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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten
Autoren: Carter Brown
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mir
sind, werde ich Ihren Vater anrufen und ihm eine reizende kleine Geschichte
über einen Ihrer alten Freunde — Harvey Goodacre —
erzählen, die ich erst heute gehört habe.«
    »Na gut«, sagte er schließlich.
»Ich werde kommen.«
    Dedini kehrte ungefähr fünf Minuten
später in sein Ordinationszimmer zurück, während sich die weißgekleidete
Schwester diskret draußen vor der Tür aufhielt.
    »Ich glaube, es wird ihr bald
wieder besser gehen«, sagte er. »Irgendwo in diesem zerbrechlichen Körper
steckt ein eiserner Wille, Mr. Holman . Sie leidet an
Unterernährung, Unterkühlung und weiß der Himmel was für Halluzinogenen, die
man während der letzten Tage in sie hineingepumpt hat.«
    »Sie könnte sich in keinen
besseren Händen befinden als den Ihren, Doktor«, sagte ich höflich.
    »Ich habe Verständnis für die
Notwendigkeit, völlig geheimzuhalten , daß sie wieder
ins Sanatorium zurückgekehrt ist, Mr. Holman , und das
muß respektiert werden. Ich verstehe nur nicht ganz, warum Dr. Shoemaker nicht
über ihren Aufenthaltsort informiert werden soll?« Er zuckte die Schultern.
»Vielleicht wäre ich weniger verwirrt, wenn Sie mir das erklären würden.«
    »Und wie geht es Schwester
Dempsey?« fragte ich mit Grabesstimme.
    Ein leicht albernes Lächeln
erhellte sein Gesicht. »Ich bin überaus glücklich, Ihnen erzählen zu können,
daß sie nun nicht mehr länger ein Opfer unerwiderter Liebe ist, Mr. Holman . Tatsächlich—«, er blähte den Brustkasten auf, »-hat
sie mir erst vor einer Stunde die Ehre erwiesen, einzuwilligen, die zukünftige Mrs. Dedini zu werden.«
    Ich gratulierte, und dann
blickte er zur Tür hinüber und rief: »Komm einen Augenblick herein, Liebes,
ja?«
    Es löste eine Art milden Schock
bei mir aus, Iris Dempsey wieder in weißer Tracht zu sehen, einen Ausdruck
sauber geschrubbter jungfräulicher Unschuld auf dem Gesicht. Ich sprach ihr die
üblichen Glückwünsche aus, und sie lächelte sogar leicht einfältig, was ich nun
wieder etwas übertrieben fand.
    »Vielleicht könntest du Mr. Holman zum Tor begleiten, mein Schatz?« Dedini strahlte sie wollüstig an. »Ich muß mich hier noch um einiges kümmern.«
    »Natürlich, Liebster«, murmelte
sie. »Das wird mir Gelegenheit geben, ihm dafür zu danken, daß er gestern nachmittag mein Leben gerettet hat.«
    »Nun, vielen Dank, mein
Schatz«, murmelte ich, als wir die Tür erreicht hatten. »Und seien Sie
vorsichtig mit einschrumpfenden Unterhöschen, wenn Sie mit dem Liebsten in der
Hochzeitsnacht unter die Dusche gehen. Er würde Sie wahrscheinlich auf
Herzinfarkt behandeln.«
    »Ich werde daran denken«, sagte
sie feierlich.
    Der Wärter traf Anstalten, mir das
Tor zu öffnen, und sie hob ihre Stimme. »Niemals werde ich Ihnen angemessen für
das danken können, was Sie für mich getan haben, Mr. Holman ,
aber ich werde es, solange ich lebe, nicht vergessen!«
    Ich biß die Zähne zusammen.
»Leben Sie wohl, Schwester Dempsey.«
    »Leben Sie wohl, Mr. Holman !« Sie schaffte es sogar, ihre Stimme leicht
schwanken zu lassen, während sie das sagte. Ich wandte mich von ihr ab und trat
einen Schritt auf das Tor zu. Plötzlich spürte ich, wie mich grausame Finger,
die aus Stahl zu sein schienen, in den empfindlichsten Teil meiner Anatomie
kniffen.
    Hinter mir ertönte ein
lüsternes Kichern. »Und Sie werden hoffentlich für den Rest Ihres Lebens nicht
vergessen, was Sie sich an diesem Nachmittag entgehen lassen haben, Freund! Da
lag ich nun, gefesselt und nackt auf Ihrer Couch, bratfertig wie ein
Weihnachtstruthahn. Aber Sie mußten natürlich eine wichtige Verabredung
einhalten!«
    »Ich habe ja immer noch diese
Fotos — Nahaufnahmen — von Ihnen in Ihrem geschrumpften Höschen, als liebevolle
Erinnerung«, zischte ich leise.
    »Was für Fotos?« zischte sie
zurück.
    »Ich habe doch diese beiden
eingebauten Kameras am Rand des Wasserbeckens«, log ich. »Sie machen von recht
faszinierenden Gesichtswinkeln aus Aufnahmen — von unten nach oben. Jedesmal , wenn jemand den fotoelektrischen Lichtstrahl
unterbricht, wird automatisch der Auslöser des entsprechenden Apparats
betätigt.« Ich entfernte mich mit ein paar schnellen Schritten außer Reichweite
der bösartigen Finger und lächelte dann in ihr erstarrtes Gesicht. »Ich werde
Ihnen die ganze Aufnahmenserie als Hochzeitsgeschenk
schicken«, versprach ich. »Ich wette, unser Liebster wird sie lustiger finden
als ein Faß voller Jungfrauen!«
     
     
     

ELFTES
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