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In Zeiten der Flut

In Zeiten der Flut

Titel: In Zeiten der Flut
Autoren: Michael Swanwick
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was Sie von mir verlangen?«
    »Nun, ich glaube, bis dahin werden Sie ausreichend kooperativ sein. Wir geben Ihnen die Möglichkeit, etwas zu leisten. Was meinen Sie, wie oft sich solche Gelegenheiten bieten?« Ehe er darauf antworten konnte, sagte Korda: »Es reicht. Vasli, Sie kümmern sich um die Einzelheiten.«
    Er erstarrte.
    Gregorian stand mühsam auf. Er berührte Kordas Wange. Sie war kühl, unnachgiebig. Der Mann, mit dem er gesprochen hatte, war nichts weiter als eine Puppe gewesen, ein Surrogat mit Kordas Gestalt, so daß er es als einziger benutzen konnte. Das Gerät war in den Schreibtisch eingebaut. Es hatte nicht einmal Beine.
    »Er hatte eine Sitzung«, erklärte Vasli.
    »Ein Stellvertreter!« Die Demütigung verlieh Gregorians Stimme einen scharfen Klang. »Er war nicht mal persönlich anwesend. Er hat einen Stellvertreter geschickt!«
    »Was haben Sie denn erwartet? Er hat Ihnen nicht die Hand gegeben - was hätte er denn sonst sein sollen?«
    Gregorian schaute ihn an.
    Vasli hielt ihm kommentarlos seine Hand hin. Nach kurzem Zögern ergriff sie Gregorian. Der Siegelring, den ihm sein Klon-Vater zusammen mit der neuen Kleidung geschickt hatte, flüsterte permanente Stellvertreter-Einheit in seinen Gehörnerv. »Dies ist Ihr erster Aufenthalt auf einem anderen Planeten, nehme ich an.«
    Gregorian zog seine Hand zurück und sagte: »Deneb. Ihre Leute bauen eine Schale um Deneb, nicht wahr?«
    »Eine Toroid-Hülle, ja. Keine geschlossenen Dyson-Sphäre, sondern lediglich einen Kugelausschnitt; er weicht nur ein oder zwei Grad von der Ekliptik ab.« Das Makroartefakt materialisierte zwischen ihnen in der Luft. Zuerst meinte er, Vasli benutze einen Taschenprojektor, doch dann wurde ihm klar, daß dies eine Folge seiner durch die Fiebertänzer übersteigerten Vorstellungskraft war. »Um die äußeren Planeten zu erwärmen. Wir verfügen nicht über Ihre natürlichen Ressourcen, wissen Sie, wir haben keine sonnennahen Himmelskörper, keine Mittelwelten. Mit einer Ausnahme sind unsere Planeten von Natur aus unbewohnbar. Darum haben wir eine Eiswelt zerlegt, um einen Reflektionsgürtel zu schaffen.«
    Das Bild schwoll an, und nun sah er die abgeflachten Spindeln der einzelnen Welten, sah ihre sich gegenseitig durchdringenden Umlaufbahnen schematisch vor sich ausgebreitet und das Netzwerk der Verkehrslenkungsstationen, das ihre Infrastruktur durchzog. »Das reicht doch bestimmt nicht aus, um die äußeren Planeten bewohnbar zu machen.«
    »Nein, das ist nur ein Teil der Maßnahmen. Zusätzlich regen wir die Kerne wieder an und lassen hier und da einen Mond implodieren, um Zugänge zur Chromosphäre der Sonne zu schaffen.« Um die äußeren Welten herum flammten kleine Orbitalsonnen auf. Wenn ihm ein Planet nahekam, verdoppelte sich die Leuchtkraft des Eisgürtels.
    Der Anblick verwirrte Gregorian und machte ihn wütend. Er zitterte. »Das sollten wir ebenfalls machen! Wir verfügen über das nötige Wissen und die Macht - was uns fehlt, ist der Wille, die Initiative zu ergreifen, um so mächtig wie Götter zu werden!«
    »Wir sind nicht gerade Götter«, meinte der künstliche Mensch trocken. »Ein Projekt dieser Größe zieht Kriege nach sich. Millionen sind gestorben. Eine viel größere Anzahl von Menschen wurde zwangsweise umgesiedelt und aus dem Umfeld herausgerissen, in dem sie glücklich waren. Obwohl ich das für gerechtfertigt halte, muß ich der Ehrlichkeit halber doch eingestehen, daß die Mehrheit unseres Volkes dagegen war. Wir haben vieles aufgegeben, was in Ihrer Kultur noch lebendig ist.«
    »Wir müssen alle irgendwann sterben - die Vorverlegung des Zeitpunkts ist lediglich von statistischem Interesse.« In seiner Vorstellung erblickte er das Prospero-System, und es wirkte armselig, wie ein Nugget, ein noch nicht gekeimter Same. »Wenn es in meiner Macht stünde, würde ich noch heute anfangen, die Welten zu sprengen. Ich würde Miranda mit bloßen Händen auseinanderreißen.« Er fühlte, wie das Blut durch seine Adern jagte und seinen Penis anschwellen ließ, er empfand die geistige Ekstase der Potentialität. »Ich würde eigenhändig die Sterne auseinanderreißen und etwas an ihre Stelle setzen, das das Anschauen lohnt.«
    Nach und nach öffneten sich Münder in der Wand, schlossen sich simultan und verschwanden wieder; auch das eine Folge des Fiebertanzes. Als er sich den Schweiß von der Stirn wischte, fielen weiße Speere aus der Decke und verschwanden lautlos im Boden. Im Raum war
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