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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert
Autoren: Scott Sigler
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recht«, sagte Bill. »Aber ich hab mehr getrunken als du, Weichei.«
    Perry wollte antworten, doch ein Stechen in seinem rechten Schlüsselbein würgte ihm die Stimme ab und ließ ihn überrascht nach Luft schnappen. Er grub seine Finger in
das Sweatshirt und kratzte die Haut darunter. Vielleicht war er gegen irgendetwas allergisch. Möglicherweise war letzte Nacht eine Spinne in sein Bett gekrochen und hatte sich ihren Weg zurück ins Freie gebissen.
    Er kratzte energischer, um das Jucken zum Schweigen zu bringen. Doch da meldete sich die Reizung auf seinem Unterarm wieder, und er konzentrierte sich auf diese Stelle.
    »Flöhe?« Unbehindert von den Stellwänden, klang Bills Stimme zu ihm herab. Perry sah auf. Bills Oberkörper beugte sich über die stoffbespannte Wand, die die einzelnen Arbeitsbereiche voneinander abtrennte, und sein Kopf war nur noch wenige Zentimeter von der Decke entfernt. Er ragte deshalb so weit in die Höhe, weil er wieder einmal auf seinem Schreibtisch stand. Obwohl er die Bar gemeinsam mit Perry verlassen hatte – und somit nicht mehr als vier Stunden geschlafen haben konnte –, sah Bill so makellos aus wie immer. Mit seinen hellblauen Augen, dem perfekt geschnittenen braunen Haar und dem glatt rasierten Babygesicht, das nicht einmal die kleinste Schramme besaß, sah Bill wie ein Modell für Anti-Pickel-Salbe für Teenager aus.
    »Nur ein Insektenstich, das ist alles«, sagte Perry.
    Bill zog sich hinter die Stellwand zurück.
    Obwohl seine Haut immer noch juckte, hörte Perry auf, sich zu kratzen, und rief auf seinem Computer Pullmans Unterlagen auf. Gleichzeitig startete er sein Instant-Messenger-Programm. Obwohl die meisten Kollegen nur wenige Arbeitsbereiche entfernt waren, lief die Kommunikation im Büro meistens über dieses Programm ab. Das galt besonders für die Unterhaltungen mit Bill, der meistens vieles zu sagen hatte, von dem er nicht wollte, dass es von anderen im Büro gehört wurde. Mithilfe des IM konnten sie beide ihrem
Humor aus Collegetagen freien Lauf lassen, was ihnen half, den Tag zu überstehen.
    Er begann das tägliche Ritual mit einer Nachricht an Bills Instant-Message-Namen »StickyFingazWhitey«.
    Bleedmaize-n-blue: Hey, schauen wir uns heute Nacht das Footballspiel an?
    StickyFingazWhitey: Trägt der Papst Frauenunterwäsche?
    Bleedmaize-n-blue: Ich dachte, es heißt: »Trägt der Papst einen komischen Hut«??
    StickyFingazWhitey: Aber er hat doch sowieso schon ein Kleid an, obwohl meine Quellen behaupten, dass er nicht das Recht hat, Weiß zu tragen, wenn du verstehst, was ich meine.
    Schnaubend unterdrückte Perry ein Lachen. Er wusste, dass er mit seinen großen, zitternden Schultern, dem gesenkten Kopf und der Hand über dem Mund wie ein Idiot aussah.
    Bleedmaize-n-blue: Oh Mann, hör lieber auf. Ich bin gerade erst gekommen, und ich will nicht, dass Sandy glaubt, dass ich mir wieder Clips auf YouTube anschaue.
    StickyFingazWhitey: Warum schaust du dir in deiner freien Zeit nicht »Der Papst lässt’s krachen« an, du kranker, kranker Mann?
    Diesmal musste Perry laut auflachen. Er kannte Bill seit … wie lange war das jetzt her? Schon seit zehn Jahren? Perrys erstes Jahr im College war nicht leicht gewesen, denn zu jener Zeit hatte er seine rücksichtslosen Gewaltausbrüche absolut
nicht unter Kontrolle. Er war mit einem Footballstipendium an die University of Michigan gekommen. Zuerst hatte man ihm ein Zimmer mit anderen Footballspielern gegeben, doch Perry hatte diese als Konkurrenz betrachtet, selbst wenn sie nicht auf derselben Position spielten wie er. Für gewöhnlich war irgendein Streit die Folge. Nach der dritten Auseinandersetzung standen seine Trainer kurz davor, ihm das Stipendium zu entziehen.
    Kann ja sein, dass diese Scheiße anderswo so abläuft, zum Beispiel an der Ohio State, hatten sie ihm gesagt, aber nicht an der University of Michigan.
    Und doch wollten sie ihn nicht verlieren. Sie hatten ihn schließlich nicht umsonst ausgewählt und sämtliche Kosten seiner Ausbildung übernommen. Der Trainerstab wollte seine Wildheit auf dem Feld. Als Bill von der Sache hörte, meldete er sich freiwillig, um mit Perry das Zimmer zu teilen. Bill war der Neffe eines Assistenztrainers. Er und Perry trafen sich während der Orientierungsphase im ersten Jahr und kamen von Anfang an recht gut miteinander aus. Perry erinnerte sich noch daran, dass er während dieser ersten Monate nur gelächelt hatte, wenn er in den Genuss von Bills unverwüstlichem
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