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In Liebe und Tod

In Liebe und Tod

Titel: In Liebe und Tod
Autoren: J. D. Robb
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sich dieser Mensch zu verantworten haben wird.«
    »Warum sitzt du dann hier und übernimmst die Verantwortung dafür?«
    Sie richtete sich wieder auf. »Sie hat ihn aufgestachelt, hat ihn bedrängt, ihre Geschichte zu bestätigen, um ihre Haut auf Kosten seiner Haut zu retten. >Ich bin deine Mutter. Du verdankst mir dein Leben.< Ich kann praktisch hören, wie sie diese Dinge sagt, wie er ihr zuhört und urplötzlich begreift, dass er geopfert werden soll. Dass er ihr nicht wichtig genug ist, um gerettet oder geliebt zu werden.«
    »Trotzdem sitzt du hier, und es geht dir schlecht.«
    »Ich wollte, dass sie untergeht, wollte, dass es sie härter trifft als ihn. Deshalb habe ich mit ihr zuletzt gesprochen. Habe sie schwitzen lassen. Habe ihr nicht so zugesetzt, wie ich es hätte tun können. Ich wollte sie noch etwas länger schwitzen lassen und sie morgen noch einmal in die Mangel nehmen. Ich habe ihr keinen Deal angeboten, obwohl ich dazu befugt gewesen wäre. Ich hätte den Fall mit einem ordentlichen Deal zum Abschluss bringen können. Aber ich habe sie wissen lassen, dass ich dafür sorgen würde, dass man ihr den Arsch aufreißt. Ich habe es sie spüren lassen. Weil ich wollte, dass sie es weiß.«
    »Warum auch nicht? Sie war für alle diese Dinge verantwortlich, für mindestens fünf Morde und das Leid unzähliger Frauen. Du wolltest Gerechtigkeit.«
    »Nein, oder auf jeden Fall nicht nur. Ich wollte ihr Angst machen, wollte sie leiden sehen. Er hat die Morde begangen, und es hat ihm Spaß gemacht. Aber sie hat ihn dazu gebracht, hat ihn von Anfang an manipuliert, hat ihn zu dem gemacht, was er ist, hat ihn als Werkzeug benutzt, hat ihn missbraucht wie ...«
    Roarke hob ihre Hand an seinen Mund. »... wie dein Vater dich.«
    »Ich habe meinen Vater vor mir gesehen, als ich mit ihr gesprochen habe. Habe ihn gespürt, habe dran gedacht, was er mit mir gemacht hat und weiter gemacht hätte, hätte ich ihn nicht umgebracht.«
    »Sie war ein Monster, genau, wie er ein Monster war. Aber dessen ungeachtet war Winfield Chase ein erwachsener Mann. Er hätte ihr entkommen können. Er hätte Hilfe in Anspruch nehmen können.«
    »Man glaubt nicht mehr daran, dass es ein Entkommen oder Hilfe gibt, wenn sie mit einem fertig sind.«
    »Er ist nicht wie du, Eve. Du hättest niemals so sein können, du hättest niemals dieselben Entscheidungen treffen können wie er.«
    »Nein. Das ist mir klar. Und ja, er hätte eine Wahl gehabt, wie wir sie alle haben, doch sie hat diese Möglichkeit begrenzt. Hat ihn kaputt gemacht.«
    »Genau das hat dein Vater auch bei dir versucht.«
    »Ich sehe ihn immer wieder vor mir, er taucht immer wieder in meinen Träumen auf. Deshalb habe ich ihn gesehen, als ich ihr gegenübersaß. Ich habe ihn gesehen, als ich ihr in die Augen geblickt habe, und ich wollte, dass sie dafür bezahlt. Ich wollte, dass sie leidet, dass sie zahlt und dass sie weiß, warum sie leidet und bezahlt. Jetzt hat sie bezahlt, aber ich weiß nicht, ob sie begriffen hat, warum.«
    »Wolltest du, dass sie stirbt?«
    »Nein. Denn dadurch ist es endgültig vorbei, das reicht als Bezahlung eindeutig nicht aus.« Sie atmete einmal zitternd und dann noch einmal ruhiger aus und ein. »Whitney meinte, dass es ganz schnell gegangen ist. Sie haben miteinander gesprochen, plötzlich hat Chase einfach die Arme ausgestreckt und ihr das Genick gebrochen. Er hat sich nicht einmal zur Wehr gesetzt, als sie ihn zurückgerissen haben, jetzt haben sie ihn - um seinem Selbstmord vorzubeugen - in eine überwachte Einzelzelle gesetzt.«
    »Sieh mich an, und hör mir zu«, forderte er sie entschieden auf. Er ließe ganz sicher nicht zu, dass sie diese Last auf ihre Schultern lud. »Kannst du nicht sehen, dass es, ganz egal, wie du die Sache angegangen wärst, so geendet hätte? Ein Deal hätte ihr nie gereicht. Sie hätte auf alle Fälle versucht, ihn weiter zu benutzen, und er hätte sie auf alle Fälle umgebracht.«
    »Vielleicht. Kann sein.«
    »Eve, du hast eben dieses Kind gesehen, dieses winzige, neue Leben, das einen Teil von deinem Namen trägt. Das ist ein echter Neuanfang, zu dem du beigetragen hast. Dieses Neugeborene ist völlig rein. Das können du und ich nicht sein, auch dieses Kind wird es nicht ewig bleiben. Aber indem du deine Arbeit gemacht hast, indem du die bist, die du bist, hast du ihm seine Familie geschenkt.«
    »Also sollte ich endlich mit dieser Sache abschließen.« Abermals schloss sie die Augen, nickte aber leicht.
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