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Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen
Autoren: Vampira VA
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daß ich meine Dreigestalt nicht von
    neuem zu entsenden vermochte.
    Mit der Zeit jedoch erkannte ich, daß ein solcher Auftritt ohnedies nicht mehr vonnöten war. Meine hinterlassene Saat wuchs weiter unter den Menschen; sie entwickelten sich wie von selbst ganz in meinem Sinne. Das BÖSE wucherte auf Erden und infizierte die Menschheit, mehr und mehr. Schlimmste Kriege wurden gefochten, von Führern, die mir fast ebenbürtig waren, aber nicht nur darin äußerten sich die Folgen meiner Hinterlassenschaft. Auch im Kleinen gediehen Mißgunst und Boshaftigkeit; nicht einmal von Familienbanden ließ es sich aufhalten.
    Und schließlich war die Welt ganz in dem Maße bereit für meine Herrschaft, als hätte ich selbst die Saat gehegt und gepflegt.
    Meine Macht hatte sich noch nicht genügend wieder aufgebaut, als daß ich die Dreiheit hätte entsenden können. Was mich indes nicht anfocht. Denn ich hatte nicht länger vor, mich mit Inkarnationen zu begnügen, die nur ein Abbild meiner selbst darstellten -
    - nein, ICH SELBST würde mir die Welt erobern, in einem Sturm, der ihr Antlitz verheeren und die Menschen in die Knie zwingen würde vor meiner bloßen Präsenz.
    Durch das TOR wollte ich kommen.
    Es mußte nur geöffnet werden ...
    Da mir die Möglichkeit, die Dreigestalt zu diesem Zwecke zu nutzen, also verwehrt war, sammelte und entsandte ich zumindest soviel meiner Macht, daß mir drüben ein Kind geboren wurde. Zwar war es nur der geringste Teil von mir, aber so, wie in einer menschlichen Zelle alle Erbanlagen gespeichert sind, ruhte in diesem Kind all mein Wissen. Mit der Zeit und unter geeignetem Einfluß würde es sich entfalten und nutzbar werden.
    Und so ist es nun geschehen.
    Mag es dem Kind letztlich auch nicht gelungen sein, mein wahres Wesen zu befreien und zu entfesseln, so trägt es dank des flüchtigen Kontakts durch das nur kurz geöffnete Tor doch genug in sich, um ganz dem Vater nachzugeraten .
    Und nach Michaels Tod gibt es niemanden mehr auf dieser Seite, der es noch aufhalten könnte!
    Im Gegenteil - es nennt schon einen ersten Verbündeten sein eigen!
    Den es nun zu sich ruft...
    *
    Gabriel verließ das Kloster und fand einen Weg hinauf auf die Gipfel des Monte Cargano, wo die Nacht selbst den Fels fast zu berühren schien.
    Eisiger Wind umtoste ihn, zerrte an seiner schmächtigen Gestalt, als könnte selbst die Naturgewalt spüren, wer dieses Kind wirklich war, und als versuchte sie, ihn hinab in die Tiefe zu reißen, auf daß er die Welt nicht heimsuchen könnte.
    Der Junge lachte und ließ es nicht zu, daß der Sturm ihm dieses Lachen von den Lippen riß. So kam es fast dem Donner gleich, mit dem hinter ihm das Kloster der Illuminati verging.
    Dann rief er seinen Verbündeten.
    Und derweil er dessen Ankunft erwartete, nutzte er seine neuerkannte Macht, um sich eine neue Gestalt zu geben. Die Gestalt eines Tieres, dem es im Blute lag, über Stock und Stein selbst in schwindelnder Höhe zu klettern.
    Das Tier erklomm die höchste Stelle des Berges, die einem abgebrochenen Turm gleich ins Dunkel aufragte. Kläglich klang sein Ruf in die Nacht, ganz wie das des Jungtieres, das Beisein und Schutz der Mutter erflehte.
    Ein Schatten, dunkler noch als die Nacht, rauschte heran, senkte sich über die scheinbar unschuldige Kreatur.
    Mit den Flügeln schlagend verharrte der, den die Menschen den »König der Lüfte« nannten, über dem Tier. Seine kräftigen Krallen faßten es behutsam am Fell des Nackens und des Rückens.
    Dann stieg der Adler wieder auf, das gehörnte Tier in seinen Fän-gen - - und seine Silhouette war so gewaltig, daß sich das Rund des Mondes dahinter verbarg, als er es passierte.
    Epilog
    Hoch über Lilith Eden ging ein kleiner Teil der Welt unter.
    Doch die Frau ohne Persönlichkeit wußte es nur, weil sie den Beginn des Untergangs mit eigenen Augen hatte verfolgen können. Bevor - das Ding zu ihr gekommen war, sie gepackt und fortgebracht hatte. Hierher, an den Fuß des Berges, von dem sie weder wußte, wie er hieß, noch wo er lag.
    Wie sie so vieles nicht wußte, was mit ihrem früheren Leben zusammenhing.
    Trotzdem war allein in der kurzen Zeit seit ihrem Erwachen (aus dem Nichts?) so vieles auf sie eingestürmt, daß es genug sein konnte für ein ganzes Leben .
    Die Frau sah auf, als das Knirschen von Stein an ihr Ohr drang.
    Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit. Ein Mann, gewandet wie ein Mönch, trat näher. Sein narbiges Gesicht schien ihr so düster, als würde
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