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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten
Autoren: Carter Brown
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aufstand und auf Paxton zuging.
»Ich fand die richtige Schwester im Sanatorium — und das nymphomane Luder
brachte mich beinahe um meinen Verstand, wenn ich mit ihr zusammen war — und
ich wartete im Wagen vor dem Sanatorium, bis Carmen eingestiegen war, und ich
stieß ihr die Injektionsnadel in den Nacken! Und dann mußte ich die ganze weite
Strecke wie ein Wahnsinniger fahren, voller Angst, daß einer der Sanatoriumswärter mich einholen könnte.«
    Seine hervorstehenden Augen
fixierten Paxton bösartig.
    »Ich war der Lockvogel gestern abend in Venice ! Ich war
derjenige, der an Mitfords Tür klingelte, der in seine Wohnung hineinging und
mit ihm so lange redete, bis du durchs Hinterfenster hineingeklettert und hinter ihn geschlichen warst. Wer war es denn, der ihn bei
den Armen packte und ihn für dich bereithielt, als er dich kommen hörte und
versuchte, sich umzudrehen?« Seine Stimme wurde zunehmend schriller, als er
fortfuhr: »Ich war es, der Carmen hinterher aus dem Wagen hereintrug und sie
auf den Boden legte, so daß sie Mitford sehen konnte — mindestens fünf Minuten
lang, so daß sie später mit Sicherheit überzeugt sein sollte, sie habe ihn
umgebracht! Und für all diese Mühe hast du geplant, auch mich zu ermorden!«
    »Das wäre die reine
Freundlichkeit gewesen, du kleine Mißgeburt !« Paxton lachte verächtlich. »Ich erinnere mich, Carmen
ungefähr einen Monat nach eurer Eheschließung gefragt zu haben, wie die Dinge
lagen. Sie erzählte mir, was Sex anbeträfe, so wäre eure Ehe unerträglich, wenn
du nicht zum Glück impotent wärst.«
    Paxton warf den Kopf zurück und
brüllte vor Lachen. Der dünne, zitternde Laut, den Tyler ausstieß, war kaum
hörbar — und mir wurde nicht bewußt, daß es sich um den Aufschrei eines tödlich
gequälten Mannes handelte, der über die Grenze des Erträglichen hinausgetrieben
worden war — bis dahin, wo er, in einem letzten, verzweifelten Versuch der
Selbsterhaltung, wieder zum Tier wurde.
    Der Filmstar lachte nach wie
vor wild, als Tyler plötzlich das lange Messer unter seinem Pullover hervorzog,
das sorgfältig quer über seinem Leib gepreßt gewesen sein mußte. Er hieb die
Schneide in die so verlockend zur Schau gestellte Kehle des anderen. Paxton starb sofort, nach wie vor lachend, und eine
Blutfontäne übersprühte seinen Mörder. Ich hörte Evas hysterischen Schrei, als
ich die Achtunddreißiger aus dem Gürtelholster riß
und sah, wie Tyler sich wieder der Couch zuwandte, auf der Jackie saß, als sei
sie plötzlich in Stein verwandelt worden.
    »Du!« schrie Tyler. »Jetzt bist
du an der Reihe? Du warst seine Partnerin, und ihr beide habt geplant, mich
umzubringen?«
    »Lassen Sie das Messer fallen,
Tyler!« schrie ich.
    Er bewegte sich weiter auf die
Couch zu, die rechte Hand mit dem Messer ausgestreckt vor sich. Ich schrie zum zweitenmal , er solle es fallen lassen, was er jedoch
ignorierte. Es bestand für mich die Chance, ihm eine Kugel in eines seiner
Beine oder hoch in die Schulter zu jagen, aber es bestand keine Garantie dafür,
daß ihn das abhalten würde, Jackies Kehle auf dieselbe Weise zu durchschneiden
wie die Paxtons . Außerdem bestand das verteufelte
Risiko, daß ich ihn komplett verfehlen und statt dessen Jackie geradewegs in
den Magen schießen würde.
    Es schien eine endlose Zeit zu
verstreichen, während ich mir alle möglichen Alternativen durch den Kopf
schießen ließ, aber in Wirklichkeit mußte der Entschluß im Bruchteil einer
Sekunde getroffen werden. Ich schoß ihm schließlich eine Kugel in den Hinterkopf,
und vielleicht war das ihm gegenüber wirklich eine Freundlichkeit.
     
    Drei Wochen nach dem Blutbad
waren die Innendekorateure fertig; ich konnte wieder in mein Haus einziehen.
Die Zeitungen hatten Raymond Paxton zusammen mit all
ihren anderen alten Hüten endgültig begraben. Ich kam gerade von einem Besuch
bei Mr. Warren zurück, nunmehr weder senior noch junior , sondern nichts als ein alter Mann, der in kürzester
Zeit zu einer leeren Hülle zusammengeschrumpft zu sein schien. Schon bei meinem
ersten schrecklichen Besuch, als ich ihm erzählt hatte, ich hätte seinen
einzigen Sohn umgebracht, hatte er mich keinen Augenblick lang dafür angeklagt.
Es schien nur, daß er, solange Tyler am Leben gewesen war, noch von dem Wunder
hatte träumen können, daß sich der Nichtsnutz in den Idealsohn verwandeln
würde, dem er sein Handelsunternehmen vermachen könnte, dem er selbst sein
Leben gewidmet hatte.
    Jackie
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