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In einer Winternacht

In einer Winternacht

Titel: In einer Winternacht
Autoren: Mary Higgins Clark
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sagte Kate. »Willy, ich habe mich in der Woche, in der ihr verreist wart, schrecklich um sie gesorgt. Sie steht unter großem Druck. Die Stadtverwaltung macht ihr entsetzliche Schwierigkeiten wegen der Kindertagesstätte.«
»Das haben wir uns gedacht«, antwortete Willy. »Ich habe sie vorhin angerufen, aber sie war nicht da und hat sich nicht mehr bei mir gemeldet. Ich hatte eigentlich erwartet, sie heute abend hier zu sehen.«
Als Kate durchs Zimmer blickte, bemerkte sie, daß Linda Baker auf sie zukam. Sie senkte die Stimme. »Ich habe Schwester Cordelia nach der Beerdigung zu mir nach Hause gebeten«, flüsterte sie. »Ich möchte, daß ihr auch kommt. Der Monsignore wird ebenfalls da sein.«
Sie wünschten einander eine gute Nacht, und da Willy ein wenig frische Luft brauchte, um den betäubenden Blumengeruch loszuwerden, beschlossen sie, ein Stück zu Fuß zu gehen, bevor sie ein Taxi anhielten.
»Hast du gemerkt, wie Linda Baker auf uns zustürmte, als sie uns mit Kate reden sah?« fragte Willy, als sie Arm im Arm die Columbus Avenue entlangschlenderten.
»Aber natürlich. Ich muß sagen, daß diese Frau etwas an sich hat, das mich beunruhigt. Außerdem mache ich mir um Cordelia Sorgen. Sie ist auch nicht mehr die jüngste. Und ich denke, sie hat sich mit der Betreuung der Schulkinder ein wenig übernommen.«
»Willy, sie stellt ihnen nur einen warmen Aufenthaltsraum zur Verfügung, bis ihre Mütter von der Arbeit kommen. Wie kann jemand etwas dagegenhaben?«
»Die Stadtverwaltung kann das. Auch wenn es dir nicht paßt, gibt es eben Gesetze und Vorschriften, die die Betreuung von Kindern regeln. Warte mal, ich habe genug von dieser Kälte. Da ist ja schon ein Taxi.«
    3

A
    uch wenn es dir nicht paßt, gibt es eben Gesetze und
    Vorschriften«, wiederholte Schwester Cordelia am nächsten Tag Willys Worte, ohne es zu wissen. »Sie haben mir ein Ultimatum gestellt, den 1. Januar. Pablo Torres von der Baubehörde hat gesagt, er hätte ohnehin schon lange genug beide Augen zugedrückt.«
    Es war ein Uhr, die Totenmesse war vorüber. Bessie Durkin war auf dem Calvary Friedhof neben drei Generationen von Durkins zur letzten Ruhe gebettet worden.
    Willy, Alvirah, Schwester Cordelia, ihre Helferin Schwester Maeve Marie, eine neunundzwanzigjährige ehemalige New Yorker Polizistin, und Monsignore Thomas Ferris saßen am Tisch in Bessies Haus und labten sich an Virginia-Schinken, hausgemachtem Kartoffelsalat und Sauerteigbrötchen, die Kate vorbereitet hatte.
    »Braucht jemand noch etwas?« fragte Kate bescheiden, bevor sie sich am Tisch niederließ.
»Kate, setz dich hin«, befahl Alvirah. Sie wandte sich an Cordelia. »Um was für schreckliche Probleme geht es eigentlich genau?« fragte sie.
Einen Moment glättete sich die sorgenvoll gefurchte Stirn der siebzigjährigen Nonne. Cordelia bedachte ihre Schwägerin mit einem milden Blick und lächelte. »Dagegen kannst nicht einmal du etwas tun, Alvirah. Sechsunddreißig Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren kommen jeden Tag nach der Schule zu uns. Ich habe Pablo gefragt, ob er lieber möchte, daß sie sich auf der Straße herumtreiben, und ich wollte von ihm wissen, was wir falsch machen. Bei uns bekommen die Kleinen einen Imbiß. Außerdem haben wir ein paar vertrauenswürdige ältere Schüler von der Highschool angeworben, die ihnen bei den Hausaufgaben helfen und mit ihnen spielen. Da im Kleiderladen immer erwachsene Helfer arbeiten, sind die Kinder ständig unter Aufsicht. Die Eltern holen sie um halb sieben ab. Natürlich verlangen wir kein Geld dafür. Die Schulkrankenschwestern haben alle Kinder untersucht, die bei uns beaufsichtigt werden, und nicht den kleinsten Grund zur Klage gefunden.«
Seufzend schüttelte Cordelia den Kopf.
»Wir wissen, daß das Haus bald verkauft werden wird«, erklärte Schwester Maeve. »Aber es dauert mindestens noch ein Jahr, bis wir ausziehen müssen. Wir haben das ganze obere Stockwerk, in dem die Kinder sich aufhalten, frisch renoviert, so daß nirgends mehr Verletzungsgefahr besteht. Allerdings genügt das der Baubehörde nicht, da im Haus angeblich vor Jahren bleihaltige Farbe verwendet worden ist. Die Schwester Oberin hat Pablo gefragt, ob er sich einmal andere Kindertagesstätten angesehen und die Zustände dort mit denen bei uns verglichen hätte. Er antwortete, die Vorschriften stammten nicht von ihm. Wir müssen zwei Eingänge haben, und die Feuertreppe zählt nicht.«
»Sie ist zwar so breit, daß fünf Kinder
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