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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere
Autoren: Sarah Fine
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ins Wort fällt!«
    Seufzend blickte mich Malachi an. Selbst auf die Entfernung ließ die Leidenschaft in seinen Augen mehrere Sicherungen in meinem Kopf durchbrennen. »Es ist wegen der Art, wie sie mich angesehen hat. Sie hätte Angst vor mir haben müssen. Ich habe ziemlichfurchterregende Dinge getan. Die meisten Leute würden sagen, dass ich ein beängstigender Mensch bin.«
    Staunend hörte ich, wie er meine Worte ziemlich exakt wiederholte.
    »Aber so hat sie mich nicht gesehen. Sie hat mich angeschaut, als sähe sie etwas anderes in mir – etwas Wunderbares, etwas, das sich zu kennen lohnt – und sie war der einzige Mensch, der es zum Vorschein brachte. Sie hat mir so viel beigebracht. Mir so viel gegeben. Erstaunliche Dinge. Ein Bild von mir selbst – anders, als ich gewesen war, besser, und trotzdem noch ich. Ich glaube nicht, dass sie wirklich weiß, wie lebendig sie mich gemacht hat. Es hat ihr gar keine Mühe bereitet.«
    Er verschränkte die Arme, wie um sich zu schützen. Was als nächstes kam, wusste ich. Am liebsten wäre ich zu ihm gerannt, aber da die Hand der Richterin immer noch auf meinem Kopf lag, rührte ich mich nicht vom Fleck.
    »Ich weiß nicht, ob ich für sie dasselbe getan habe«, sagte er leise. »Jetzt sind wir hier, vermutlich also nicht. Aber das spielt keine Rolle. Es ändert nichts an meinen Gefühlen. Ich liebe sie und würde alles für sie tun.«
    Nie in meinem Leben hatte das jemand zu mir gesagt. Niemand hatte mir erklärt, dass er mich liebt. Und jetzt hatte es dieser Junge, dieser merkwürdige, gefährliche, erstaunliche Junge getan.
    Die Richterin ließ meine Haare los und klatschte. »Malachi, wie süß. Diesmal hast du aus einem selbstlosen Grund meine Verhandlung unterbrochen und meine Wächter niedergeschlagen. Das ist ein klarer Fortschritt.«
    Malachi zog die Brauen hoch und ich sah die Hoffnung in seinen Augen.
    Sie trübte sich bei ihren nächsten Worten.
    »Aber es geht nicht nach dir. Lela, diese Entscheidung musst du treffen.« Sie sah mich aus ihren mitternachtsschwarzen Augen an. Ich schauderte. »Du wirst über sein Schicksal und das deine entscheiden. Gestatte, dass Malachi unbefristet in meinem Dienst bleibt, dann kannst du mit Nadia gemeinsam die Stadt verlassen.Andernfalls gehörst du mir so lange, wie ich dich brauche. Nadia kann gehen, aber du wirst bleiben und dienen.«
    Ich schaute Nadia an, die in der goldenen Sonne des Landes geheilt und glücklich sein würde. Ich könnte mit ihr gehen und den Schmerz und die Schrecken einer Existenz als Wächterin vermeiden. Dann würde ich nicht mehr kämpfen müssen. Frieden und Glück waren nur ein paar kleine Schritte entfernt und beides hatte ich im ganzen Leben noch nie erlebt.
    Außer … außer in den wenigen Augenblicken mit Malachi, als alles gut gewesen war. Diese Augenblicke hatten mir einen Vorgeschmack von Glück, von Liebe, von völliger Zufriedenheit gegeben. Jetzt sah ich in seine Augen, die mich anflehten, ihn aufzugeben, ihn wegzuwerfen und zu vergessen, um mit Nadia fortzugehen und glücklich zu sein. Wie sollte ich ihm das zugestehen? Er hatte mir so viel gegeben und so wenig bekommen. Nun zeigte sich, dass diese Entscheidung das Einzige war, was ich ihm geben konnte. Anas letzte Worte gingen mir durch den Kopf.
    Sorg dafür, dass er die Stadt verlässt. Ganz gleich was es kostet.
    »Das mache ich«, flüsterte ich.
    »Wie bitte?«, fragte die Richterin. »Sprich lauter, mein Schatz.« Ihre unergründlichen schwarzen Augen leuchteten erwartungsvoll.
    Wie gebannt starrte ich Malachi an und prägte mir sein wunderschönes Gesicht ein. »Ich wäre so gern mit dir gegangen. Ich hab es mir gewünscht. Immer werde ich es in meinem Herzen bewahren, den Traum von dir im Sonnenlicht. Danke für alles, dafür dass du für jemanden wie mich so viel geopfert hast.«
    Wieder voll Hoffnung stand er auf. »Lela, nimmst du das an? Lässt du mich –«
    »Pass gut auf dich auf, Malachi«, platzte ich heraus. Rasch wandte ich mich zu der Richterin um. Ich konnte ihn nicht ansehen, als ich sagte: »Lassen Sie ihn frei. Nehmen Sie mich.«
    Da geschah ganz viel auf einmal. Malachi rief: »Nein!« und machte einen Satz auf uns zu. Die Richterin schnippte mit der Hand und er flog quer durch den Saal und landete auf einigen Wächtern, die sich am hinteren Ende des Raums versammelt hatten.
    Im nächsten Moment versperrte mir die Richterin die Sicht auf ihn und strahlte mich mit breitem Lächeln an. Ich stand
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