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In seinem Bann

In seinem Bann

Titel: In seinem Bann
Autoren: Anaïs Goutier
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schüttelte nur ganz leicht den Kopf.
    »Schon gut, Ann-Sophie. Ich hätte dir das alles nie zumuten dürfen. Das habe ich von Anfang an gewusst. Aber meine Egomanie hat wieder einmal gesiegt.«
    Er lächelte, doch es wirkte gequält.
    »Nicht deine Egomanie, Ian«, sagte ich ruhig. »Wir haben uns beide wissentlich aufeinander eingelassen, obwohl uns bewusst war, dass es Schwierigkeiten geben würde. Aber das taten wir nicht aus Egoismus, sondern aus Liebe.«
    »Und jetzt kannst du mich nicht mehr lieben, Ann-Sophie?« Seine Stimme klang mutlos, fast ängstlich.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht, Ian. Ich habe Angst, dass du diese extremen Dinge brauchst, dass ich deine Bedürfnisse nicht erfüllen kann.«
    »Aber du gibst mir mehr als ich mir je zu wünschen gewagt hätte. Keine andere Frau hat mich jemals so sehr betört und so vollkommen befriedigt wie du, Ann-Sophie. Jedes Mal ist es ein kostbares Geschenk für mich, das Bett mit dir teilen zu dürfen.«
    Es klang so ehrlich und aufrichtig, dass ich nicht wusste, ob ich lächeln oder weinen sollte und vermutlich tat ich beides.
    »Das sagst du jetzt, Ian. Und es klingt wundervoll. Aber ich will nicht eines Tages in Situationen geraten, in denen ich abwägen muss, ob ich lieber meine Grenzen überschreite oder anderenfalls riskiere, dass du mich betrügst oder mich verlässt. Um so zu leben, liebe ich mich selbst zu sehr.«
    »Ja, ich verstehe. Und es ist gut, dass es so ist«, sagte er ruhig. »Aber auch ich liebe dich, Ann-Sophie, mehr als ich jemals einen anderen Menschen geliebt habe und ich verspreche dir, dass ich dich niemals in eine solche Situation bringen werde.«
    Ich ließ es zu, dass er zärtlich nach meiner Hand griff und sie an seine Lippen führte, um weiche Küsse darauf zu setzen.
    »Deine Hand ist eiskalt und du zitterst. Bitte lass uns reingehen, Darling.« Er klang wirklich besorgt.
    Diesmal verwehrte ich mich nicht, als Ian aufstand und mich im nächsten Moment hochhob, um mich ins Warme zu tragen.

Kapitel 2

    Als ich am Sonntagnachmittag meine Wohnungstür aufschloss, war ich in einer seltsam melancholischen Stimmung. Coco und Filou lagen auf der Couch und hoben nur träge die Köpfe, signalisierten damit, dass sie zur Kenntnis genommen hatten, dass ich wieder da war und kuschelten sich dann sofort wieder ein, um weiterzuschlummern.
    Ian hatte sich gewünscht, dass ich ihn von Prag aus nach New York begleiten würde, doch das konnte ich nicht. Schließlich hatte ich auch noch ein Leben außerhalb dieser turbulenten Liebesbeziehung mit einem der reichsten und unstetesten Männer dieser Welt. Ich hatte ganz alltägliche Verpflichtungen, angefangen bei einem Job, den ich liebte, über zwei Katzen, die versorgt werden wollten, bis hin zu Familie und Freunden, die sich um mich sorgten.
    Ich bin nicht sicher, ob Ian wirklich verstand, warum ich meinen hart erkämpften und sehr liebgewonnenen Lebensentwurf nicht einfach so über den Haufen werfen konnte, um mit ihm um die Welt zu reisen. Ich bin überzeugt davon, dass er meinen Entschluss wenigstens zum Teil auf das Streitgespräch zurückführte, das wir am Vorabend auf dem Balkon unserer Prager Hotelsuite geführt hatten. Aber er hatte mir zumindest das Gefühl gegeben, mich zu verstehen und als er darauf bestand, mich mit seiner Privatmaschine zurück nach Frankfurt zu bringen, ehe er nach New York weiterreiste, war es am Frankfurter Flughafen der Abschied eines Liebespaares gewesen, ohne Groll und Bitterkeit.
    Als ich mit der Zunge meine Oberlippe berührte, meinte ich ihn noch immer zu schmecken und in meinen Haaren hing noch sein wundervoller Duft; frisch und herb mit diesem unverwechselbaren Hauch von Floris .
    Mehr Erinnerungen blieben mir diesmal nicht, denn in dieser Nacht hatten Ian und ich nicht miteinander geschlafen. Folglich war ich ausnahmsweise nicht wund und hatte keine rotgescheuerten Handgelenke, wie es bisher nach jeder mit Ian Reed verbrachten Nacht gewesen war. Nach dem Gespräch über Isabelle und die Ringe hatte ich es nicht gewollt und Ian hatte das verstanden und akzeptiert, ohne dass ich es hätte verbalisieren müssen. Stattdessen hatte er mir ein heißes Bad eingelassen und mich anschließend im Bett in seine Arme geschlossen, um mich zu wärmen. Wir hatten miteinander gekuschelt, uns im Arm gehalten, einander liebkost und es war wunderschön gewesen.
    Obwohl wir also in keiner Weise im Streit auseinander gegangen waren, war es ein bedrückendes
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