Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inkarnationen

Inkarnationen

Titel: Inkarnationen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
gehandelt (und einmal mehr muß ich wohl alle Schuld auf mich nehmen), doch offensichtlich gewesen, daß die Sache so einfach nicht aufzulösen sein konnte. Denn Luzifer mochte zwar nicht mehr der sein, als den wir ihn gekannt hatten, seine Macht indes war noch die alte, und daß er sie bis zuletzt in seinem Sinn einsetzen würde, hätte für uns (für mich) außer Zweifel stehen müssen.
    So aber war es geschehen.
    Wir hatten ihn verbannt und waren doch die Verlierer in dieser Schlacht. Gefangene unserer eigenen Welt, die Luzifer zu einem un-durchdringbaren Kokon gemacht und mit seiner Kraft versiegelt hatte.
    Fortan waren uns die Hände gebunden. Denn obwohl wir noch in der Lage waren, zu verfolgen, was auf Erden geschah, blieb uns zunächst doch keine Möglichkeit, in irgendeiner Weise einzugreifen.
    Für die Menschen vergingen Äonen, während für uns Zeit nicht existierte. Was unser Schicksal indes nicht erträglicher machte. Denn wir mußten mitansehen, wie die Menschheit in alte Unsitten und barbarisches Verhalten zurückfiel. Trotzdem konnte man ihr eine Entwicklung nicht absprechen, durchaus nicht: Was die Möglichkeiten anging, anderen Schaden und Leid zuzufügen, kannte die Erfindungsgabe des Menschen kaum Grenzen .
    Irgendwann mochten es selbst die Gleichgültigsten unter uns nicht mehr mitansehen. Und so standen wir vor der Frage, was unsererseits zu unternehmen wäre, um dem Geschehen in der Menschenwelt Einhalt zu gebieten.
    Eine Antwort fand sich.
    Gefallen wollte sie keinem von uns.
    Trotzdem gab es nur diesen einen Weg. Obgleich noch nicht einmal sicher war, daß er auch zum Ziel führen würde .
    Natürlich hatten wir von Anfang an erprobt, ob und wie der von Luzifer geschaffene Panzer um unsere Sphäre zu durchbrechen wäre. Doch alle Mühe war vergebens. Eine einzige Bruchstelle gab es, die wir mit vereinter Kraft für kurze Zeit hätten öffnen können -dort nämlich, wo wir Luzifer aus unserer Sphäre geschleudert hatten. Doch diesen Ort wollte verständlicherweise keiner der Unseren aufsuchen .
    Bis Raphael auf die Idee kam, das Ziel des Durchbruchs zu verändern, weg von Luzifers Sphäre und hin zur Menschenwelt. Da beide Welten räumlich nicht voneinander getrennt waren, mochte es uns mit vereinten Kräften gelingen.
    Einer aus unserer Schar wurde ausgewählt, den riskanten Schritt zu unternehmen - riskant deshalb, weil er genauso gut in Luzifers Sphäre des Irrsinns führen konnte. Ich war erleichtert, daß die Wahl auf mich fiel, denn ich war es letztlich gewesen, der die Schuld an unserer Gefangenschaft trug.
    Die gemeinsamen Energien der anderen öffneten einen Spalt -oder wie man es auch nennen mochte - im Panzer um unsere Welt und schufen eine Brücke hinüber in die der Menschen. Sie schafften es, den Durchgang so lange offenzuhalten, bis ich unseren Kerker verlassen hatte.
    Aber gleichzeitig ereignete sich etwas Unvorhergesehenes.
    Denn der Durchgang schloß sich nur in unserer Sphäre wieder! Zur Irrsinnswelt des gefallenen Engels blieb der Spalt in der Wirklichkeit geöffnet! Als hätte die wuchernde Macht, die dahinter auf der Lauer lag und gewiß nach einer Möglichkeit suchte, ihrem Kerker zu entkommen, nur auf den rechten Moment gewartet, um den einzig möglichen Weg hinaus unserer Kontrolle zu entziehen.
    So war es mir nicht möglich, die Geschicke der Menschen latent zu lenken, weil eine gänzlich andere und ungleich wichtigere Aufgabe drüben meiner harrte:
    Ich hatte ein Tor zu versiegeln und fortan dafür Sorge zu tragen, daß es von Luzifers Seite aus nicht geöffnet wurde .
    *
    In unserer Sphäre hatte die Durchbruchstelle am ehesten noch einer schwärenden Narbe im Gefüge geglichen, wenn man menschliche Vergleichssichten überhaupt darauf anwenden konnte.
    Hier auf Erden zeigte sie sich in anderer Weise. Als hätte sich seine Substanz verwandelt in das irdische Pendant zu dem, was es drüben bei uns gewesen war.
    Hier nun glich es in der Tat einem riesenhaften Tor, das sich tief im steinernen Leib eines gewaltigen Berges manifestiert hatte. Warum gerade an dieser Stelle - das entzog sich unserer Kenntnis. Die abgeschiedene und von aller Welt verborgene Lage mochte eine Rolle gespielt haben. Die Macht jenseits des Tores hatte sie vielleicht mit Bedacht gewählt, weil sie sich hier unbeobachtet und von niemandem in ihren Versuchen, es zu öffnen, behindert fühlen konnte.
    Natürlich spielte ich mit dem Gedanken, einen »Rückschritt« zu wagen, unterließ es aber der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher