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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert
Autoren: Scott Sigler
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paar Wasserrohre verfügte. Unmittelbar rechts neben der Tür befand sich eine Resopalablage mit eingelassenem Waschbecken, dessen einst weißes Porzellan inzwischen rostrote und orangefarbene Flecken hatte, da ständig hartes Wasser aus dem Hahn tropfte. Die Ablage bot genügend Platz für eine Zahnbürste, eine Dose Rasierschaum und ein zusammengeschrumpftes, rissiges Stück Seife. Alle anderen Dinge, die man sonst noch brauchte, befanden sich in dem verspiegelten Badezimmerschränkchen über dem Waschbecken.
    Gleich neben der Ablage befand sich die Toilette, die auf der anderen Seite fast an die Badewanne stieß. Der Raum war so klein, dass Perry auf der Toilette sitzen und die gegenüberliegende Wand berühren konnte, ohne dass er sich vorbeugen musste. Benutzte Handtücher in verschiedenen, nicht zueinander passenden Farben hingen über einem Handtuchhalter, der Stange des Duschvorhangs und auf beiden Seiten des Türknaufs, wodurch ein Regenbogen aus Frottee entstand, der sich auffällig von den limonengrünen Wänden und dem zerkratzten hellbraunen Linoleumboden abhob.
    Eine kleine, angeschlagene Digitalwaage voller Rostflecken bildete die einzige Dekoration. Mit einem resignierenden Seufzer stellte sich Perry darauf. In der LED-Anzeige funktionierte die einstellige Ziffer nicht, wodurch die letzte
Zahl eher wie ein A aussah und nicht so sehr wie eine Acht, aber das änderte nichts an seinem Gewicht: 268 Pfund.
    Er trat von der Waage. Wieder spürte er ein Jucken, diesmal an seinem linken Oberschenkel. Es fühlte sich an wie der Stich eines Moskitos. Perry zuckte unangenehm zusammen, und er kratzte sich heftig an der Stelle.
    Dann trocknete er sich die Haare, hielt jedoch plötzlich inne und riss die Hand weg. Irgendetwas verursachte ihm Schmerzen über der linken Augenbraue. Das Gefühl war so schneidend und dumpf zugleich, als hätte er zufällig einen großen Pickel berührt.
    Mit dem Handtuch wischte er den Dampf vom Spiegel. Ein roter Bartschatten bedeckte sein Gesicht. Ein hellroter Bart und glattes blondes Haar waren das seltsame Merkmal aller männlichen Dawseys, so weit Perry zurückdenken konnte. Er selbst trug das Haar schulterlang, was jedoch keine Frage seines Stils war. Es half ihm vielmehr, die auffällige Ähnlichkeit zwischen seinem Gesicht und dem seines Vaters zu verbergen. Je älter er wurde, umso mehr sah das Gesicht im Spiegel aus wie dasjenige, das er am meisten vergessen wollte.
    »Beschissener Schreibtischjob. Ich werd nur dick davon. «
    Er konzentrierte sich auf den Pickel über der Augenbraue. Das Ding sah fast wie ein Pickel aus, doch es wirkte auch so … seltsam. Eine kleine, knorrige rote Beule. Sie fühlte sich merkwürdig an. Als würde er von einem noch nicht ganz ausgewachsenen Ungeziefer gebissen oder gestochen.
    Verdammt, was war das denn?
    Er beugte sich vor, bis sein Gesicht fast den Spiegel berührte, während seine Finger die schmerzende Stelle abtasteten.
Feste, straffe Haut, aus der etwas wirklich Kleines herausragte. Und dieses Etwas war möglicherweise … schwarz? Ein winziger Fleck. Einen Augenblick lang kratzte er mit seinen Fingernägeln daran herum, doch die Stelle tat weh. Wahrscheinlich ein eingewachsenes Haar oder etwas Ähnliches. Er würde versuchen, seine Finger davon zu lassen. Sollte es doch erst mal fester werden. Er würde sich später darum kümmern.
    Perry griff nach dem Rasierschaum. Er betrachtete sich immer sehr genau, bevor er sich rasierte und die Zähne putzte. Nicht aus Eitelkeit, sondern um zu sehen, wie weit er inzwischen abgebaut hatte.
    Damals im College war sein Körper hart, muskulös und wie gemeißelt gewesen. Bei einer Körpergröße von eins fünfundneunzig hatte er 250 Pfund gewogen, was ideal zu seinem Status als All Big Ten Linebacker gepasst hatte. Doch in den sieben Jahren seit seiner Knieverletzung, die seine Karriere beendete, hatte sich sein Körper verändert und nach und nach Fett angesetzt, während die unbenutzten Muskeln immer schwächer wurden. Niemand außer ihm selbst hätte ihn als übergewichtig betrachtet, und noch immer sahen ihm viele Frauen nach, doch für Perry war der Unterschied offensichtlich.
    Er rasierte sich, klatschte sich etwas Schaumfestiger ins Haar und putzte sich die Zähne, um seine morgendlichen Vorbereitungen zu Ende zu bringen. Perry trat aus dem Bad in die kalte Wohnung. Rasch schlüpfte er in eine Jeans, ein altes T-Shirt von einem AC/DC-Konzert und ein warmes Sweatshirt der San Francisco
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