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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anaïs Goutier
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Gefühl der Ungewissheit, mit dem ich nach Hause kam.
    Ich wusste nicht, wann ich Ian wiedersehen würde. Wir hatten keine feste Verabredung getroffen und ich war zu stolz dazu gewesen, selbst die Initiative zu ergreifen und ihm diese Frage zu stellen.
    Die Vorstellung, in die unwürdige Rolle der wartenden Geliebten gedrängt zu werden, die nur für die wenigen Tage im Jahr lebte, sich nach den kostbaren Stunden verzehrte, die ihr mit ihrem Angebeteten vergönnt waren, wenn er alle paar Wochen oder Monate einmal in die Stadt kam, gefiel mir gar nicht.
    Tatsächlich aber vermisste ich Ian schon jetzt.
    Gegen Abend rief ich Kiki an, um mich für die Katzenpflege zu bedanken und meine beste Freundin auf ein Glas Wein einzuladen.
    Als es klingelte, war ich gerade dabei, meinen Koffer auszuräumen. Manchmal war Kiki doch schneller als ich dachte.
    »Ich hatte noch eine Schüssel Bulgur-Salat im Kühlschrank«, erklärte sie grinsend und wedelte mit einer türkisfarbenen Tupperschüssel, als ich ihr die Wohnungstür öffnete.
    »Das klingt nach einer guten Begleitung für einen weinseligen Abend«, sagte ich und nahm ihr die Schüssel ab.
    Kiki begrüßte erst Coco und Filou und warf dann ihren Strickmantel über mein Panton Phantom, statt die Garderobe zu benutzen.
    »Dieses Zeug mit Fisch in der hellen Sauce mögen sie nicht. Hast du das schon gemerkt? Das habe ich ihnen gestern Morgen gegeben und statt es zu fressen, haben sie es demonstrativ gleichmäßig auf dem Fußboden verteilt«, erklärte Kiki, als wir ins Wohnzimmer gingen.
    »Ja, habe ich auch schon festgestellt. Aber bis vor zwei Wochen mochten sie es noch und nun habe ich eben noch ein paar Dosen davon übrig. Ich hoffe, sie haben sonst keinen Ärger gemacht?«
    »Ach, Quatsch. Du weißt doch, dass ich sie jedes Mal am liebsten selbst mitnehmen und gar nicht wieder hergeben würde. Besonders Filou. Aber jetzt erzähl erst mal. Wie war der Kurzurlaub mit deinem verhaltensgestörten Milliardär?« wollte sie wissen und griff nach den Tyrells-Chili-Chips, die ich in einer Glasschale auf den Wohnzimmertisch gestellt hatte.
    »Es war aufregend und wirklich schön.«
    »Dann hat er dich diesmal nicht sitzenlassen?«
    »Nein. Es war ein rundum gelungenes, sehr romantisches Wochenende.«
    »Und jetzt bist du also richtig mit ihm zusammen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich leider auch nicht so genau. Ich glaube, mit Ian Reed kann man nicht richtig zusammen sein.«
    »Naja, den Bildern nach zu urteilen, kann man das aber schon so nennen.«
    »Welche Bilder, Kiki?« Ich spürte, wie ich die Farbe wechselte.
    »Die von den Klatsch-Seiten im Internet. Sag nur, du hast euch noch nicht gegoogelt?«
    »Nein«, entgegnete ich konsterniert.
    »Jetzt werd' nicht gleich so blass, Ann. Es sind keine Sexvideos von euch im Netz, sondern nur Fotos vom Roten Teppich von irgendeinem Schickimicki-Kapitalisten-Event.«
    Kiki zückte ihr Smartphone und startete die Bildersuche.
    »Hier«, sagte sie und hielt mir das Telefon hin.
    »Du siehst toll aus, Ann. Kein Grund zur Panik. Das Kleid ist der Wahnsinn.«
    Ich hörte ihr gar nicht richtig zu, denn es waren die Bildunterschriften, die mein Interesse weckten.
    »Ein schwarzer Tag für die Damenwelt – Dauersingle Ian Reed vergeben« stand da und an anderer Stelle »Die Deutsche Ann-Sophie L. ist die Frau an der Seite des Hotel-Moguls« .
    »Hey, nicht vergessen zu atmen, Ann. Die Fotos sind schön, ihr gebt ein tolles Paar ab, was willst du mehr. Auf diese Weise bist du wenigstens schon darauf vorbereitet, wenn nächste Woche die Printausgaben erscheinen.«
    »Die was ?«
    »Na, die Printausgaben der Klatsch-Magazine, in denen immer diese albernen Fotostrecken von jedem Roten Teppich dieser Welt drin sind«, erklärte mir Kiki geduldig und schob sich sehr lässig noch ein paar Chili-Chips in den Mund, während meiner sehr undamenhaft offenstand.
    »Du musstest dir ja unbedingt einen der reichsten Männer der Welt angeln. Das hast du nun davon, selbst schuld«, brachte Kiki die Sachlage auf den Punkt.
    Ich ging in die Küche, um den Wein und Schalen für den Bulgur-Salat zu holen und auch, um mich von diesem Schreck zu erholen.
    Anschließend musste ich Kiki in Sachen Privatjet, Luxushotel und Jaguar E-Type Rede und Antwort stehen und natürlich erzählte ich ihr auch von dem ebenso verlockenden wie aufregenden Angebot, eine Ausstellung der Sammlung Reed zu kuratieren. Besonders von Letzterem war Kiki vollauf
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