engem Kreis und feuerte seinen zweiten Schuss auf eine alte Frau, die an den Resten eines Lagerfeuers kauerte. Rasch lud er nach, während sie in die Flammen stürzte. Er würde auf sie kein Blei mehr verschwenden – sie würde ohnehin bald tot sein.
    Er fuhr in einem fort, neu zu laden, bis der Lauf so heiß war, dass man ihn nicht mehr anfassen konnte. Als er nicht mehr schießen konnte, benutzte er den Karabiner als Keule, mit der er nach links und rechts ausholte, um Schädel zu zertrümmern und Hälse zu brechen, um alle niederzumähen, die nicht schnell genug fliehen konnten, und sie dann mit dem Säbel zu erledigen. Sein Pferd schäumteund verdrehte die Augen, als gunyahs Feuer fingen und sich auf der Lichtung Rauch ausbreitete. Es stank nach verbranntem Fleisch und brennendem Eukalyptus; in dem dichten schwarzen Rauch fingen die Augen an zu tränen, die Kehle schnürte sich zu.
    Zwei von Edwards Männern waren abgestiegen und jagten hinter zwei Frauen her, die unter die Bäume geflohen waren. Willy machte kurzen
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