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In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: In unseren grünen Jahren: Roman (Fortune de France) (German Edition)
Autoren: Robert Merle
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auf der Klinke, wandte sie sich noch einmal um, mit ernstem Blick über die Schulter, und sagte deutlich und entschieden:
    »Monsieur, ich werde auf Euch warten.«
     
    Daß Angelina ihrer Mutter dieses Gespräch und ihr Versprechen anvertraut hatte, erfuhr ich bald danach. Gegen Abend saß ich im Schloßhof auf einer Steinbank, das Fenster darüber stand offen. Drinnen im Saal vernahm ich Schritte und erkannte an den Stimmen Monsieur de Montcalm und seine Frau. Da ich nicht verstehen konnte, was sie sagten, rührte ich mich nicht fort; hernach war es zu spät, sie hätten mich gesehen und mein Gebaren unredlich gefunden, zumal sie plötzlich nah ans Fenster traten und über mich in Streit gerieten.
    »Madame, Ihr kennt meine Auffassung. Pierre ist zu jung.«
    »Mein Herr Gemahl, der Altersunterschied ist sehr gering. Zudem ist Pierre ein Mann und schon sehr reif, Angelina dagegen noch ein Kind.«
    »Mag sein. Doch ich habe mit ihr andere Pläne.«
    »Sie wird nur eben nicht drauf eingehen.«
    »Sie wird es tun.«
    »Aber nein. Ihr kennt sie doch. Bockiger als eine Ziege.«
    »Nun denn! das Kloster wird sie schon gefügig machen.«
    »Das Kloster, Monsieur?« Madame de Montcalm brach in schallendes Lachen aus.
    »Ihr lacht, Madame? Ihr findet das noch lustig?«
    »Aber Monsieur, brächtet Ihr es übers Herz, Angelina ins Gefängnis zu sperren?«
    »Warum nicht? Tun das nicht viele Väter, wenn ihre Töchter widerspenstig sind?«
    »Andere Väter mögen es tun. Ihr aber seid vernarrt in Eure Tochter.«
    »Madame, ich bin kein Schwächling«, sagte Monsieur de Montcalm nach einer Pause. »Ich verlange Gehorsam.«
    »Wer redet von Ungehorsam? Ihr müßt aber zugeben, daß Pierre ein sehr liebenswürdiger Mensch ist.«
    »Liebenswürdig, aber ohne Vermögen.«
    »Das wird er sich erwerben.«
    »Wenn er nicht vorher getötet wird. Sein Degen sitzt locker, er ist ein irrer Draufgänger.«
    »Aber Monsieur, wollt Ihr ihm das zum Vorwurf machen? Ohne den irren Draufgänger könnten Ihr und ich und Eure Tochter heute nicht streiten.«
    »Madame, wollt Ihr mir mit seiner Rettungstat jeden Tag, den Gott werden läßt, in den Ohren liegen?«
    »Nein, Monsieur. Ich baue auf Eure Dankbarkeit.«
    »Madame, Ihr spöttelt schon wieder.«
    »Durchaus nicht.«
    »Madame, muß ich Pierre, weil er uns das Leben rettete, nun mein Schloß, mein Weib, meine Tochter, mein Haus in Nîmes und mein Amt als königlicher Offizier übereignen?«
    »Monsieur, er bittet Euch lediglich um Eure Tochter.«
    »Er wird sie nicht bekommen, dieser Ketzer!«
    »Monsieur, welch großes Wort! Ihr seid hier nicht in Nîmes. Pierre ist ein königstreuer Hugenotte und kein Eiferer.«
    »Ob Eiferer oder nicht, er ist ein Ketzer.«
    »Wie Eure ganze Familie in Montpellier. Meines Wissens seid Ihr als einziger von den Montcalms beim Glauben Eurer Väter geblieben.«
    »Dessen rühme ich mich.«
    »Monsieur, hättet Ihr Euch als Katholik gemäßigter gegeben, würden wir heute nicht verfolgt und wäre unser Haus nicht geplündert worden.«
    »Madame, Ihr habt die Stirn, mich zu bekritteln?« rief Monsieur de Montcalm erzürnt. »Ihr stellt Euch auf die Seite meiner Feinde?«
    Hier folgte eine Pause, in der gewiß die Frau versuchte, ihren Mann durch eine besänftigende Gebärde für sich einzunehmen, denn sie fuhr sehr versöhnlich fort:
    »Mein Herr Gemahl, ich bin betrübt, daß ich Euch so mißfallen habe. Sollte ich Euch beleidigt haben, ziehe ich mich augenblicklich zurück. Ich werde auf meinem Zimmer speisen.«
    »Bleibt, liebste Freundin«, sagte Monsieur de Montcalm sanft. »Ihr würdet mich sehr bekümmern, wenn Ihr mich allein ließet. Ihr wißt, wie sehr ich Euch in allem liebe, auch in Euren Widerreden.«
    »Monsieur, Ihr seid zu gütig. Ich bin nur eine dumme Nörglerin.Es stimmt, Pierre ist zu jung für Angelina. Zudem könnte er es sich anders überlegen, wenn er sein Glück gemacht hat.«
    »Oh, das befürchte ich nicht! Ich baue fest auf sein Versprechen. Er ist ein Edelmann.«
    »Jedoch nicht von so altehrwürdigem Geschlecht wie das Eure, Monsieur. Schon vor dreihundert Jahren hat Euer Ahnherr Dieudonné de Gozon den Drachen der Insel Rhodos besiegt!«
    »Gewiß, aber warum neuen Adel verachten, wenn er im Kampf gewonnen wurde! Übrigens ist Pierre mütterlicherseits ein Castelnau und Caumont, die ein alteingesessenes Geschlecht im Périgord sind. Und der Baron gilt als sehr reich, wenn er auch knausrig ist nach Hugenottenart.«
    »Pierre ist nur
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