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In einem leuchtend schoenen Land

Titel: In einem leuchtend schoenen Land
Autoren: Minouche Moser
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gegoogelt und allein-stimmig des Mordes überführt hatte.
    „Die werfen ihre Früchte wahllos auf harmlose Passanten ab“, behauptete ich. „Und stell dir mal vor, dieser Passant ist eines deiner Kinder!“
    Für diese Vorstellung ließ ich ihm allerdings keine Zeit, war schon im nächsten Schreckensszenario angekommen.
    „Auf Sri Lanka gibt es eine Vielzahl an Schlangen“, redete ich mir selbst ein Schaudern ein: „Giftige Schlangen!“
    Jene, malte ich mein Schaudern weiter aus, spritzten dem spielenden Nachwuchs ihr Gift in den großen Zeh und überdies, erschrak ich beim Blättern durch das Furcht einflößende Tierlexikon, könnte ein auf der Insel ansässiges Krokodil eine Vorliebe für zartes Kinderfleisch entwickelt haben.
    „Oder ein Stachelrochen sticht zu und eine Elefantenherde…“ Bei den Gefahren der Elefanten hob Andreas entschieden die Hand und bestimmte: „So wird das nichts!“
    „Ja warum denn nicht?“, wunderte ich mich ehrlich und fügte hinzu: „Jetzt, wo ich gerade so richtig in Fahrt bin!“ – und versank andächtig in unserer unergiebigen Tabelle.
    Mir war gerade etwas Wichtiges eingefallen!
    „Siddhartha“, seufzte ich und hatte Hermann Hesses Erfolgsroman im Sinn, dessen Weisheiten in mir das auslösten, was Wind und Wellen in Andreas ausgelöst hatten. Meine Träumerei führte zu einem verklärten Plus und folgender Aussage: „Ich könnte dort im buddhistischen Kloster meditieren“ – und wähnte mich schon orange gekleidet erleuchtet. Über der Vorstellung einer heiligen Ehefrau lachte Andreas Tränen und konnte sich auch nicht mit Hilfe meines todbringenden Blickes wieder einkriegen. Entschuldigend zuckte er mit den Schultern und warf sich zur Beruhigung Süßwasser ins Gesicht.
    „In den Tempel!“, korrigierte ich giftig, sah meine Seele Omm-brummend gen Himmel schweben, erinnerte mich noch brummend an den damals noch schwelenden Bürgerkrieg zwischen den Tamilen und den Singhalesen und somit an einen Krieg, den man unter anderem auf Buddhas Schultern legte.
    Mein schwebendes Innenleben krachte auf den Boden der Tatsachen und wieder einmal stand es unentschieden!
    „Mal schaun!“, beendete der Ehemann endgültig den fruchtlosen Denkprozess und wandte sich anderen Joboptionen zu.
    Die Joboptionen führten immer wieder nach Sri Lanka und in unsere Bewertungstabelle zurück, die unermüdlich neue Resultate ausspuckte. Erst hatte der unterzeichnete Waffenstillstandsvertrag den Bürgerkrieg neutralisiert, dann wiederum sorgte ein explodierter Selbstmörder in der Inselhauptstadt Colombo für Unsicherheit. Ernüchtert schoben wir unseren kläglichen Versuch, einmal in unserem Leben mit Struktur, und nicht ausschließlich mit einem Bauchgefühl eine Entscheidung zu fällen, beiseite und wandten uns reumütig der vernachlässigten Intuition zu.
    Der Intuition folgend unterschrieb Andreas den Vertrag mit Sri Lanka und wir flogen im Jahre 2004 zehntausend Kilometer um die Erdkugel, hauchten beim Landeanflug mit platt gedrückten Nasen „Ah“ und „Oh“ ans Airbusfenster und hatten das erste Mal in unserem Leben einen Überfluss an Fauna und Flora vor Augen, schwebten im Landeanflug über dichtes Dschungelgrün, welches uns in voller Blüte willkommen hieß. Der Dschungel war aber nicht die einzige unbekannte Größe, die uns erwartete. Streng genommen ist dieses Buch weder ein Reiseführer, noch ein Inselbericht, sondern ein mehr als zweihundert Seiten langes Staunen. Das führt dazu, dass ich mich über weite Strecken im Zustand höchster Verwirrung befinde und lächle, wenn ein ernstes Wort angebracht wäre und ernste Worte anbringe, wenn ein Lächeln notwendig gewesen wäre.
    Alles in allem hat es mich weitaus mehr als zweihundert Buchseiten gekostet, bis ich mich im srilankischen Alltag zurecht finden, und deutsche Genauigkeit zugunsten des Drehbuchautors „Leben“ ablegen konnte, welcher annähernd für jede Szene „Es kommt immer anders, als man denkt“ vorgesehen und trotzdem für jede Episode ein Lächeln eingeplant hat.
    Ein Drehbuch, welches ich hier subjektiv und so wiedergegeben habe, wie es sich für mich über die Jahre angefühlt hat.

1. Touristen machen Alltag
    Als wir uns an den tropischen Temperaturen, Pflanzen und der Freundlichkeit satt gesehen und gefühlt hatten, wurde es Zeit, unser Lotterleben im Hotel zu beenden und nach einem Zuhause für uns und den demnächst eintreffenden Hausrat Ausschau zu halten. Viel Ahnung von unserem kleinen
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