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In Liebe, Rachel

In Liebe, Rachel

Titel: In Liebe, Rachel
Autoren: Lisa Higgins
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verständlich zu machen. »Dann nehmen Sie sofort die Freifallposition ein.«
    Der Franziskanermönch stand auf und legte die Handflächen zu beiden Seiten der Türöffnung an die Flugzeugwand. Er brüllte etwas über die Schulter und bekreuzigte sich. Zwei Bogen Papier lösten sich in dem starken Luftzug von dem Klemmbrett des Piloten und wurden davongetragen.
    Frank war verschwunden.
    Verdammter Mist!
    »Auf geht’s, Miz Jansen!« Bubba grinste, als er sich über sie beugte und ihren Sicherheitsgurt löste. »Kneifen is’ nicht.«
    »Nein!« Der Wind riss ihr das Wort aus dem Mund. »Nein!«
    Doch Bubba hörte sie nicht. Er hievte sie mit seinen riesigen Pranken in die Höhe und brachte sie dann in die richtige Position. Sie rang um Worte, als sie mit gebeugten Knien an die Flugzeugwand gepresst dastand, während er seinen großen, harten Körper von hinten an sie drückte und sie an ihm befestigte – an sechs kleinen Haken.
    Sie zwang sich zu sprechen. »Ich habe … meine Meinung geändert.«
    »Zehn Minuten.« Er bewegte sich hinter ihr. »In zehn Minuten sind wir wieder am Boden.«
    Kates Fuß rutschte an dem Sperrholzboden ab in ein Loch, wo die Sitze hätten sein sollen. Etwas explodierte in ihr, Funken durchzuckten ihren Körper, glühende Furcht verwandelte sie in einen zusammengekrümmten Ball, der von sechs Haken aufrecht gehalten wurde. Sie packte einen Metallgriff über einem der Fenster und schrie: »Sie sagten doch, ich könnte mich noch anders entscheiden!«
    »Sie werden doch jetzt nicht kneifen, oder, Miz Jansen?«
    »Ich bin … doch nur eine Hausfrau.«
    »Im Moment sind Sie eine unverschämte neununddreißigjährige Frau«, bellte er, »die einen großen Kerl vom Land auf ihren Rücken geschnallt hat.«
    »Ich habe
drei
Kinder …«
    »Glückwunsch! Dann müssen Sie ja eine Spitzenathletin sein, bei den Bauchmuskeln.«
    »Ich habe
Verantwortung
.« Sie bekam keine Luft, das Schreien schmerzte in der Kehle. »Ich habe
Verpflichtungen
. Aber Rachel ist einfach gestorben – sie ist
tot!
«
    Rachel, Rachel, warum hast du mich um das hier gebeten?
    »Hey, Leute!«, meldete sich der Pilot unfreundlich zu Wort. »Wir sind jetzt über der Absprungstelle. Raus mit euch!«
    »Miz Jansen, Sie müssen sich jetzt entscheiden.«
    »Rachel … Rachel ist gestorben«, stotterte Kate, am ganzen Körper zitternd. »In dem Brief hätten eigentlich Anweisungen für ihre Beerdigung stehen sollen. Schmutzige Lieder an ihrem Grab singen, etwas in der Art. Und nicht …
das
hier.«
    Bubba rief: »Sie steigen also aus?«
    »Ja!«
    »Sicher?«
    »Ja!«
    Bubbas tiefer Seufzer hob sie in die Höhe und ließ sie wieder nach unten sinken.
    »Okay«, sagte er schließlich. »Das war’s dann.«
    Kate begann, sich zu entspannen, hielt aber den Metallgriff weiter umklammert, der mittlerweile glitschig vor Schweiß war. Sie hörte ihren Atem, spürte das leichte Schwanken des Flugzeugs. »Wirklich?«
    »O ja! Wirklich.« Bubba nestelte an den Haken und sprach dicht an ihrem Ohr, um nicht schreien zu müssen. »Glauben Sie, dass Sie die Erste sind, die aufgibt, Schätzchen? Verdammt, nein! Das passiert andauernd.« Der erste Haken war gelöst. »Gerade mit Frauen wie Ihnen, deren vierzigster Geburtstag vor der Tür steht und die glauben, sie müssten sich aus dem Flugzeug stürzen, um ihre wilde Jugend wiederaufleben zu lassen. Das könnten sie sich sparen.«
    »Ich habe … drei Kinder.«
    »Haben Sie ja schon gesagt. Echt schade, dass Sie nicht gesprungen sind. Ihre Kinder werden Sie ab jetzt mit anderen Augen sehen.«
    »Solange sie mich überhaupt noch sehen können«, schoss Kate zurück. Sie richtete sich auf, wandte sich ab von dem schneidenden Grollen seiner Stimme. »Lieber bin ich lebendig auf der Erde …«
    »Klar doch«, erwiderte er. »Dann schauen Sie eben wieder bei den Fußballspielen Ihrer Kinder zu. Stellen da Ihren Klappstuhl auf und erzählen bei einer gepflegten Tasse Kaffee den anderen Müttern, wie Sie
beinahe
aus einem Flugzeug gesprungen sind.«
    Darauf konnte er Gift nehmen.
    »Und danach gehen Sie dann nach Hause, wischen Staub, schrubben vielleicht ein Klo und überlegen sich, wie Sie das Huhn zum Abendessen zubereiten können. Vereinbaren einen Servicetermin für Ihren Zweitwagen und waschen vielleicht noch schnell eine Maschine Wäsche vor dem Schlafengehen. Schließlich muss doch der Fleck aus den Fußballshorts des Kleinen. Ich habe mir sagen lassen, dass Tide-Waschmittel mit Bleiche
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