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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anaïs Goutier
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kostspieliges wie extravagantes Präsent gefreut.
    Ich atmete tief durch und drückte die grüne Telefonhörer-Taste.
    »Es tut gut, deine Stimme zu hören«, sagte Ian, nachdem ich mich gemeldet hatte.
    Mir selbst ging es ganz ähnlich. Ich bekam sogar eine leichte Gänsehaut, sobald ich seine schöne, sonore Stimme mit dem feinen britischen Akzent und dem dunklen Vibrato hörte. Aber mir war nicht danach, ihm das zu sagen.
    »Hast du mein Präsent erhalten?« wollte Ian wissen.
    »Ja«, antwortete ich knapp.
    »Ich könnte schwören, dass du gerade die Lippen kräuselst, Darling. Was ist los mit dir? Du klingst so reserviert. Habe ich mit meinem Geschenk dein Missfallen erregt?«
    »Ja und nein. Ich habe heute noch ein anderes Präsent erhalten, Ian.« Ich holte tief Luft. »In meinem Uni-Postfach war eine E-Mail von Isabelle mit einem Video als Anlage.«
    »Was für ein Video, Ann-Sophie?« Seine schöne Stimme klang plötzlich alarmiert, fast ungehalten.
    »Es zeigt Isabelle und dich bei einem sehr bizarren Liebesspiel. Obwohl ich nicht sicher bin, ob Liebesspiel das richtige Wort dafür ist.«
    »Was genau ist dort zu sehen?« fragte er und es klang wie Donnergrollen.
    »Du fesselst sie und schlägst sie mit einer Peitsche. Anschließend nimmst du sie über einem Hocker ziemlich rüde von hinten.« Ich schluckte. »Ich nehme an, das genügt dir als Beschreibung.«
    Ich hörte Ian scharf Luft holen.
    »Ja, das tut es«, sagte er und es klang, als spreche er durch zusammengebissene Zähne. »Das war vor etwa zwei Jahren in London. Mein letztes Treffen mit Isabelle. Mit einem solchen Video hat sie gegen alle Verträge verstoßen. Sie kann mich mit diesem Material erpressen oder schlimmer noch, es direkt der Presse zuspielen.«
    »Ist das wirklich alles, was dir dazu einfällt?«
    »Diese Frau gefährdet meine Reputation, Ann-Sophie. Mein Ansehen steht auf dem Spiel. Sie ist fürstlich für ihre Dienste und für ihre Diskretion entlohnt worden. Du wirst mir wohl zugestehen, dass mich diese Entwicklung zutiefst beunruhigt und erzürnt.«
    »Sie hat das Video nicht der Presse zugespielt, sondern mir. Sie erwähnt mit keinem Ton etwas, das auf eine Drohung gegen dich oder eine Erpressung hindeutet.«
    »Ach nein?« fragte er und es klang irgendwie sarkastisch.
    »Nein. In meinen Augen ist das die Tat einer tief verletzten Frau, die auf diesem Weg versucht, ihre Nachfolgerin vor dem Mann zu warnen, der sie selbst unglücklich gemacht hat.«
    »Zu warnen? Vor mir?« Ian lachte kurz auf. »Da spricht wohl die Psychologen-Tochter aus dir, Ann-Sophie. Aber du vergisst etwas. Du bist nicht Isabelles Nachfolgerin. Sie war meine Hure, du bist die Frau, die ich liebe. Isabelle ist eifersüchtig auf dich und sie ist außer Kontrolle.«
    »Oh, Menschen, die du nicht unter Kontrolle hast, sind natürlich ausgesprochen gefährlich, Ian. Ich kann Isabelle übrigens gut verstehen. Wenn ich zu einem solchen Treffen ginge und wüsste, was auf mich zukommt, würde ich auch versuchen, mich abzusichern.«
    »Was soll das heißen?« blaffte er.
    »Sie wusste, dass du sie foltern und sie hart rannehmen würdest. So war doch wahrscheinlich die Absprache, oder nicht? Eine Videoaufnahme zur eigenen Sicherheit halte ich da für sehr vernünftig.«
    »So hast du es also gedeutet?« fragte Ian nach einer kurzen Pause und seine Stimme klang plötzlich völlig verändert – flach und tonlos. »Als einvernehmliche Tortur und anschließende Vergewaltigung. Wie kannst du das von mir denken?«
    »Einvernehmlich, ja. Von einer Vergewaltigung habe ich nichts gesagt. Aber gewaltsam und gefühllos erschien es mir durchaus. Wie sollte ich es anders deuten, Ian? Du hast diese Frau ausgepeitscht und ich konnte ihren Schmerz sehen. Sie hat deine Nähe gesucht, aber du warst nicht zärtlich zu ihr.«
    »Wenn ich dir sage, dass dieses Spiel genau Isabelles Neigungen entsprach, wird das nicht viel nützen, oder?«
    »Nein. Vielleicht würde es etwas nützen, wenn du mir endlich zu erklären versuchtest, was das Ganze soll. Warum musst du Frauen Gewalt antun? Warum diese Art von Sex, Ian? Was haben dir die Frauen getan?«
    »Hör auf mit diesem Psycho-Quatsch, Ann-Sophie!« polterte er. »Ich habe kein Problem mit Frauen. Ich mag und achte Frauen und dich liebe ich. Meine Neigungen sind nicht pathologisch und ich kompensiere damit auch kein Trauma, wenn du darauf hinaus willst.«
    »Ich will auf gar nichts hinaus, Ian. Ich will nur versuchen, dich zu verstehen.
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