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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Monica Kristensen
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ein Fest statt?«, fragte er. »Sämtliche Fenster sind erleuchtet.«
    »Sie haben Ljudmila verhaftet. Diese dämliche Idiotin kam zum Konsul und wedelte mit einem alten verrosteten Revolver herum, Vanjas Dienstwaffe. Sie wollte Gosja erschießen, weil sie dachte, er hätte Vanja ermordet. Blödsinn, natürlich. Warum sollte er es getan haben? Er hat überhaupt kein Interesse an Konflikten in der Zeche, außer dass sie beendet werden. Er hatte auch nichts mit der alten Geschichte in Pischane zu tun, zum Zeitpunkt der Tat war er ein Junge von zehn oder zwölf Jahren. Keine Ahnung, wer sie auf diese Idee gebracht hat. Vermutlich weil Gosja … über gewisse Kontakte verfügt. Wahrscheinlich hat Jekaterina ihr das erzählt. Sie hat den Bergwerksdirektor lang genug ausspioniert und wusste viel zu viel über ihn.«
    Knut hatte Angst um die vorsichtige und bemitleidenswerte Sekretärin, die er einen Moment lang ganz deutlich vor sich sah. »Was habt ihr mit Ljudmila und Jekaterina gemacht?«
    »Nichts.« Der Russe zog eine verächtliche Grimasse. »Wenn sie wollen, können sie in Barentsburg bleiben. Hauptsache, sie halten den Mund und kümmern sich um ihre Weiberangelegenheiten. Parfüm- und Cremeschmuggel aus Longyearbyen, Theateraufführungen, Kostüme nähen. Für mehr Unfug gibt es keinen Platz mehr. Ihr Einfluss ist vorbei.«
    »Aber sie hat auf dich geschossen. Sieht aus wie eine ernsthafte Verletzung, solltest du nicht …«
    »Nein, das war nicht Ljudmila. Ihr Revolver versagte.« Der Ermittler hatte den Kopf wieder gehoben. Er sah Knut aufmerksam an. »Oksana hat dich auch gesehen. Sie ist irgendwo dort unten am Kai, hat auf dich gewartet … aber wie es aussieht, hast du es geschafft, an ihr vorbeizukommen. Offenbar hast du nicht allzu viel Krach gemacht, als du durch den Schnee gekrochen kamst. Vielleicht war sie in diesem Moment auch gerade in einem der Lagerhäuser.«
    Knut setzte sich, stützte sich mit einer Hand auf die Treppenstufen. Er war so erschöpft, dass er nicht einmal Angst empfand. Er nahm das Gewehr von der schmerzenden Schulter. Lud durch, wusste selbst nicht warum, aber irgendetwas Drohendes und Dunkles näherte sich. Seine Hand glitt über den Schaft, sie war klebrig-feucht. Er hob die Hand und sah, dass sie nass war. Das Blut des Russen, das über die Stufen rann, war real.
    Beide blieben sitzen, ohne etwas zu sagen. Sie sahen über den schwarzen, eisfreien Fjord. Auf der anderen Seite leuchteten die Gletscher im Schatten der Berge.
    »Vielleicht sollten wir versuchen, hinauf zur Siedlung zu kommen«, schlug Knut schließlich vor.
    Doch es war zu spät, sie hatte sie entdeckt. Sie stand ganz unten an der Treppe.
    »Du hast also überlebt«, sagte sie. Ruhig, beinahe gleichgültig.
    »Sie hat erzählt, dass du sie zwingen wolltest, mit dem Schneescooter nach Longyearbyen zu fahren«, sagte Jewgeni Iwanowitsch. »Sie hat behauptet, du hättest einen Abhang übersehen und wärst tot.«
    »Oksana …« Sie muss es wohl so gesehen haben , dachte Knut. Von ihrem Standpunkt aus habe ich sie gezwungen.
    »Warum bist du zurückgekommen, Knut? Hättest du nicht bis Longyearbyen fahren können? Da gehörst du hin, nicht hierher.«
    »Ich hätte es nie über den Pass geschafft. Und der Longyear-Gletscher ist ziemlich steil. Die Lenkung des Scooters war beschädigt. Und wie du weißt, funktionierten die Bremsen nicht.«
    »Nein.« Sie wusste genug, um ein wenig verlegen den Blick abzuwenden. »Und jetzt muss ich dich erschießen.« Knut sah, dass sie einen Revolver in der Hand hielt.
    »Sie glaubt, wenn sie uns beide erschießt, wird niemand die Ermittlungen fortsetzen. Sie glaubt, Gosja wird alles ausbügeln, ihm wird etwas einfallen, um die ganzen Morde und Todesfälle zu vertuschen.«
    »Unmöglich«, sagte Knut. Er stand auf. Hielt mit der linken Hand das Gewehr. »Was für eine Geschichte sollte das sein?«
    »Er denkt sich schon was aus.« Plötzlich lächelte sie, eine Art kindliche Freude über die eigene Cleverness.
    Es galt, keine Zeit zu verlieren, der Zeitpunkt kam näher. Sie hatte den Revolver gehoben und zielte direkt auf ihn. »Jewgeni Iwanowitsch ist bereits tot«, erklärte sie. »Auch wenn er noch unablässig redet. Er schafft es niemals bis zur Stadt. Verliert viel Blut … ich habe ihn direkt neben dem Herzen getroffen.«
    »Wo hast du gelernt, so treffsicher zu schießen, Oksana?« Knut zwang sich stehen zu bleiben. Es tat überall weh. In der Schulter, an den Füßen, an den
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