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In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman)

Titel: In Nomine Diaboli: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Küble , Henry Gerlach
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Wenn man bedenkt, dass unsere Stadt vor der großen Pest doppelt so viele Einwohner hatte wie heute, dann magst du ermessen, wie klein dieser schwäbische Flecken ist. Ich frage mich nur, wo all die Teilnehmer des Conciliums Platz finden sollen, die noch erwartet werden. Unser Heiliger Vater wohnt ja in der bischöflichen Pfalz beim Dom, wir Schreiber und Sekretäre in der Küsterei direkt daneben. Aber es treffen täglich neue Delegationen ein, und jeder hohe Herr glaubt, nicht ohne eine beträchtliche Anzahl an Reitern und Fußvolk hier erscheinen zu können. Gerade heute sind wieder sechs Kardinäle angekommen – alle Anhänger unseres Papstes – und sie hatten nicht weniger als 272 Reiter bei sich sowie 20 Saum-pferde. Von überall strömen die Menschen herbei, Handwerker, Kaufleute, Wechsler und was sich sonst noch Gewinn verspricht vom Konzil. Die Preise in den Herbergen sind schon ins Unermessliche gestiegen. Ich weiß nicht, wie das noch werden soll.
    Unser Gastgeber, der Bischof Otto, ist ein Sohn des Markgrafen Rudolf von Hachberg. Er ist einäugig und liebt den Prunk seines Amtes, das ihm – so verriet mir ein Sekretär im Vertrauen – von seinem Vater gegen gutes Geld erkauft wurde. Er hat es noch nicht einmal geschafft, sich zum Priester weihen zu lassen, obwohl ihn der Papst schon mehrfach dazu aufgefordert hat. Aber vielleicht ergibt sich ja während des Konzils eine Möglichkeit dazu. Er war jedenfalls sehr freundlich zu unserem Herrn Papst, hat sogar seine Räumlichkeiten noch prächtig ausstatten lassen für den Heiligen Vater, dann hat er die Pfalz verlassen und ist in das Haus eines reichen Bürgers umgezogen. Der vorherige Bischof Blarer hingegen, der sich eigentlich schon länger zurückgezogen und sein Amt abgetreten hat, lebt dennoch weiterhin hier in der Pfalz, wo er seine eigenen Räume besitzt. Diese muss er nun allerdings mit einigen Leuten aus dem Gefolge des Papstes teilen. Von ihm munkelt man übrigens, er habe während seiner Bischofszeit mehrere Leute umbringen lassen. Oimé, es sind überall die gleichen Zustände!
    Heute wurde auch die Rota eingerichtet, unser päpstliches Gericht. In der Kirche zum Heiligen Stephan, der Leutkirche von Costentz, wurden zwölf Gerichtsstühle aufgestellt, und von nun an werden dort jeden Montag, Mittwoch und Freitag die zwölf päpstlichen Richter Tribunal halten. Alle großen und ernsten Fälle sollen hier abgehandelt werden.
    Darüber hinaus gibt es in Costentz noch das bischöfliche Gericht und das Gericht des Stadtrates. Jedes dieser Gerichte hat andere Zuständigkeiten, und du kannst dir vorstellen, dass die Stadt ein Tummelplatz geworden ist für die Herren Advokaten, die nun von allen Seiten nach Costentz strömen, um bald diesen, bald jenen vor irgendeinem Gericht in irgendeiner Causa zu vertreten und dafür gutes Geld zu kassieren.
    Aber ich wollte dir ja Costentz beschreiben. Die Stadt hat schöne Häuser, allerdings nicht alle aus Stein erbaut wie bei uns, sondern viele mit Holzwerk ausgestattet. Wälder gibt es hier ja genug. Für die Häuser, die aus Stein errichtet sind, verwendet man einen grauen Sandstein aus einem Orte namens Rorschach am südöstlichen Ufer des Costentzer Sees. Die Fassaden sind bunt bemalt, was der Stadt insgesamt ein recht freundliches Aussehen verleiht.
    Allerdings sind die Straßen bis auf eine nicht gepflastert, und da es hier viel regnet, kann man kaum ohne hölzerne Überschuhe ausgehen und muss immer darauf achten, nicht in tiefen Pfützen zu versinken oder von vorbeifahrenden Karren angespritzt zu werden. Auch ist es jetzt, Ende Oktober, bereits empfindlich kalt, und ich kann nur in der Nähe des Ofens schreiben, weil sonst meine Finger zu klamm werden. Diese Öfen sind übrigens eine wunderbare Erfindung, die wir in Italien noch nicht kennen. Das Kaminfeuer ist sozusagen eingemauert und die Ofenwände sind mit Kacheln aus glasierter Terrakotta verziert. Diese verteilen die Wärme langsam in der Kammer. Die Brandgefahr ist hiermit nicht so groß, weil die Funken nicht frei fliegen können, was angesichts der Holzhäuser wichtig ist. Außerdem ist die Öffnung zum Beheizen draußen vor der Stube, sodass man auch nicht ständig husten muss vom Rauch. Wahrlich eine treffliche Sache!
    Das Essen ist recht ordentlich hier am Costentzer See, auch wenn aufgrund der Kälte keine Ölbäume gedeihen. Es gibt jedoch Händler, die um Wucherpreise Baumöl verkaufen, das aus Italien über die Berge hergekarrt

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