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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben
Autoren: J Goodhind
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Okinara. »Dann müssen wir nicht noch einmal auf unser Zimmer.«
    Lindsey versprach ihnen das. Mr. und Mrs. Okinawa bedankten sich und sagten, sie würden nach dem Mittagessen wieder vorbeikommen.
    »Was ist das denn?«, erkundigte sich Gloria Cross und rümpfte ihre bestens gepuderte Nase über den verstaubten uralten Behälter.
    »Das willst du gar nicht wissen. Also, Gloria, was kann ich für dich tun?«
    Ihre Großmutter strahlte zufrieden. Sie war begeistert, wenn ihre Enkelin sie wie eine Gleichaltrige behandelte und sie mit dem Vornamen anredete. Sie mochte es gar nicht, wenn man sie daran erinnerte, dass sie eine Großmutter war. Das passte überhaupt nicht zu ihrem Selbstbild.
    »Ist deine Mutter da?«
    »Nein«, antwortete Lindsey bedächtig. »Sie ist ein paar Tage weggefahren, in eine Wellness- und Schönheitsfarm.«
    Gloria zog die Augenbrauen in die Höhe. »
Deine
Mutter –
meine
Tochter – ist in eine Wellness- und Schönheitsfarm gefahren?« Die Augenbrauen sackten wieder herunter. Nun runzelte Gloria Cross die Stirn. »Das glaube ich nicht. Was führt die denn im Schilde?«
    Lindsey kaute auf der Innenseite ihrer Wangen herum. Wie ihre Großmutter hatte auch sie das ungute Gefühl, dass da etwas lief, von dem ihre Mutter ihr nichts erzählen wollte. »Ich weiß es nicht, aber ich habe den Verdacht, dass sie irgendwas vorhat. Sie hat mir nicht einmal gesagt, wohin sie fährt.«
    Glorias Augenbrauen erreichten ungewohnte Höhen. »Und was genau schließt du daraus?«
    Lindsey zuckte die Achseln. »Wir sollen wohl nicht wissen, was sie plant. Vielleicht ist es was ganz Persönliches – weißt du –, vielleicht was mit einem Mann?«
    »Mit einem Mann? Sie kennt doch keine Männer«, rief ihre Großmutter.
    »Und was ist mit Doherty?«
    Ihrer Großmutter sackte die Kinnlade herunter. »Aber der ist nur Polizist. Was um alles in der Welt hat ihr der zu bieten?«
    »Die beiden verbringen ziemlich viel Zeit miteinander.«
    Gloria Cross hatte es sonst nicht so mit dem Stirnrunzeln und Augenzusammenkneifen. Ihrer Ansicht nach war das der Hauptgrund für die meisten hässlichen Fältchen.
    »Meinst du, sie will ihn heiraten?«
    Lindsey bildete sich einiges auf ihre Geduld ein, aber manchmal war ihre Großmutter wirklich der Gipfel. Sie klatschte die Handflächen auf den auf Hochglanz polierten Empfangstresen. »Natürlich nicht. Das würde sie uns doch sagen.«
    Gloria Cross schaute sie ungläubig an. »Ich hoffe wirklich, dass zwischen den beiden nichts läuft. Ich hoffe, dass es eine rein berufliche Sache ist.«
    »Nein, das ist es ganz bestimmt nicht. Die beiden schlafen schon eine ganze Weile miteinander. Meistens bei Doherty, glaube ich. Aber als ich vorletzte Woche in Malaga war, haben sie zusammen im Kutscherhäuschen übernachtet. Und als ich die paar Tage in Wimbledon war. Und dann war sie ab und zu mal eine Nacht weg. Glückwunsch, kann ich da nur sagen.« Die letzten Worte hatte sie nur leise vor sich hin gemurmelt.
    »Sie hat mir gesagt, dass sie bei Mary – und manchmal bei Dee war. Dann kann sie was trinken und muss hinterher nicht Auto fahren, obwohl ihr doch Mary Jane angeboten hat, sie nach einem Abend mit den Freundinnen abzuholen.«
    »Ich glaube nicht, dass es eine annehmbare Alternative für sie war, von Mary Jane abgeholt zu werden. Allerdings wäre sie dabei sicher schlagartig wieder nüchtern geworden, wenn ich es recht bedenke.«
    Mary Jane war die hoteleigene Professorin für Parapsychologie, die hier vor einiger Zeit aus Kalifornien hereingeschneit war und das Green River zu ihrem Zuhause erkoren hatte. Sie hatte konstatiert, dass ihr vom Schicksal bestimmt war, hier zu leben, da ein längst verstorbener Verwandter in dem Zimmer spukte, das sie bewohnte.
    Lindsey vertrat weiter standhaft ihre Meinung. »Ich denke, wenn sie nicht hier übernachtet hat, dann war sie bei ihm zu Hause.«
    »Aber die sind doch nicht verheiratet!«
    Ihre Großmutter – selbst nicht gerade prüde, wenn es um interessante Liaisons und ein erfülltes Sexualleben ging –, schien ernstlich entrüstet zu sein.
    »Ich weiß. Aber meinst du, dass sie heiraten werden?«
    Gloria klapperte mit ihren rot lackierten Fingernägeln auf dem Empfangstresen. Diamanten blitzten an ihren Fingern.
    »Ich finde raus, wo sie ist, und frage sie.«
    »Darüber wird sie nicht gerade erfreut sein.«
    »Das ist mir gleichgültig. Ich bin ihre Mutter. Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was da läuft.«
    Jetzt war es an
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