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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere
Autoren: Sarah Fine
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anmelden.«
    Ihr Lächeln erstarb. »Du hast es geschafft«, wisperte sie. Sie holte tief Luft und setzte sich aufrecht hin. »Ich bin so stolz auf dich. Du wirst so viel Spaß haben.«
    »Was?« rief ich, als die Tür zum Frühstückszimmer aufglitt.
    »Nadia«, seufzte Mrs. Vetter. Sie hatte ein Weinglas in der Hand und funkelte nur so vor Schmuck. Wie immer nahm sie mich nicht zur Kenntnis. »John holt mich in ein paar Minuten ab.«
    Einen Moment lang staunte ich nur noch über die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter, die in den letzten Monaten, als die Abschlussprüfungen näher rückten, deutlicher geworden war. Beide waren spindeldürr, gut gekleidet, blass und schön … und hatten winzige Pupillen.
    Nadia winkte gedankenverloren.
    »Schön«, sagte Mrs. Vetter. »Wir sehen uns morgen früh.« Die Tür glitt wieder an ihren Platz und die Anwesenheit von Nadias Mutter war vergessen wie ein Regentropfen, der in den Ozean fällt.
    »Also«, rief ich aufmunternd und schob Nadia noch mal die Zusage für mein Stipendium zu. »Lies das! Schau, was deine Mühe und dein andauerndes Nörgeln bewirkt haben.«
    Nadias Augen richteten sich wieder auf das kabbelige graue Wasser der Narragansett Bay. Tief in meinem Bauch brodelte es. Das war der große Moment, der Moment, in dem ich bewies, dass ich die Zeit wert war, die Nadia sich für mich genommen hatte. Sie musste sich das ansehen. Ich musste hören, dass sie es sagte.
    Ich musste wissen, dass es ihr gut ging.
    Also stand ich auf und wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum. »Wie viel hast du diesmal eingeworfen?«
    Sie lehnte sich zurück und grinste. Hilflos ließ sie die Arme hängen. »Keine Ahnung.«
    »Weißt du eigentlich, wie verdammt armselig das klingt?«, platzte ich heraus, unfähig meine Wut zu zügeln. Ich nahm den inzwischen knittrigen Brief von der Liege und zerknüllte ihn.
    Sie machte die Augen zu. »Aber es fühlt sich verdammt gut an.«
    Ich machte ein paar Schritte rückwärts, damit ich ihrer Liege keinen Tritt verpasste, um sie aus ihrer Trance zu reißen – um die Nadia zurückzuholen, der nicht alles scheißegal war. Aber sie saß einfach mit geschlossenen Augen da. Ich hielt das nicht aus. »Vielleicht will ich gar kein Zimmer mit dir teilen. Ich gehe nämlich an die URI, um etwas zustande zu bringen und nicht, um die Zeit zwischen zwei Trips zu überbrücken.«
    Ich wollte, dass sie zusammenzuckte. Dass sie mir sagte, was für ein Miststück ich war. Ich wollte von ihr hören, dass ich ihr wichtig war. Dass ich zu ihr durchdringen konnte.
    Stattdessen lächelte sie wieder, ein Speziallächeln, ein vernichtendes Lächeln. Das ultimative Abfuhrlächeln. Seit Beginn unserer Freundschaft hatte ich gesehen, wie sie andere damit abfertigte. Mit diesem trägen, gespielt nachsichtigen Kräuseln der Lippen, ein Gesprächskiller, der Mädchen ebenso wie Jungen mit seiner selbstbewussten Kälte fertigmachte. Dieses Lächeln stellte eins klar:
Egal was du sagst, es berührt mich nicht.
Tausendmal hatte ich beobachtet, wie sie Greg, ihren Versager von Exfreund, damit bedachte. Auch ihre Mom. Einmal sogar Tegan. Und jetzt richtete sie es gegen mich. »Hau ab, Lela. Du bist irgendwie eine Spaßbremse.«
    »Okay«, sagte ich mit zittriger Stimme. »Du bist ein richtiges Miststück geworden, weißt du das?«
    Unsicher hob sie die Hand und zeigte mir den Mittelfinger.
    Für mich brach die Welt zusammen. Das war der Augenblick, den ich fürchtete, seit ich sie an mich herangelassen hatte – der Augenblick, in dem sie mich so wie alle anderen links liegen ließ. Ich kam mir vor wie ein Idiot, dass ich davon geträumt hatte, mit meiner besten Freundin aufs College zu gehen. Allmählich hatte ichangefangen, es wirklich zu glauben. Und ich hätte es besser wissen sollen. Ausgeschlossen, dass ich jemandem so viel bedeutete.
    Das kalte Lächeln war immer noch da und ich hätte sie am liebsten ins Gesicht geschlagen. Ich wollte sie schütteln. Irgendetwas tun, um eine Reaktion zu kriegen, die mir zeigte, dass ich ihr nicht egal war, dass sie Angst hatte, mich zu verlieren. Ich stand da und wartete. Auf irgendetwas. Die leiseste Regung. Wenigstens ein Zucken ihrer Finger. Irgendetwas, das ein Gefühl verriet.
    Nichts.
    Tränen brannten in meinen Augen, aber meine Wut war stärker. »Du wirst mal genauso wie deine Mom, Nadia. Glückwunsch. Danke, dass du mir ersparst, das mitanzusehen.«
    Ich stopfte den Brief in meine Tasche, stampfte über den
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