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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anaïs Goutier
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verlangen, Ann-Sophie?«
    Er runzelte erneut die Stirn und ich spürte, wie angesichts seiner Unschuldsmiene Wut in mir aufstieg.
    »Sie hat das für dich getan. Weil du es so wolltest.«
    »Nein.« Ian schüttelte entschieden den Kopf. »Das ist nicht wahr. Isabelle trägt diese Ringe nicht meinetwegen.«
    »Ach nein?« Ich lachte auf, doch es klang verzerrt und ziemlich seltsam. »Du hast ihr wahrscheinlich eingeredet, dass es ihr eigener Wunsch sei, sich deinem Willen zu unterwerfen.«
    »Nein. Hör mir zu, Ann-Sophie. Ich weiß nicht, was Isabelle dir noch erzählt hat und was sie damit bezwecken wollte. Aber ich habe sie nur eine Handvoll Male getroffen und diese Ringe trägt sie nicht für mich, sondern für Madame Violette, in deren Diensten sie steht.«
    Jetzt runzelte ich die Stirn. »Madame Violette? Bitte versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen, Ian.«
    »Das würde mir niemals in den Sinn kommen, Ann-Sophie«, entgegnete er ohne einen Hauch von Ironie.
    Er fuhr sich mit der flachen Hand über sein hübsches Gesicht und schien eine schwierige Entscheidung treffen zu müssen, ehe er fortfuhr: »Isabelle ist eine käufliche Sklavin und sie arbeitet für eine sehr renommierte Pariser Agentur. Alle Sklavias, die für Madame Violette tätig sind, tragen diese Ringe. In Anlehnung an die Geschichte der O und als Zeichen ihres Servilismus.«
    »Das glaube ich dir nicht, Ian. Bitte hör auf, mir solch krude Märchen zu erzählen. Die Frau, die ich heute kennengelernt habe, war alles andere als devot und gewiss auch keine Hure. Ich glaube eher, sie war einmal deine Geliebte und jetzt verleugnest du sie, obwohl sie dir diesen schrecklichen Liebesbeweis erbracht hat. Das ist wirklich abscheulich.«
    »Das wäre es in der Tat. Aber so ist es nicht. Ich würde dich nicht anlügen, Ann-Sophie. Bei unserer letzten Verabredung wurde mir bewusst, dass Isabelle Gefühle für mich entwickelt hatte und entschied mich daraufhin, sie nicht mehr zu treffen. Das liegt inzwischen mehr als zwei Jahre zurück.«
    »Ich weiß nicht, was ich glauben soll, Ian. Natürlich möchte ich lieber deiner Version Glauben schenken als ihrer, aber deine Geschichte klingt so phantastisch. Eine käufliche Sklavin, die als Gütesiegel die Eisenringe der O zwischen den Beinen trägt, das ist doch absurd.«
    Er grinste leicht.
    »Was findest du daran lustig, wenn ich fragen darf?« blaffte ich ihn an.
    » Gütesiegel finde ich amüsant. Es klingt vielleicht kurios, aber ich schwöre dir, dass es die Wahrheit ist.«
    »Kurios?« wiederholte ich. »Abstoßend trifft es wohl eher. Prostitution ist schon als solches menschenverachtend genug, aber Versklavung und Eisenringe? Ich kann nicht verstehen, dass du so etwas unterstützt hast.«
    »Die Eisenringe sind nicht nach meinem Geschmack, Ann-Sophie. Aber Isabelle und die anderen Damen, die für Madame Violette arbeiten, sind keine Zwangsprostituierten. Sie gehören zu den Bestverdienenden ihrer Profession.«
    »Dann ist es also wenigstens mächtig teuer, diese Frauen zu züchtigen und an ihren Eisenringen spazieren zu führen wie Zirkustiere? Wie beruhigend.« Meine Stimme bebte in einer Mischung aus Empörung und heftigem Frieren.
    »Ja, es ist kostspielig, diese Neigungen diskret und mit kultivierten Gespielinnen auszuleben«, bestätigte Ian durch zusammengebissene Zähne.
    »Damit ist es wohl nur eine Frage der Zeit, dass dir noch ausreicht, was du von mir bekommen kannst.«
    »Wie meinst du das, Ann-Sophie?«
    »So wie ich es gesagt habe. Du bist doch sonst nicht so schwer von Begriff, Ian Reed. Ich werde mir nie gefallen lassen, was deine teuren Luxus-Sklavinnen mit sich anstellen lassen. Ich habe mich in dich verliebt, obwohl ich um deine Neigungen wusste. Aber dabei habe ich nicht im Entferntesten an so etwas gedacht. Für Dinge, wie ich sie heute gesehen habe, fehlte mir bislang schlicht die Fantasie.«
    Ian atmete tief durch und die Art, in der er sich mit den Fingern durchs Haar fuhr, wirkte resigniert. In seinen silberblauen Augen lag eine eigenartige Mischung aus Niedergeschlagenheit und Schmerz.
    »Als ich dich an jenem Abend in Frankfurt mit meinen Vorlieben konfrontiert habe, habe ich damit gerechnet, dass du dich schaudernd von mir abwenden könntest. Aber als das nicht geschah, habe ich mir erhofft, nie ertragen zu müssen, dass du mich so ansiehst, wie du es jetzt tust. Voller Abscheu und Entsetzen in deinen schönen Augen.«
    »Ian, ich –«, begann ich stockend, doch er
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