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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere
Autoren: Sarah Fine
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sprichst.«
    Kraftlos lehnte ich mich gegen mein Auto, in meinem Kopf ging es drunter und drüber.
    Ich war wieder da. Und am Leben.
    Aber ich war tot.
    Und jetzt würde ich im verdammten Rhode Island gegen Mazikin kämpfen. Das konnte interessant werden – und umso besser, weil es mich von ein paar Sachen ablenkte.
    Oder wenigstens von einer ganz großen.
    »Ähm, also … was mache ich jetzt?«
    »Du kehrst in dein altes Leben zurück. Wir nehmen Kontakt mit dir auf, sobald bestimmte Dinge geregelt sind. Die Richterin meinte, es wäre am besten, wenn du erst einmal die Highschool abschließt. Sie hält sehr viel von Bildung. Aber deine Missionen werden sehr bald anfangen.«
    Ich verdrehte die Augen. Wie viele schräge Sachen er gerade von sich gegeben hatte, konnte ich gar nicht mitzählen. Raphael sah mich erwartungsvoll an und deutete auf meinen Wagen. »Fort mit dir. Führ das Leben eines normalen amerikanischen Teenagers.«
    Meine Hand lag schon auf dem Griff, aber ich brachte es nicht über mich, die Tür zu öffnen. Wenigstens noch ein kleines Weilchen wollte ich bei Raphael bleiben. Wenn er echt war, hieß das, Malachi war auch echt.
    Er tätschelte meinen Arm. »Frag mich ruhig, Lela.«
    »Wie geht es ihm? Hat sie ihn aufs Land entlassen?« Ich wollte ihn mir in der Sonne vorstellen. Obwohl ich es nicht miterleben konnte, sah ich es vor mir, das umwerfende Lächeln auf seinem Gesicht. Es machte mich froh und gleichzeitig unheimlich traurig.
    »Nein.«
    Mir war, als hätte ich einen Schlag auf den Kopf bekommen. »Was? Sie hat gesagt, wenn ich mich zum Dienst melde, würde sie ihn freilassen!«
    »Ganz genau so hat sie das nicht gesagt. Und es hat Folgen, wenn man den Gerichtssaal stürmt und eine Verhandlung stört. Solche Dinge nimmt sie nicht auf die leichte Schulter.« Er drückte meinen Arm. »Sie hat ihn degradiert und ihn zu einer weiteren Dienstzeit verurteilt.«
    Mir liefen die Tränen übers Gesicht. Das Einzige, woran ich denken konnte, war die Nacht auf dem Turm der Station, Malachis sehnsuchtsvolles Gesicht, als er den Blick auf das Land jenseits der Stadtmauer richtete.
    »O nein«, schluchzte ich. »Das war meine Schuld.«
    Raphael lächelte mitfühlend. »Schon wieder. Pass auf – Malachi hat seine Entscheidung getroffen. Er wusste bereits, was auf ihn zukommt,als er den Gerichtssaal betrat. Ihre Entscheidung hat ihn nicht überrascht.«
    Ich schlug die Hände vors Gesicht und heulte. Das war zu viel. Alles hatte ich ihm genommen: seine Chance auf Freiheit, seine Chance, sich auszuruhen und ungebunden umherzuschweifen. Seine Chance auf Glück. Für nichts hatte er all das aufgegeben. Raphael tätschelte schweigend meinen Rücken. Es war egal. Nichts, was er sagte, hätte mich trösten können.
    »Wie geht es ihm?«, fragte ich leise.
    »Malachi versteht sein Handwerk. Er tut seine Pflicht.«
    Ich biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Schrei der Enttäuschung. »Darum habe ich nicht gebeten.«
    »Es geht ihm gut, Lela, und er ist immer noch Malachi. Sobald du fort warst, hat er eine hochgefährliche Mission übernommen.«
    Verzweifelt winkte ich ab. Er sollte aufhören. Mühsam unterdrückte ich mein Schluchzen. Mehr wollte ich nicht wissen. Ich fühlte mich so schon schuldig genug. Endlich machte ich die Autotür auf.
    »Ich warte darauf, dass ihr euch meldet«, brachte ich noch heraus, dann stieg ich ein, schlug die Tür zu und fuhr davon.
    Die Sonne, die grell durchs Fenster schien, weckte mich. Meinen Traum von Nadia hatte ich klar in Erinnerung. Ich hatte alles aus ihrer Sicht erlebt, gesehen, was sie sah, gefühlt, was sie fühlte. Sie saß am Meer, blickte auf das Spiel kristallblauer Wellen. Eine verrückte Sekunde lang glaubte ich, sie wollte sich ertränken, aber dann bemerkte ich ihre völlige innere Gelassenheit. Jemand saß neben ihr. Sie schaute ihn nicht an, sodass ich nicht erkennen konnte, wer es war, aber die Person hielt ihre Hand. Sie war glücklich. Sie wurde geliebt und wusste es. Sie wollte nicht anders sein, als sie war, und nicht mehr haben, als sie hatte.
    »Danke«, flüsterte ich und strich über das Tattoo. Was immer auf mich wartete, würde erträglich sein, nachdem ich nun wusste, dass sie auf dem Land war.
    Ich rieb mir die Augen. Die Sonne. Sie schien mir so fremd. Allmählich hatte ich mich an die Dunkelheit gewöhnt. Es klopfte an der Tür. »Ja«, stöhnte ich. Nicht mal eine Stunde hatte ich geschlafen.
    Mit einem strahlenden Lächeln
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