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Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)

Titel: Industriepampe: Wie die Kunstprodukte unser Körpergefühl blenden (Ernährungs- und Bewegungsbibliothek)
Autoren: Dr. Anja Dostert
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Meeresfrüchte-Imitat erwähnt, durch zahlreiche TV-Beiträge ist den meisten Verbrauchern die Existenz zusammengekleber Schinken bekannt geworden. Fleischstücke werden mit Enzymen versetzt und in Form gepresst. Ein Experte kann eine Scheibe Schinken gegen das Licht halten und die Struktur der Fasern analysieren. Hier ist Detektivarbeit notwendig. Sogar die Speckschwarte wird angeklebt, wenn sie am Endprodukt gewünscht ist. Gesundheitsschädlich ist dieser Trick der Industrie nicht, trotzdem wird dem Verbraucher eine nicht vorhandene Qualität vorgetäuscht. Zusätzlich wird versucht, möglichst viel Wasser in Fleisch, Wurst und Fisch zu binden. Ein trockener, salziger Schinken ist leichtgewichtig und hat einen teureren Kilopreis, der vom Verbraucher des Zitronenmarktes nicht mehr akzeptiert wird.
    Analogkäse ist richtigem Käse geschmacklich und vom Aussehen her zum Verwechseln ähnlich, insbesondere wenn man eine Pizza oder ein anderes Gericht mit dem Käseersatz überbäckt. Deshalb findet man Analogkäse insbesondere in der Gastronomie und bei Bäckereiprodukten wie Käsebrötchen. Als Käse dürfen diese Produkte offiziell nicht bezeichnet werden, die korrekte Bezeichnung lautet:
    „Brötchen mit Backbelag aus einem Erzeugnis auf der Basis von Pflanzenfett und Magermilch“
    Echter Käse muss reifen, Analogkäse kann ohne teure Wartezeiten produziert werden. Man bleibt flexibel und spart Lagerkosten. Bei Fertiggerichten wenden Hersteller einen legalen Trick an: sie überbacken die Pizza mit einer Mischung aus Käse und Käseimitat. Der Verbraucher findet den Käse in der Zutatenliste, der Analogkäse versteckt sich hinter den harmlos erscheinenden Einzelzutaten „Pflanzenfett“, „Milcheiweiß“ und „natürliches Aroma“.
    Ein hochwertiges Basilikum-Pesto aus Basilikum, Pinienkernen, Parmesankäse, Salz, Knoblauch und Olivenöl würde im Verkauf um die acht Euro kosten. Olivenöl wird vollständig oder zum Teil durch günstiges Sonnenblumenöl ersetzt, die teuren Pinienkerne durch Cashewkerne. Das ganze Produkt wird mit Gries oder Kartoffelflocken gestreckt, diese haben eine ähnliche Konsistenz wie der hochwertige Parmesan oder Pecorino, beide Käsesorten bekommt das Produkt nie zu sehen. Aromen und Geschmacksverstärker sorgen für den Geschmack, den der von Natur aus glutamathaltige Parmesan sonst in das Produkt gebracht hätte.

Die Gewinnbringer der Industrie
    An klassischen Lebensmitteln wie Butter, Mehl und Haferflocken lässt sich kaum etwas verdienen, die Produkte sind austauschbar. Fertigprodukte bieten interessantere Gewinnmöglichkeiten: Eine handelsübliche Tüte Hühnersuppe enthält etwa zwei Gramm Trockenhuhn oder nur Hühnerfett. Im Grunde handelt es sich um aromatisiertes, heißes Wasser. Sieht man von dem wenigen enthaltenen Fett ab, könnte man das Produkt technisch auch im Teebeutel realisieren.
    Die Verbraucherzentrale Hamburg hat die Kosten verschiedener Fertiglebensmittel und Halbfertigprodukte mit selbst zubereiteten Lebensmitteln verglichen. Dezidiert wurden alle Zutaten zusammengerechnet, bis hin zu den Stromkosten für Herd und Backofen. Die vollständige Liste können Sie als PDF-Datei hier einsehen.
    100 Gramm hausgemachte Tomatensauce aus Tomatenmark und frischen Tomaten kosten 18 Cent. Die Sauce aus der Tüte kostet pro 100 Gramm zubereitete Sauce 27 Cent, die Sauce aus dem Glas 56 Cent. Das selbstgekochte Produkt ist das hochwertigste Produkt, die Pulversauce besteht aus reiner Chemie. Das teure Fertigprodukt liegt von der Qualität her irgendwo dazwischen.
Zwei weitere Beispiele:
    - Selbst gebackener Marmorkuchen kostet pro 100 Gramm 14 Cent
    - Die Marken-Backmischung 40 Cent
    - Das abgepackte Fertigprodukt 57 Cent
     
    - Hausgemachtes Salatdressing kostet pro 100 ml 18 Cent
    - Das Pulver zum Anrühren mit Öl und Wasser kostet 34 Cent
    - Das Fertigprodukt aus der Flasche 50 Cent
     
    Selbst kochen spart Geld und ergibt ein hochwertigeres Endprodukt. Der Industrie bringt die Fertignahrung mehr Gewinn als das Halbfertigprodukt oder die Einzelzutaten. Arbeitserleichterung und Zeitersparnis ist (leider) einer der Gründe, weshalb diese chemischen Pülverchen überhaupt gekauft werden. Hinzu kommt, dass Fertig- und Halbfertigprodukte in ihrer Zusammensetzung gezielt darauf getrimmt sind, den Menschen zu verführen. Dies beginnt bei der Werbung und endet bei den optimal auf den Mehrverzehr abgestimmten Inhaltsstoffen.

Außen hui, innen pfui! - Der schöne Schein der
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