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Inmitten der Unendlichkeit

Inmitten der Unendlichkeit

Titel: Inmitten der Unendlichkeit
Autoren: David Gerrold
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Bewundernswert.«
    »Danke«, sagte Korie.
    »Aber… um diese Tat zu vollbringen, haben Sie Befehle mißachtet. Meine Befehle. Und das kann ich nicht tolerieren«, sagte sie. »Ich kann mir keine Kapitäne leisten, die ihren Befehlen nicht nachkommen. Das Flottenkommando muß sicher sein, daß es sich auf seine Kapitäne verlassen kann. Und wir können uns nun einmal nicht genauso auf Sie verlassen wie auf unsere anderen Schiffsführer. Das einzige, worauf wir uns bei Ihnen verlassen können, ist Ihre Willenskraft und Ihre Starrköpfigkeit. Bis jetzt haben Sie Glück gehabt.«
    Korie beugte sich in seinem Stuhl vor. O’Hara bemerkte die Änderung in seiner Haltung und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. Korie wollte widersprechen. Sie hatte recht mit ihrer Einschätzung.
    »Ma’am, bei allem Respekt! Die Flotte braucht auch Kapitäne, die unabhängig handeln können! Ein Kommandant muß die Initiative ergreifen, wenn es keine vorgesetzte Stelle gibt, auf die er zurückgreifen kann. Ich habe meine Fähigkeiten in dieser Hinsicht bewiesen. Dreimal schon! Wenn Sie mich jetzt nicht befördern, dann habe ich offensichtlich keine Zukunft mehr bei der Flotte. Ich werde meine Kündigung einreichen.«
    »Darauf bin ich vorbereitet«, erwiderte die Vizeadmiralin. »Aber wenn Sie ausscheiden, dann werde ich die Sternenwolf ebenfalls außer Dienst stellen.«
    »Wie bitte? Ich dachte, ich hätte meinen Standpunkt klargemacht.«
    »Ja, das haben Sie. Vielleicht sogar zu klar. Sie haben uns allen demonstriert, daß Sie und Ihre Mannschaft hervorragende Leute sind. Diese Fähigkeiten werden auf anderen Schiffen dringend benötigt. Ihre Leute sind Ihnen gegenüber ganz außergewöhnlich loyal. Aber ohne Sie ist es nicht mehr die gleiche Mannschaft, oder? Kein Leim mehr, der sie zusammenhält.«
    »Sie haben ihr Schiff verdient.«
    »Ja, ohne Zweifel. Genau wie sie Offiziere verdient haben, die ihnen gegenüber loyal sind. Wenn Sie ausscheiden, dann werde ich Ihre Leute auf Schiffe versetzen, deren Offiziere Befehle ausführen und sich nicht benehmen wie Primadonnen.«
    Korie zögerte. Widersprüchliche Emotionen rissen ihn hin und her. »Das ist Erpressung«, platzte er schließlich heraus.
    »Ts, ts, ts. Das ist kein Wort, das man leicht in den Mund nimmt, Mister.« Dann fügte sie hinzu: »Aber… wenn es Erpressung ist, dann ist es angemessen, oder nicht? Sie haben es nicht anders verdient. Nennen Sie es Karma. Vor gar nicht langer Zeit kamen Sie in dieses Büro und versuchten das gleiche mit mir. Sie haben mir sogar gedroht, erinnern Sie sich? Und damit haben Sie den Präzedenzfall geschaffen. Erpressung ist ein geeigneter Weg, das zu bekommen, was man haben will – oder jemand anderen zu bestrafen, wenn man es nicht bekommt.« .
    »Also bestrafen Sie mich jetzt dafür?«
    »Wenn Sie so wollen, ja. Sie können es aber auch anders sehen. Ich hoffe, Ihnen eine Lektion zu erteilen. Wir bauen jeden Monat zwölf neue Schiffe. Wir brauchen Kapitäne. Wir brauchen Besatzungen. Sie haben die nötige Erfahrung. Eines Tages könnten Sie ein guter Kapitän werden. Ich bin mir sogar ziemlich sicher. Am besten sind Sie immer dann, wenn Ihre Wut in die richtige Richtung gelenkt wird. Und jetzt tun Sie Ihrer Mannschaft einen Gefallen und ziehen Sie ihre Knöpfe wieder an.«
    Im ersten Augenblick wollte Korie den Kopf schütteln – aber nicht als Ablehnung der Befehle O’Haras, sondern weil er ungläubig die Ironie in der Geschichte erkannte und sich ihr fügte. Ein trauriger, schiefer Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. »Sie haben mich getroffen«, sagte er kapitulierend. »Sie haben mich verdammt gut getroffen.«
    »Wie ich Ihnen bereits früher gesagt habe«, lächelte O’Hara. »Regel Nummer eins: Jugend und Enthusiasmus sind niemals Ersatz für Alter und Erfahrung.«
    Korie nickte. Langsam streckte er die Hand aus und nahm seine Rangabzeichen vom Schreibtisch.
    »Haben Sie noch ein wenig Geduld, Jon«, sagte sie in freundlichem Ton. »Vertrauen Sie mir. Wir haben Pläne mit Ihnen. Wichtige Pläne. Haben Sie noch eine Weile Geduld.«

 
Kapitän Hardesty
     
     
    »Sie leben ja immer noch?« rasselte Hardestys Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Sie sind ja immer noch tot!« schoß Korie zurück. Hardestys Körper lag reglos auf dem Bett. Das Labyrinth aus Schläuchen und Drähten ringsherum war noch weiter gewachsen.
    »Nur klinisch«, sagte Hardesty. Die Stimme versagte einen Augenblick, dann war sie wieder da. Lauter als
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