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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere
Autoren: Sarah Fine
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mit dem Rücken zu ihrem Schreibtisch, plötzlich überragte sie mich. »Du führst meine neue Einheit an«, verkündete sie fröhlich. »Ich hoffe, du reist gerne.«
    Ich spähte zu ihr hinauf. »Wie bitte? Meinen Sie innerhalb der Stadt?«
    »Du hast gehört, was Malachi sagt. Es gibt eine Bresche. Mazikin sind entkommen. Hast du schon einmal die Redewendung gehört ›Dann ist die Hölle los‹? Die wurde geprägt, als sie das letzte Mal ausgebrochen sind. Du wirst meine neue Spezialeinheit leiten, die den Auftrag hat, sie aufzuspüren, bevor sie ihre Operationen außerhalb der Mauer aufnehmen können.«
    Ich glotzte die Richterin mit offenem Mund an. »Ich gehe aufs Land?«
    Ihr Lachen übertönte das Getöse, schallte hell über dem Lärm, über Malachis heiseren Schreien, während die Wächter versuchten, ihn zurückzuhalten. Wenigstens konnte ich daraus schließen, dass ihm nichts fehlte. Er war noch am Leben.
    »Nein, mein Schatz. Viel schlimmer als das. Sie schicken sich an, die Grenzen zwischen Leben und Tod einzureißen. Hör zu. Das wird hart. Aber denk dran, ganz gleich was passiert: Du wirst mit nichts konfrontiert, womit du nicht fertig werden kannst. Und du stehst nicht allein.«
    Sie umschloss mein Gesicht mit den Händen und ihr Anblick machte mich für alles andere blind. Sie war sanft, aber der Kontakt mit ihrer Haut vermittelte mir ein höchst seltsames Gefühl – so als würde gleich ein Blitz niederschlagen. »Du gehst jetzt. Willkommen bei der Wache. Viel Glück.«
    Alles leuchtete auf und verschwand.

32
    Flach auf dem Rücken liegend blickte ich zu einem purpurrot-orangefarbenen Himmel auf. Wellen schlugen gegen die Felsen unter mir. Ich bekam kaum Luft. Verzweifelt versuchte mein Gehirn, sich einen Reim darauf zu machen, wo ich mich befand und wie ich hierher gekommen war. Ich war auf einem felsigen Pfad, genau da, wo ich angefangen hatte. Ungläubig berührte ich mein Gesicht, mein Haar und schaute auf die Flipflops an meinen Füßen.
    Ich bin nicht gestorben. Es war nicht real.
    Ich schloss die Augen.
    Es war alles nur in meinem Kopf. Er war nur in meinem Kopf. Er war nicht real.
    »Und das bedeutet, ich bin offiziell verrückt«, sagte ich laut. Malachi hatte sich so echt angefühlt.
    Da merkte ich, dass jemand neben mir saß.
    Ich lehnte mich zurück und sah … den unauffälligsten Menschen, der mir je begegnet war.
    »Du kannst hier nicht mehr länger sitzen bleiben«, meinte er. »Es sind schon Leute zum Morgenspaziergang unterwegs. Und du bist nicht verrückt. Wenigstens nicht offiziell. Gehen wir.« Er stand auf.
    »Raphael?«
    Stirnrunzelnd musterte er mich. »Bist du auf den Kopf gefallen oder so?«
    »Nein. Aber ich kapier nicht, was los ist.« Völlig benommen stand ich auf und beugte mich über den Abgrund. Der Sturz war mir so deutlich in Erinnerung.
    Raphaels Finger schlossen sich um mein Handgelenk. »Das willst du nicht tun, glaub mir.«
    »Hast du mich etwa wieder zusammengeflickt?«
    »Nein. Dafür war die Sauerei zu groß, die du hinterlassen hast.« Er warf mir einen düsteren Blick zu. »Genau wie wenn jemand in der dunklen Stadt Selbstmord begeht – sobald ein Körper zerstört wird, erscheint ein anderer draußen vor dem Tor, um wieder hereingeführt zu werden. Das hier ist eine ungewöhnliche Situation, aber es läuft im Prinzip genauso.«
    Mein Herz hämmerte in meiner Brust. »Also bin ich tatsächlich gestorben?«
    »Ja, das kannst du mir glauben.« Mit einer Geste forderte er mich auf, vom Rand der Klippe zurückzutreten, dann drehte er sich um und lief den Pfad hinauf.
    Mit unsicheren Schritten folgte ich ihm.
    »Das ist dein neuer Einsatz«, sagte er. »Deine Einheit ist hier stationiert. Dein Auftrag lautet, die Mazikin-Bedrohung aufzuspüren und aus der Welt zu schaffen.«
    Er trat auf die Straße und schlenderte zu meinem Wagen.
    Ich schaute links und rechts die Fahrbahn entlang. »Wir sind hier auf Rhode Island, stimmt’s? Ich meine, das ist nicht irgendein verrückter Kreis der Hölle, der wie Rhode Island aussieht?«
    Raphael gab mir meinen Schlüssel. »Wir glauben, dass Sil hier in der Nähe aufgetaucht ist, aber wir wissen nicht genau wo. Es schien ein guter Ort, um anzufangen.«
    »Moment mal«, sagte ich. »Macht ihr euch das nicht ein bisschen zu einfach? Sil bricht durch eine Bresche, die zufällig nach Rhode Island führt, und ich komme zufällig von hier?«
    Er wirkte vollkommen ratlos. »Ich habe absolut keine Ahnung, wovon du
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