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Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln

Titel: Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf das Meer hinaus. Den meisten Schilfbooten, die auf dem Kurs der HENDERSON lagen, war es mittlerweile gelungen, einen sicheren Abstand zu gewinnen. Aber nicht allen. Und nicht alle versuchten es überhaupt. Eine Anzahl der kleinen Schiffchen – nicht viele, aber doch genug, daß es auffiel – bewegte sich parallel zu dem hundertmal größeren Schiff, und eine noch kleiner Anzahl steuerte gar direkt darauf zu.
    Und endlich erkannte Indiana die Absicht.
    »Das wollen Sie doch nicht wirklich!« rief er erschrocken.
    Jonas drehte sich ganz langsam zu ihm herum und lächelte.
    »Was?«
    »Sie … Sie wollen, daß sie dieses Schiff angreifen?« stieß er ungläubig hervor. Er wies mit einer Geste auf die HENDERSON. »Die Soldaten dort drüben werden Ihre Krieger abschlachten, Jonas! Sie haben nicht die gerinste Chance!«
    Jonas’ Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Es liegt allein an Ihnen, ob es zu einem Blutband kommt oder nicht, Dr.
    Jones«, sagte er in einem Tonfall, der so freundlich war, daß Indiana ihm allein dafür alle Zähne hätte einschlagen mögen. Er wies zum Bug, wo zwei von Brenners Soldaten damit beschäftigt waren, ein Schlauchboot zu Wasser zu lassen. »Das Boot ist bereit. Fahren Sie hinüber und fordern Sie Kapitän Franklin auf, zu kapitulieren, und es wird kein Tropfen Blut fließen. Weder auf Ihrer noch auf unserer Seite.«
    »Sie sind völlig verrückt!« erklärte Indiana. »Selbst wenn ich tue, was Sie verlangen, glauben Sie doch nicht wirklich, daß Franklin sich darauf einläßt.«
    »Er wird es müssen«, antwortete Jonas im unverändert freundlichem Ton. »Und es wäre wirklich besser, wenn Sie ihn dazu brächten, es zu tun, Dr. Jones. Denn wenn er es nicht tut, dann bleibt mir keine andere Wahl, als sein Schiff und ihn und alle seine Männer zu vernichten. Sie wissen, wie einfach ich das kann .«
    Indianas Blick wanderte nervös von Jonas zu den beiden Männern auf dem Vordeck und wieder zurück. Das Schlauchboot war fast einsatzbereit. Er hatte nur noch ein paar Sekunden, um eine Entscheidung zu treffen, deren Tragweite er nicht einmal abschätzen konnte.
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Ein dumpfes Krachen wehte vom Bug der HENDERSON zu ihnen herüber, und eine Sekunde später schoß zehn Meter vor dem Bug des U-Bootes eine dreißig Meter hohe, weiße Wassersäule von der Meeresoberfläche empor. Jonas fuhr herum und starrte die langsam auseinanderstiebende Gischtwolke einige Augenblicke völlig fassungslos an, dann verzerrte sich sein Gesicht vor Wut. Mit einem Ruck trat er von der Turmverkleidung zurück und griff in die Tasche. Als seine Hand wieder erschien, lag der dunkelrote Feuerkristall darin. »Diese verdammten Narren!« sagte er gepreßt. »Aber gut – wenn sie eine Demonstration meiner Macht wollen, die können sie haben!«
    Er hielt den Kristall in die Höhe. Das düstere rote Licht im Inneren des Steines begann schneller zu pulsieren und an Leuchtkraft zu gewinnen, und Indiana glaubte ein unheimliches elektrisches Knistern zu spüren, ein Gefühl wie während eines Gewitters, wenn der Blitz in unmittelbarer Nähe eingeschlagen hat.
    »Nein!« rief er entsetzt.
    Jonas starrte ihn an. In seinen Augen flackerte ein Feuer, das schlimmer war als das im Herzen des Kristalls.
    »Tun Sie es nicht«, sagte Indiana. »Ich … ich werde tun, was Sie verlangen. Ich fahre hinüber und rede mit Franklin. Es wird mir bestimmt gelingen, ihn zu überzeugen.«
    Jonas schwieg. Zu dem unstillbaren, unmenschlichen Haß in seinen Augen gesellte sich Mißtrauen. Der Kristall pulsierte, und Indiana konnte sehen, wie an Jonas’ Hals eine Ader zu zucken begann, schnell und hektisch und im gleichen Takt wie das unheimliche Feuer im Inneren des Steins.
    »Sie haben gewonnen«, sagte er. »Ich gebe auf.«
    Endlose, quälend lange Sekunden vergingen. Das glühende Licht im Herzen des Kristalls pulsierte weiter, und Indiana glaubte die unvorstellbare Kraft zu spüren, die sich darin sammelte, die hinaus wollte wie etwas Gieriges, etwas Lebendiges.
    Aber dann senkte Jonas ganz langsam, zögernd und beinahe widerwillig, seine Arme wieder.
    »Also gut«, sagte er leise. »Gehen Sie.«
    Indiana verließ den Turm, balancierte über das schwankende Deck des U-Bootes zum Bug und näherte sich den beiden Soldaten und dem Schlauchboot. Auch die beiden Männer waren bleich und wirkten erschrocken und unsicher. Sie hatten das Licht in Jonas’ Händen gesehen, und obwohl sie nicht wissen konnten,
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