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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ersten Moment antworteten weder Jonas noch Brenner; dann – nach einem raschen, fast angstvollen Seitenblick auf Jonas – sagte der Kapitänleutnant: »Sie haben es ganz richtig erkannt, Dr. Jones – wir haben Probleme. Unsere Treibstoffvorräte sind so gut wie erschöpft. Wir können nicht vor diesem Schiff davonlaufen. Und wir können auch nicht mehr länger getaucht bleiben.«
    »Aber wir könnten es torpedieren«, fügte Jonas mit einem bösen Lächeln hinzu.
    Brenner ignorierte ihn. »Wir müssen auftauchen, Dr. Jones.
    Wenn wir das tun und wenn es zu einem Gefecht zwischen uns und diesem Schiff kommt – können Sie sich vorstellen, was geschieht?«
    Das konnte Indiana in der Tat. Die HENDERSON war kein Kriegsschiff. Sie war nicht wehrlos, aber längst nicht schwer genug bewaffnet, um das Unterseeboot mit einer einzigen Salve zu versenken. Wenn es zu einem Gefecht zwischen den beiden Schiffen hier auf offener See kam, dann war nicht nur dessen Ausgang ungewiß, wahrscheinlich würde es auch unter den Polynesiern, die in ihren Schilfbooten dort oben auf dem Meer trieben, zahlreiche Opfer geben.
    »Wir werden jetzt auftauchen, Dr. Jones«, sagte Jonas, »und Sie werden mit diesem Schiff und seinem Kapitän Kontakt aufnehmen und dafür sorgen, daß man uns in Ruhe läßt.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, daß ich das könnte?« fragte Indiana.
    »Sie werden es tun müssen«, antwortete Jonas gelassen.
    »Denn wenn nicht, dann sind Ihre Freunde die ersten, die sterben müssen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«
    »Und wenn mir das gleich wäre?«
    Jonas lachte nur. »Versuchen Sie nicht, mir etwas vorzuspie-len, Dr. Jones«, sagte er. »Ich weiß zuviel über Sie. Sie sind nicht der Mann, der ein Menschenleben opfert, weil es zu seinem Vorteil sein könnte.«
    Indiana widersprach nicht mehr. Es war auch sinnlos, denn Jonas hatte recht. Er hätte mit Sicherheit sein eigenes Leben riskiert, um den Kristall und die böse, uralte Macht, die ihm innewohnte, unschädlich zu machen. Aber es ging eben nicht um sein Leben.
    Jonas wandte sich mit einer Geste an Brenner. »Tauchen Sie auf. Dr. Jones wird tun, was wir von ihm verlangen. Wenn nicht, lassen Sie einen der Gefangenen exekutieren. Am besten fangen Sie mit dem alten Mann an.«
    Brenner maß ihn mit einem eisigen Blick, aber er widersprach nicht mehr, sondern sah schweigend und mit ausdruckslosem Gesicht zu, wie Jonas die schmale Eisenleiter zum Turm hinaufzuklettern begann.
     
    Es war empfindlich kalt, als Indiana hinter Jonas auf den Turm hinaustrat. Vom Meer stieg ein eisiger Hauch empor, und die graue Dämmerung hatte sich aufgehellt, obwohl es noch nicht Tag war. Trotzdem konnte Indiana erkennen, daß Jonas mit seiner Vermutung recht gehabt hatte: Das Schiff, das sich ihnen näherte, war die HENDERSON. Auch das angebliche Forschungsschiff hatte seine Fahrt gedrosselt und bewegte sich kaum wahrnehmbar von der Stelle, was aber wohl weniger am plötzlichen Auftauchen des U-Bootes lag als vielmehr an der Flotte der Schilfboote, die das Meer bedeckten, soweit das Auge reichte. Die Polynesier taten ihr Bestes, dem stählernen Giganten auszuweichen, aber die kleinen Boote, die nur von Paddeln angetrieben wurden, hatten alle Mühe, überhaupt von der Stelle zu kommen. Im nachhinein kam es Indiana immer mehr wie ein reines Wunder vor, daß es ihnen überhaupt gelungen war, mit dem Unterseeboot Schritt zu halten.
    Aber vielleicht war das gar kein Zufall. Er hatte Jonas unauffällig von der Seite beobachtet, seit sie auf den Turm hinausge-stiegen waren. Jonas hatte der HENDERSON nur einen flüchtigen Blick gegönnt und seine Aufmerksamkeit dann voll und ganz der Polynesier-Flotte zugewandt. Und ob er nur von einem fremden Geist besessen war oder nicht – sein Mienen-spiel und vor allem der Ausdruck seiner Augen blieben die eines Menschen. Was Indiana in seinen Augen sah, das war keine Furcht vor den Polynesiern. Auch kein Erstaunen, sie so weit draußen auf dem Meer und in so großer Zahl zu treffen. Es war etwas, wie … es fiel Indiana im ersten Moment schwer, seinen Eindruck in Worte zu fassen. War das Stolz? Nein. Die Art, wie Jonas die Langohren ansah, war die, wie ein Heerführer seine Armee betrachten mochte. Eine Armee, die er im Grunde verachtete; die er einsetzen und bei Bedarf auch opfern würde wie ein Schachspieler seine Figuren, deren Macht er aber auch bewußt in sein Kalkül einbezog.
    Indianas Blick löste sich von Jonas’ Gesicht und glitt wieder
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