In einer heißen Sommernacht
herunter und lächelte matt. » Ich bin wahrscheinlich eine Ehebrecherin. Ich habe heute Nacht vorsätzlich und bereitwillig eine Sünde begangen.« Ihre Augen wurden feucht. » Ist das Gottes Art, mich zu strafen? Indem ich dich liebe?«
Er berührte ihre Lippen mit den Fingerspitzen, dann zog er sie an sich und sagte: » Nein, Ella, nein. Das ist sein Segen.«
Es war unvermeidlich, dass der Morgen anbrach.
Als der Himmel begann, sich im Osten langsam grau zu färben, wurde Ella wach. Sie blieb jedoch still liegen und genoss die Nähe seines Körpers, das Geräusch seines Atems in der Gewissheit, dass sie, selbst wenn sie hundert Jahre alt werden sollte, den wunderbaren Zauber dieser ganz besonderen Morgendämmerung niemals in ihrem Leben vergessen würde.
Widerwillig weckte sie ihn. Er protestierte stöhnend, aber er wusste, dass er das Zimmer verlassen musste, bevor sie entdeckt wurden. Sie mussten beide kichern, als er im Dunkeln seine Kleider suchte und sein Hemd falsch zuknöpfte, sodass Ella ihm helfen musste, es richtig zu knöpfen.
» Beeil dich«, sagte sie und unterdrückte ein Lachen, während sie ihn zur Tür schob und ihm seine Schuhe gab. » Du willst doch nicht, dass die Dunne-Schwestern dich dabei erwischen, wie du heimlich aus meinem Zimmer schleichst.«
» Woher willst du wissen, dass ich mich nicht heimlich aus ihrem Zimmer geschlichen habe, seit ich hier wohne?«
Das brachte Ella wieder zum Kichern, und sie musste sich den Mund zuhalten, um es zu ersticken. Er nahm ihre Hand weg und versuchte, sie zu küssen, aber sie wich ihm aus. » Geh! Ich möchte ein Bad nehmen, bevor ich den Tag beginne.«
» Fühlst du dich unsauber?«
» Nein, ich fühle mich wund.« Trotz des Dämmerlichts sah sie, dass er grinste. Sie gab ihm einen sanften Klaps auf den Arm und sagte: » Mach nicht so ein selbstzufriedenes Gesicht.« Er küsste sie, bevor sie protestieren konnte, aber als der verspielte Kuss rasch ernstere Formen annahm, schob sie ihn weg. » Wenn du frische Brötchen zum Frühstück haben willst–«
» Ich gehe schon.«
Er war der Erste, der herunterkam. Er hatte sich gewaschen, rasiert und umgezogen. Ella verschlang ihn mit den Augen. Sie konnte nicht genug von seinem Anblick bekommen, und es ärgerte sie jedes Mal, wenn sie während des Frühstücks in die Küche musste.
Sie vermisste Margarets hilfreiche Hand, aber ungeachtet der Gründe für ihre Abwesenheit war Ella auch froh, dass die Magd heute Morgen nicht da war. Margaret hätte sicher die Veränderung in ihr bemerkt, im Haus, in allem.
Die Atmosphäre knisterte bei jedem Blickkontakt zwischen ihr und Mr Rainwater vor unsichtbarer Energie. Wenn sie in seine Nähe kam, hatte sie das Bedürfnis, ihn zu berühren, und es gelang ihr nur unter Aufbietung ihrer ganzen Willensstärke, sich zu beherrschen. Sie wusste, dass er ähnlich fühlte; er sah sie mit unverhohlenem Verlangen an, und seine Augen folgten jeder Bewegung von ihr.
Die Dunne-Schwestern schienen den dramatischen Unterschied zwischen gestern und heute nicht wahrzunehmen, was Ella unglaublich erschien. Für sie war es offensichtlich, dass nichts mehr so roch oder schmeckte, klang oder aussah, sich anfühlte oder war wie noch wenige Stunden zuvor.
Sie hätte schwören können, dass sie spürte, wie ihr Blut durch die Adern pulsierte, als wären die Dämme gebrochen, die es ihr ganzes Leben lang zurückgehalten hatten, gesprengt von Mr Rainwaters Berührungen. Alle ihre fünf Sinne waren geschärft, ihre Nervenenden sensibilisiert. Ihr Körper kribbelte und schmerzte angenehm auf eine Art wie nie zuvor.
Waren diese überwältigenden körperlichen Empfindungen das, was die Pfarrer als » Lust« bezeichneten? Falls ja, wurde Ella klar, warum die Kirche überall auf der Welt davor warnte. Die Lust war stärker als die verführerischste Droge, berauschender als der stärkste Alkohol. Ella verstand nun, wie leicht und bereitwillig man die Kontrolle an die Lust verlieren konnte, bis sie das ganze Leben bestimmte.
Sie hatte nicht geahnt oder sich vorstellen können, dass die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau so atemberaubend süß sein konnte, so labend für Körper, Geist und Seele.
Sie erledigte ihre Arbeiten so rasch wie möglich, damit sie mit ihm und Solly Zeit verbingen konnte. Nach dem Mittagessen dachte Mr Rainwater sich eine Besorgung aus und lud sie und Solly ein mitzukommen. Es war ein Vorwand, damit sie zu dritt das Haus verlassen und den Dunne-Schwestern
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