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In Schönheit sterben

In Schönheit sterben

Titel: In Schönheit sterben
Autoren: J Goodhind
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die Beine übereinander. »Wo lernt man so Zeug wie das hier?«
    »Zeug?«
    Ihre Augen blitzten, und ihre aufgepolsterten Lippen verzogen sich verächtlich. Zeug war wirklich das verkehrte Wort gewesen. Was hatte er sich dabei bloß gedacht?
    Sie holte tief Luft und presste ihre Brüste gegen den bis oben zugeknöpften Arztkittel.
    Doherty versuchte sein Möglichstes, um sich zu rehabilitieren. »Die vielen verschiedenen Schönheitsbehandlungen, die kommen ja anscheinend von überall in der Welt. Wie schaffen Sie es, sich für all diese Anwendungen zu qualifizieren? Da muss man sicherlich viel lernen. Und viel Zeit aufbringen.«
    Das glaubte er eigentlich nicht; denn wie schwierig konnte es schon sein, einer Frau Schlamm ins Gesicht zu schmieren und sie dann in ein Schlammbad zu stecken? Die Badewanne hatte eine Abdeckung. Man hatte sie ihm gezeigt. Es war gerade so viel Platz darunter, dass die Schultern aus dem Schlamm ragten. Ach, egal. Er hatte sie auf die Palme gebracht, da war eine versöhnliche Bemerkung angesagt.
    Irgendetwas an seiner Frage musste ihr wirklich geschmeichelt haben. Sie wurde ein bisschen lockerer und erzählte ihm, sie hätte ihr Handwerk in Venezuela erlernt.
    »Ganz schön weit weg.«
    »Und in Polen«, fügte sie hinzu. »Ich habe in Polen angefangen. Ich habe dann noch in Italien und Spanien gearbeitet, ehe ich nach Venezuela ging.«
    »Es klingt ganz so, als würden Sie Venezuela den Vorzug geben.«
    »Das Land sprüht nur so vor Leben«, antwortete sie, allerdings sprühte ihre Stimme etwa so vor Leben wie ein Hintern mit Frostbeulen.
    Serena Sarabande war ein Eisberg in Menschengestalt, kalt und am besten weiträumig zu umschiffen, wenn man nicht sinken wollte, ehe man das Reiseziel erreicht hatte.
     
    Nachdem er gegangen war, rief Serena Sarabande bei Dr. Roger Dexter, dem Chefarzt des Etablissements, an.
    »Die Polizei ist wieder dagewesen.«
    »Du hast ihnen natürlich nichts gesagt.«
    »Natürlich nicht.« Ihr stockte der Atem. »Natürlich nicht«, wiederholte sie, und ihre Stimme klang weitaus weicher, weitaus liebevoller als beim Gespräch mit Doherty.

Kapitel 3
    Steve war nicht bei Honey eingezogen. Sie hatte ihr Zuhause, er seines. Ab und zu kamen sie zusammen, je nach Dienstzeiten und abhängig davon, ob die Spülmaschine im Green River Hotel nicht gerade wieder streikte. Wenn das passierte und Clint (Rodney) Eastwood nicht zur Hand war, hatte Honey den Schwarzen Peter gezogen; dann gab es einen Abend mit rosa – oder gelben – Gummihandschuhen und mit hingebungsvollem Schrubben von Töpfen und Pfannen. Gelegentlich kam auch eine Schicht als Kellnerin dazwischen. Oder bei Doherty die Polizeiarbeit, obwohl er in letzter Zeit mit dem Dienstplan Glück gehabt hatte.
    Sie lagen zusammen im Bett in seiner Wohnung am Camden Crescent. Sie hatten gerade ihre zweite Flasche Wein aufgemacht, als er ihr von seiner Unterredung mit Serena Sarabande berichtete.
    »Ein kalter Fisch«, sagt er.
    Honey hatte sich in seine Armbeuge geschmiegt und schaute ihn von unten an.
    »Ich wette, das sagst du nur so. Ich wette, sie sieht absolut phantastisch aus. Leute, die in solchen Spas arbeiten, tun das gewöhnlich.«
    »Kommt drauf an, was du unter phantastisch verstehst. Ich meine, ein Eisberg ist phantastisch, ein schneebedeckter Berggipfel ist phantastisch, eine Eisbombe ist phantastisch …«
    »Stopp! Das reicht!« Honey klatschte ihm die Hand auf den Brustkorb. »Jedes Wort, mit dem du sie beschrieben hast, hatte mit Kälte zu tun, ich denke, ich hab’s kapiert. Sie sieht phantastisch aus, aber nicht niedlich.«
    Steve seufzte. »Ich glaube, du brauchst dir da gar keine Gedanken zu machen.«
    »Warum sollte ich? Ich gehe ja nur für die Anwendungen hin, nicht um Fragen zu stellen.«
    »Aber du wirst doch ein bisschen herumschnüffeln? Nicht einfach nur rumliegen und es dir gut gehen lassen?«
    Honey warf ihm aus zusammengekniffenen Augen einen vernichtenden Blick zu. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Was meinst du?«
    »Du erwartest doch nicht, dass ich, mit Schlamm bedeckt und nur von Möhrensaft und Vitaminpillen ernährt, da herumwandere, in der vagen Hoffnung, etwas Nützliches herauszufinden, alles ohne was Richtiges im Magen?«
    »Ich hab nicht gesagt, dass sie dir da nur Möhrensaft vorsetzen.«
    »Durchsuchen die mein Gepäck, wenn ich ankomme?«
    Er beäugte sie misstrauisch. »Du willst doch nicht andeuten, dass du vorhast, da verbotene Vorräte
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