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In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In manchen Nächten: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Monica Kristensen
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hatte, denn es war eiskalt, und Oksana schien vollkommen willenlos zu sein. Sie ließ den Kopf in der blauen Skimaske hängen, die er in einem Schrank im Schlafzimmer gefunden hatte.
    »Oksana, du bist doch schon mal Schneescooter gefahren, oder?« Er brüllte sie fast an, damit sie reagierte.
    Sie nickte. Setzte sich auf dem Sitz zurecht, stellte die Füße unter die Abdeckung. Fasste an die Hebel am Ende des Lenkers. Es sah aus, als hätte sie eine gewisse Erfahrung, aber hatte sie diesen Scootertyp schon mal gefahren?
    Knut zeigte auf einen Knopf: »Hier ist der Totmannknopf. Den musst du drücken, wenn du das Gefühl hast, die Kontrolle zu verlieren. Der Scooter stoppt dann sofort. Dies ist der Gashebel. Anfangs wird er etwas schwergängig sein. Das liegt daran, dass die Kufen ziemlich tief im Schnee stecken. Wenn du zu heftig beschleunigst, kann es einen Ruck geben. Dann bist du beim nächsten Mal einfach vorsichtiger. Hab Geduld, dann wird’s schon gehen. Hier sind die Bremsen. Sei vorsichtig, damit du nicht Hals über Kopf über den Lenker fliegst.«
    Hatte sie verstanden, was er ihr erklärte? Sie hob den Kopf, vollkommen am Ende. Sie mussten aufbrechen, sonst würde sie die Fahrt nach Longyearbyen nicht überstehen.
    Knut stapfte durch den lockeren Schnee und setzte sich auf seinen Scooter. Gab Gas und fuhr ein Stück – auf eine Schneewehe und in die Senke dahinter. Oksana versuchte ihm zu folgen, aber sie drehte zu fest am Gashebel. Ihr Scooter machte einen Satz in Knuts Richtung und verfehlte sein Fahrzeug um einen halben Meter. Nur wenige Meter vor der Hüttenwand fiel sie herunter. Der Scooter kippte um, der Motor setzte aus.
    Die Ungeduld nagte an ihm, aber er wusste, wie wichtig es war, ausgeruht zu starten. Er biss die Zähne zusammen und brachte sie zurück in die warme Hütte. Dann grub er ihren Scooter aus. Mit einiger Mühe stellte er ihn wieder auf die Kufen und öffnete die Motorhaube. War etwas kaputt? Er konnte nichts entdecken, nur ein paar Kratzer an der Windschutzscheibe.
    Sie war so leise hinter ihn getreten, dass er sie nicht bemerkt hatte. Er zuckte zusammen, als er ihre Stimme hörte. »Du musst das alles nicht für mich tun, Knut. Ich will zurück nach Barentsburg … ich werde schon zurechtkommen.«
    »Nein, wir müssen aufbrechen. Verlier durch solch eine Bagatelle nicht gleich den Mut. Das hätte jedem passieren können.« Er umarmte sie und rieb ihr über den Rücken. »Du hast statt der Bremse den Gashebel benutzt, nicht wahr? Schau, hier verläuft der Gaszug und hier der Bowdenzug für die Bremse. Der rechte Hebel ist fürs Gas, der linke für die Bremse. Ein normaler Anfängerfehler. Los, rauf auf den Sitz!«
    »Wenn der Scooter unterwegs liegenbleibt … werden wir da draußen im Schnee sterben.«
    Sie hatte Recht. Wenn sie aus irgendeinem Grund umdrehen mussten, war das Risiko groß, dass sie es in dem lockeren Tiefschnee nicht schaffen würden. Er löste einen Riegel und zog den Scootersitz nach oben. »Sieh dir an, was unter deinem Hintern liegt – ein komplettes Werkzeugset und jede Menge Reserveteile, um die gewöhnlichsten Schäden zu reparieren, wenn du unterwegs bist. Glaubst du, ich hab so etwas noch nie gemacht? Was ist bloß mit euch Russen los, dass ihr immer solche Pessimisten sein müsst.«
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein leichtes Lächeln.
    Sie fuhren mit den Scootern bis in die Berge hinter Barentsburg, bogen links ab und blieben der Bergbausiedlung so fern wie möglich. Der am häufigsten genutzte Weg führte hinunter zum Fjord, über das Flussbett und auf der anderen Seite wieder hinauf in die Berge. Diesen Weg konnten sie aber nicht nehmen, weil man sie vom Flugplatz aus hätte sehen können. Sie mussten das Flussbett an einer höher gelegenen Stelle überqueren. Knut kannte das Gebiet nicht, niemand aus Longyearbyen wählte diese Route. Sie mussten enorm vorsichtig sein und durften nur so schnell fahren, dass sie jederzeit die Beschaffenheit des Bodens vor sich sehen konnten. Er sah sich um und wollte Oksana ein Zeichen geben, dass sie zu ihm aufschließen sollte. Plötzlich war sie nicht mehr zu sehen.
    Knut drehte in einem großen Halbkreis und fand beinahe seine eigene Spur nicht wieder. Die Sicht auf den Boden war schlecht, obwohl der Himmel und eine dünne Mondsichel direkt über ihnen zu erkennen waren. Ängstlich fuhr er über seine eigene Spur. Hatte sie ihn aus den Augen verloren und sich verfahren? Oder hatte sie einfach umgedreht und fuhr
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