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In eisige Höhen

Titel: In eisige Höhen
Autoren: Jon Krakauer
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liegt, ist aus auf. Links im Vordergrund steht Doug klettertechnisch gesehen eines der Hansen, der darauf wartet, am Fixseil aufsteigen schwierigsten der Standardroute. zu können.
     

Blick über den Gipfelgrat, 10. Mai, ca. 16 Uhr 10.
    Fischer blickte von der Spitze der Hillary-Stufe auf Lene Gammelgaard, Tim Madsen und Charlotte Fox (von links nach rechts) hinunter, die vor ihm abstiegen.
     

Die oberen Hänge des Mt. Everest vom Gipfel des Lhotse. Über der Spitze des Südostgrats, der Standardroute zum Gipfel, sind die Wolkenstreifen, das Markenzeichen des Everest, gut zu erkennen.
     

Oben:
Rob Hall, 35, Neuseeland, Leiter der Adventure Consultans Expedition.
    Unten:
Andy Harris, 31, Neuseeland, Bergführer in Halls Team.
    Oben:
Scott Fischer, 40, USA, Leiter der Mountain Madness Expedition.
    Unten:
Yasuko Namba, Japan, Mitglied in Halls Team; mit 47 Jahren die älteste Frau, die jemals den Gipfel des Everest erreichte.
    Doug Hansen, 46, USA, Mitglied in Halls Team; Postangestellter, der in zwei Jobs arbeitete, um sich seinen Traum von der Besteigung des Everest leisten zu können.
     

12. Mai. Stürmische Winde fegen über den Gipfel des Everest. Als
    Krakauer nach dem Sturm von Camp Vier aus den Abstieg begann, drehte er sich bei etwa 7500 Metern um, um sich die oberen Bereiche des Gipfels anzusehen. Dort hatten seine Freunde Hall, Harris, Hansen und Fischer ihr Leben verloren. Namba war auf dem Südsattel umgekommen, nur zwanzig Minuten vom rettenden Lager entfernt.
     

KAPITEL EINS
    Gipfel des Everest
10. Mai 1996
8848 Meter

Man hat beinahe den Eindruck, als sei um die oberen Bereiche dieser großartigen Gipfel ein Kordon gezogen, der von keinem Menschen durchbrochen werden sollte. Tatsache ist, daß in Höhen ab 8.000 Metern die Auswirkungen des niedrigen Luftdrucks auf den menschlichen Organismus dermaßen verheerend sind, daß technisch anspruchsvolles Klettern praktisch unmöglich ist und die Folgen eines leichten Unwetters tödlich sein können; nur bei idealen Witterungsund Schneeverhältnissen besteht die geringste Aussicht auf Erfolg, und eine Seilschaft ist nicht in der Lage, sich beim letzten Kletterstück den Tag auszusuchen...
    Nein, es ist alles andere als überraschend, daß der Everest bei den ersten Vorstößen nicht erobert werden konnte. Im Gegenteil, es wäre schon äußerst erstaunlich und auch bedauerlich, wenn dies der Fall gewesen wäre, denn dies ist nicht die Art großartiger Berge. Vielleicht sind wir ein wenig arrogant geworden angesichts unserer schönen neuen Hilfsmittel, den Eiskrallen und Hartgummischuhen, unserem Zeitalter der mühelosen mechanischen Eroberung. Wir haben ganz vergessen, daß der Berg immer noch die Trumpfkarte hält, daß er nur dann Erfolg gewährt, wenn er bereit dazu ist. Warum sonst behält Bergsteigen nach wie vor seine Faszination ?
    ERIC SHIPTON, 1938
    Upon that Mountain

    Ich stand auf dem höchsten Punkt der Erde, den einen Fuß in China, den anderen in Nepal, und befreite meine Sauerstoffmaske von Eis. Eine Schulter gegen den Wind gestemmt, blickte ich abwesend in die unermeßliche Weite Tibets hinab. Ganz entfernt dämmerte mir, daß die Landschaftsflucht zu meinen Füßen ein überwältigender Anblick war. Von diesem Moment hatte ich monatelang geträumt, von dem Rausch der Gefühle, der ihn begleiten würde. Aber jetzt, endlich hier, tatsächlich auf dem Gipfel des Mount Everest angelangt, fehlte mir ganz einfach die Kraft, überhaupt etwas zu empfinden.
    Es war am frühen Nachmittag des 10. Mai 1996. Ich hatte seit siebenundfünfzig Stunden nicht mehr geschlafen. Die einzige Nahrung, die ich in den letzten drei Tagen hinuntergewürgt hatte, war eine japanische Ramen-Suppe und eine Handvoll Schoko-Erdnüsse. Wochenlange Hustenanfälle hatten mir zwei beschädigte Rippenknochen beschert, die jeden Atemzug zur qualvollen Folter machten. Bei 8848 Metern hoch oben in der Troposphäre gelangte so wenig Sauerstoff in mein Gehirn, daß meine geistigen Fähigkeiten sich auf die eines kleinen Kindes beschränkten. Unter den Umständen fühlte ich so gut wie gar nichts mehr, außer Kälte und Erschöpfung.
    Ich war ein paar Minuten nach Anatoli Boukreev auf dem Gipfel angekommen, einem russischen Bergführer, der für eine kommerzielle US-amerikanische Expedition arbeitete, und kurz vor Andy Harris, einem Bergführer, der wie ich dem von Neuseeland aus organisierten Team angehörte. Boukreev kannte ich eigentlich nur flüchtig; Harris hatte ich
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