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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel
Autoren: Lisa Higgins
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genau das Richtige dafür ist.«
    Aufhören!
    Das alles brauchte man ihr nicht zu sagen. Sie sah es vor sich, so deutlich wie die Wolken durch das Fenster. O ja, der gleichförmige Strom der letzten Jahre, unterbrochen nur von noch einem Strandhausurlaub und noch einem Schulprojekt, für das sie Zahnstocher und Toilettenpapierrollen sammelte, und noch einem Konzert der Oberstufenband, die »Hot Cross Buns« kreischte. Und immer ein Lächeln auf den Lippen. Ja, das machte Spaß, ja, das war das Leben, ja, wir haben es doch richtig gut. Jahr für Jahr vergeht in dieser uhrwerkartigen Vorhersehbarkeit, und alles, was sich verändert, sind die Größe ihrer Kinder, der Haarausfall ihres Mannes und die Breite ihres Hinterns.
    »Hören Sie mal, Sie Mistkerl!«, brüllte sie über ihre Schulter. »Hören Sie mit diesem Pseudo-Psychomist auf! Ja, ich bin Hausfrau, aber das ist immer noch besser, als im Leichenschauhaus herumzuliegen.«
    »Wie Rachel?«
    Bubba löste einen weiteren Haken. Er hätte ihn ihr ebenso gut aus dem Fleisch reißen können. Sie war sprachlos, zutiefst bestürzt, rang nach Worten.
    Die sie nicht fand.
    Dann drückte er sich von hinten gegen sie, spürte ihre Verletzlichkeit. Seine stachlige Wange gegen ihr Haar gepresst, fragte er: »Was glauben Sie, Kate, würde Ihre Freundin dafür geben, noch einmal hier oben zu sein?«
    Kate wusste die Antwort. Rachel hatte für Augenblicke wie diesen gelebt, hatte große Zugeständnisse für diese Adrenalinkicks gemacht. Zugeständnisse, mit denen Kate nicht immer einverstanden gewesen war.
    Doch das war vorbei. Alle Möglichkeiten, gute wie schlechte, waren für immer dahin.
    Der Pilot brüllte: »Letzte Chance, Bubba!«
    Die letzte Chance!
    Das Flugzeug sackte ab. Der Wind schlug den Sprunganzug gegen ihre Beine. Kate Jansen starrte in das Blau vor ihr, auf die Erde sehr weit unter ihr, in den Himmel über ihr. Sie wusste nicht, ob sie Bubba oder Rachel oder ihr erbärmliches Selbst für die Dummheit verfluchen sollte, die sie gleich begehen würde.
    Bubba sprach, ein letztes Mal. »Und, wie sieht’s aus … Hausfrauchen?«

[home]
    Kapitel 2
    H immel, sie hat es getan!«
    Bobbie Jo Marcum stand auf der Landebahn an einen Mietwagen gelehnt und beobachtete, wie eine ihrer besten Freundinnen ihr aus dem Oktoberhimmel entgegenschwebte. Selbst aus dieser Entfernung konnte Jo das breite Grinsen auf Kates Gesicht erkennen, als der Mann, der auf ihren Rücken geschnallt war, an den Schnüren zog, um sie beide auf das gelbe Zielfeld auf dem Boden gleiten zu lassen. Sie näherten sich erschreckend schnell dem Erdboden und kamen im Laufschritt auf. Hinter ihnen legte sich der Fallschirm in anmutigen roten Bahnen zusammen.
    Jo stieß Sarah mit der Schulter an. »Kate Jansen, Mutter extraordinaire, ist soeben aus einem Flugzeug gesprungen. Was, glaubst du, heißt das für uns, Süße?«
    »Es ist völlig egal, was das für uns bedeutet«, erwiderte Sarah, die mit der Hand ihre Augen gegen die Sonne abschirmte. »Denk lieber daran, was das für Paul heißt.«
    »Und ihre armen Kinder.«
    »Aber es wurde doch auch Zeit.« Sarah fuhr sich mit den Fingern durch ihre wilde Mähne, die seit zehn Jahren keinen Friseur mehr gesehen hatte. »Ich glaube nicht, dass Kate seit Tess’ Geburt mal ordentlich Dampf ablassen konnte.«
    »Der sich dann wie in einem verdammten Vulkan aufgestaut hat.«
    »Der letzte Ausbruch, an den ich mich erinnere, war vor etlichen Jahren, als wir in den Shawangunks klettern waren. Drei Rotweinflaschen und jede Menge Jodeln.«
    »Genau, und zum Sonnenaufgang einen Striptease im Hudson Valley.« Jo erinnerte sich grinsend an die kalte Dusche in einem kleinen Bergwasserfall, die sie sich danach gegönnt hatten. »Gott, ich liebe diese Frau, wenn sie ausflippt.«
    »Genau wie Rachel.« Sarahs Stimme wurde weich, und sie richtete ihre klaren grauen Augen auf Jo. »Ich schätze mal, wir kommen da jetzt nicht mehr raus.«
    »O ja, Süße, das fürchte ich auch.«
    Jo wandte den Blick ab. Draufgänger-Kate hatte ihnen gerade den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen, indem sie Rachels Wunsch erfüllt hatte. Wenn die Hausfrauenmärtyrerin Fallschirm springen konnte, nun, dann sollte auch Jo das tun, was Rachel ihr in dem miesen weißen Umschlag aufgetragen hatte, der zusammengefaltet in ihrer Hosentasche steckte.
    So hätte es nicht sein sollen.
    Erst vor ein paar Tagen war sie zu Rachels Haus gegangen, wo deren Familie Schiwa gesessen hatte. Jo, Kate und
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