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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land
Autoren: Minouche Moser
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Wimpernschlag, ein paar geplapperte Nichtigkeiten und schon war ich bei: „Was machst du so beruflich?“ angelangt. Das erregte noch kein Aufsehen und übermütig wollte ich die religiöse Gesinnung aus der potentiellen Neuerrungenschaft herauskitzeln. Viel mühsamer war das Aufspüren seiner Kaste oder sozialen Stellung, im Erfragen des Jahreseinkommens schließlich stieß ich an Grenzen und vergraulte ihn beim Einfordern des Horoskops endgültig. Ich wagte gedanklich noch einen letzten Vorstoß und offenbarte ihm die Mitgift, mit welcher ich die Ehe kaufen würde.
    Vermutlich würde ich dann als „Die Verrückte“ in seiner Erinnerung einen Platz einnehmen und bewiesen haben, wie mühsam Kulturen mischten; dass kulturell gegensätzliche Ehen ganz schön umständlich sein konnten.
    Dergleichen verlief nicht nur in Sri Lanka, sondern in weiten Teilen Asiens hingegen mehr als unaufregend – vielleicht, weil die Werbung nicht in einer Bar und persönlich, sondern über Vermittler stattfand.
    Hatten die einander Zugedachten alle Prüfungen bestanden, stellte die Hochzeit den Höhepunkt für Eltern und Kinder dar. Nicht selten verbrauchten sie darüber ihre letzte finanzielle Reserve. Vor der Feier jedoch musste so einiges abgeklärt werden! Zum Beispiel das astrologisch perfekte Datum für die Hochzeit. Jenes musste auf jeden Fall außerhalb des Monats Juli liegen, denn heiraten im Juli brachte Unglück.
    Unglücklich konnte übrigens so einiges ausgehen und bedachte ich, wie selbst mir eine kurze Schreckenssekunde in die Glieder fuhr, wenn eine Katze von links oder rechts (ich weiß immer nicht so genau, von welcher Seite das Unglück kommt und erschrecke vorsichtshalber mal beidseitig) meinen Weg kreuzte, dann wusste ich, dass ich aus dem auf der Insel intensiv gelebten Aberglauben als psychisches Wrack herauskommen würde.
    Neugierig geworden kaufte ich die entsprechende Literatur und las mir alle möglichen Unglücks- und Glücksbringer an. Die daraus entstandenen „Do's and Dont's“ wirkten sich wieder einmal auf mein fantastisches Vorstellungsvermögen aus und ich malte mir aus, was das Beinahe-Ehepaar vor der Hochzeit so alles beachten sollte, wollte es die voreheliche Zeit noch gut überstehen. Begeistert trug ich eine Ansammlung von möglichen Unglücksboten zusammen, die einer glücklichen Hochzeit in die Quere kommen könnten. Da war zum Beispiel die Sache mit den Hunden, die es mir besonders angetan hatte, weil jene so zahlreich durch die Gegend streunten: Zog das Heulen der Hunde nachts ins Schlafzimmer, folgte bei Fuß der böse Geist.
    Und wer wollte schon missgestimmte Geister auf der Gästeliste stehen haben?!
    Ich blätterte weiter und fand das nächste Unglück bei den Schlangen, die von der Insel nicht wegzudenken waren. Regelmäßig krochen jene aus dem Dschungel und in unbewohnte Häuser, gelangten aber auch schon mal in einen bewohnten Garten, wo sich Mensch und Tier heftig über einander erschraken.
    Das alleine, fand ich, war schon sehr aufregend, denn erschrockene Schlangen bissen ja bekanntlich gerne auch mal giftig zu!
    Noch aufregender war es, wenn man sich an den Aberglauben hielt und an einem Dienstag oder Donnerstag vor einer Schlange erschrak.
    An diesen Tagen durften Kobra und Konsorten unter keinen Umständen getötet werden.
    Tat man es doch, wurde man karmisch bestraft.
    Was tun?, fragte ich mich und sucht nach Lösungen. Entweder, sinnierte ich, die Abergläubischen wehrten sich nicht und wurden gebissen, oder aber sie schlugen trotzdem zu und hofften, dass das unerbittliche Karma mildernde Umstände wegen Notwehr geltend machte. Wurden sie gebissen, so wäre es erstrebenswert, wenn sie in ihrem Leben schon einmal von einer (unter Umständen tödlichen) Wasserschlange gebissen worden waren.
    Dann nämlich war man gegen jegliches Schlangengift immun!
    Sollte ich mir vielleicht auch überlegen, schließlich brüteten einige Kobras auf Nachbars Grundstück.
    Ich stieß noch auf weitere Omen. Diesmal Vorboten, die bei einer möglichen Anreise des Brautpaares zur Hochzeit unbedingt beachtet werden sollten. Zum Beispiel sei es günstig, den Tag der Anreise auf einen Donnerstag zu legen – außer der Astrologe schloss diesen Tag dafür aus, dann werde es problematisch.
    Ganz im Bann der Omen legte ich Seite um Seite um und suchte fieberhaft nach einer Lösung für diese unerwartet aufgetretene Anreisekomplikation. Da! Man könnte in diesem Falle donnerstags eine Frau auftreiben,
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